In 1984 gibt es ja eine zentral durchdachte Strategie der Sprachplanung. Political Correctness betreffend halte ich das nicht für maßgeblich, sondern sehe, was negative Auswüchse betrifft, eher eine darunter liegende Dynamik die v.a. durch Unbewusstheit entsteht. Anders gesagt: Die Dynamik darunter ist in gewisser Weise natürlich, einfach weil Menschen nicht perfekt sind und die meisten jede Menge Probleme mit sich herumschleppen die sie zum Teil nicht wirklich kennen und oft auch verbergen "müssen". Das ist sozusagen der Normalzustand fast aller. Wenn dann Druck dazu kommt, v.a. wenn dieser Druck kollektiv ist, reagiert ein Kollektiv ganz ähnlich wie es Individuen auch tun und hysterisch-emotionale Kommunikation ist einfach die Symptomatik einer weitgehend unbewussten und überforderten Gesellschaft. Und genau wie zwei Individuen sich gegenseitig hochschaukeln können, v.a. wenn sie mit einer Druck-Situation konfrontiert sind, läuft das auch gesellschaftlich. Ein großes Problem ist dann ein Mangel an Aufrichtigkeit, denn die lässt sich nur verbergen wenn eben nicht in die Tiefe diskutiert wird - weshalb viele genau das nicht wollen und Oberflächlichkeit vorziehen. Die negative Seite vermeintlicher Political Correctness erfüllt diese Funktion, denn sie ist ein Ausweg. Es ist wesentlich einfacher mittels irgendwelcher Vorwürfe zu attackieren und die Gegenseite vermeintlich zu diskreditieren, als sich mit Argumentationen auseinander zu setzen die auch persönlich den Spiegel vorhalten und Selbstbilder zusammenstürzen lassen würden.
Es gibt eine ganz einfache Grundformel: Nichts ist wichtiger als das gewünschte Selbstbild möglichst in Übereinstimmung mit der vermuteten Außenwahrnehmung zu bringen. Viele machen ihre Wunschvorstellung des Selbstbilds davon abhängig wovon sie glauben das andere es nicht ablehnen - und das ist ein Teufelskreis der Eitelkeiten aus Unbekannten und auf Sand gebaut. Simpler gesagt: Es geht selten wirklich ums Thema, sondern hauptsächlich um persönliche Befindlichkeiten und einen Mangel an Mut die eigene Ansicht einfach nur gradlinig und möglichst präzise auszudrücken, egal was andere davon halten. Deshalb sind Diskussions-Verläufe von der Dynamik her oft auch sehr austauschbar. Hysterie und Emotionalisierung ist (unbewusst) gewünscht, weil sachliche Tiefe Selbstbilder entlarvt.