Ich bin nicht religiös.
Aber so wie du es darstellst, stört die Religion die Esoterik. Also müssten Esoteriker (das kann nicht genau definiert werden trotz Wikipedia etc. ) erst ihre Glaubensvorstellungen, und die haben viele, über Bord werfen. Um dann sich besser spirituell entwickeln zu können?
Nein, falsche Interpretation. Denn auch die Religion betreibt ja (in manchen Facetten, aus altem Wissen heraus das nicht verfremdet wurde) spirituelle Entwicklung. Merkt man z.B. in manchen christlichen Orden, dass hier eine sehr grosse spirituelle Entwicklung stattfindet. Aber, und das ist die Krux an der Geschichte ... gerade das Christentum (und mithin eben in Europa) hat sehr früh den Weg von der Religion (= ethische Basis für ein Volk) in eine "staatstragenede" Machtposition erreicht. Und ist damit mehr auf Sachebene als in die spirituelle Entwicklung gegangen. Ein Priester ist heute eher ein "Ritualbeamter", als ein spirituell entwickelter Mensch. Nicht einmal mehr Kirchen werden seit der Neugothik mehr nach energetischen Grundsätzen gebaut, weil es die Menschen einfach nicht mehr wissen (bzw. die Kirchen damals zur "Bekehrung" auf alten heidnischen Kraftplätzen gebaut wurden).
Ähnliches gilt auch für den Hinduismus. Wobei dort nicht so viel der energetischen Grundlagen zerstört sind wie in den aus dem jüdisch-arabischen abgeleiteten Religionen (Judentum, Christentum, Islam).
Das Gegenteil sieht man im Buddhismus, der auf Grund der absolutistischen Herrschaft und des Kommunismus nie eine staatstragende Rolle bekommen hat, damit kaum Macht hat, und immer ein Volksglaube geblieben ist (was auch in Europa seine Anziehungskraft ausmacht).
Der Unterschied ist nur ... die Religion geht primär aus der Spiritualität in (energetische) Rituale (was wir ja z.B. auch im Schamanismus finden). Während die Esoterik/Energetik eben mit Spiritualität als Grundlage in die Heilarbeit geht, also in die direkte praktische Anwendung für den Menschen.
D.h. niemand muss seine Glaubensvorstellungen über Bord werfen. Sie können ohne weiteres als Anker dienen, um die Energiearbeit zu machen. Wenn ich halt irgendeinen Erzengel, Mohammed oder Buddha als Anker brauche um meine Energie zu fokussieren, dann soll das sein. Aber mit jedem Glauben schleppt man halt auch ein ganzes Paket von Glaubenssätzen, Regeln, Werten mit sich herum, die in Summe dann eher ein Glaubensgerüst bilden und dann halt den Blick auf's Wesentliche sehr stark verschleiern bzw. sogar kontraproduktiv sein können.
Und noch weitaus schlimmer wird's dann, wenn sich Leute halt aus unterschiedlichen Richtungen "ihr" Glaubensgerüst zusammenbasteln, was letztlich nur ihre eigene - und oft nicht so besonders stabile - Persönlichkeit erklären soll.