Du bist also nur Meinung, dass sich Paare, die sich nicht mehr verstehen wegen der Kinder zusammenbleiben sollen.
Hier wurde der Inhalt meiner Zeilen sehr unvollständig reproduziert... Ich habe geäußert, dass ich der Meinung sei, dass die Eltern zuerst versuchen sollten, ihre partnerschaftlichen Konflikte und Differenzen zu lösen, z. B. mittels einer Paartherapie, bevor sie sich für eine Scheidung entschließen. Ja, das halte ich für sehr sinnvoll.
Erläutere doch mal, warum alleinerziehende Mütter/Väter die scheinbar schlechteren Eltern sind und was so positiv an Eltern ist, die nur wegen der Kinder zusammenbleiben. Und bitte keine "Studien", sondern deine persönliche Meinung.
Hier spielt natürlich auch das Alter des Kindes eine Rolle. Ich bin der Auffassung, dass Verluste in der frühen Kindheit eines Menschen in den meisten Fällen negative Konsequenzen haben. Entfällt der Vater oder die Mutter, verschwindet zugleich eine emotionale Bezugsperson des Kindes. Das kann die Entwicklung einer stabilen Objektpermanenz extrem stören. Das Kind kann unter Umständen das Vertrauen in soziale Beziehungen völlig verlieren und später das Eingehen monogamer Partnerschaften vermeidend abwehren oder aber zum Klammern oder zur pathologischen Eifersucht tendieren aufgrund unbewusster Verlustängste. Die zuletzt genannten Verhaltensmuster wären jedoch in höchstem Maße kontraproduktiv und entfernten den Partner zunehmend vom Klammernden oder krankhaft Eifersüchtigen.
Ein weiterer negativer Faktor ist die Trennung als solche. Denkst Du denn nicht, dass das Kind, das bei einem Elternteil zurückbleibt, den jeweils anderen vermisst, traurig und sehnsüchtig ist? Stellt denn die Erschütterung des familiären Fundaments nicht zugleich auch ein Beben in der Psyche des Kindes dar?
Manche Leute halten entgegen, dass es auch "kindgerechte" Scheidungen gebe. Das mag ja für den Einzelfall auch zutreffen, doch bleiben wir mal realistisch: Wie oft ist dies der Fall? Selten. Oftmals trennen sich die Eltern in gegenseitigem Hass voneinander, weil Enttäuschungen, Verletzungen und Kränkungen dem Zerwürfnis der Eheleute vorausgingen. Es wird ein wahrer Scheidungskrieg geführt - auf emotionaler und juristischer Ebene. Schlimmer noch: Die Elternteile degradieren sich gegenseitig vor ihren Kindern, so dass gleichzeitig spezielle psychische Komponenten der Kinderseele herabgesetzt werden, denn bekanntlich identifizeren sich die Kinder mit ihren Eltern, übernehmen von ihnen Eigenschaften, väterliche wie mütterliche Aspekte. Diese Anteile der Identität des Kindes erfahren eine massive Entwertung durch die Lästereien und die chronischen Streitigkeiten. Was ebenfalls nicht irrelevant ist: Die Gefahr, von einem Stiefvater sexuell missbraucht zu werden, ist sechs- bis siebemal höher als durch den leiblichen Vater. Im Leben der Mutter gibt es sicherlich irgendwann neue Männer... Freilich kann man hier nichts pauschalisieren, aber es sollte auch nicht einfach ignoriert werden.
Dass die Kinder Alleinerziehender einen niedrigeren sozioökonomischen Status aufweisen, tritt auch noch hinzu. Aber auch dieses Faktum ist eher von sekundärer Relevanz. Das Wichtigste habe ich oben geschildert.
PS: Und wenn das Kind von vornherein ohne zweiten Elternteil aufwächst, es die Trennung also nicht bewusst erlebte, ist dies ebenfalls fatal. Denn wir wissen ja, dass ein Kind Mutter und Vater braucht, um zu gedeihen. Für die Identitätsbildung des Kindes ist es essenziell, dass Mutter und Vater als gegengeschlechtliche Pole zugegen sind. Die Unklarheit bezüglich des anderen Elternteils wird ein enormes Fragezeichen in die Seele des Kindes pressen!