Das scheint mir wohl bei jedem System so. Oder wie soll man das sonst nennen, was beim Kapitalismus passiert? Da sieht die Praxis mittlerweile leider auch ganz anders aus als die Theorie. Und da wird auch ganz vielen Leuten etwas weggenommen, weswegen ich die Bezeichnung Raubtierkapitalismus auch ganz angemessen finde.
Da wird vor allem der Menschheit an sich was weggenommen. Ob da irgendwelchen Leuten irgendwas weggenommen wird, das sind nur Neid-Geschichten, die interessieren mich nicht.
Es passiert was viel schlimmeres: es wird die Qualität weggenommen, und das schadet allen.
Frag mich jetzt bitte nicht, wie Kapitalismus genau zu definieren wäre. Ich jedenfalls verstehe es so: jemand hat eine geniale Idee für ein Produkt. Um das zu produzieren, braucht er eine Frabrik. Also leiht er sich Geld, um die Fabrik zu bauen.
Nun muss man die Verkaufserlöse aufteilen, denn nicht nur die Arbeiter sollen etwas von ihrer Arbeit haben, sondern der Entrepreneur, der die Idee hatte und die Initiative und den Elan, um es durchzuziehen, soll natüerlich auch etwas davon haben. Und die Geldgeber, die das Risiko des Totalverlusts eingegangen sind, sollen dafür auch belohnt werden.
Das ist da mein Verständnis von Gerechtigkeit. Von den Marxisten hab ich gehört, dass es gerechter wäre, wenn man den Firmengründer enteignen und ans Fließband stellen würde, aber das kann ich nicht nachvollziehen.
Nun ist aber in diesem sog. Kapitalismus ein Fehler passiert, und das hab ich auch erst später mitgekriegt. So wie ich das jetzt beschrieben hab, ist der Zweck eines Unternehmens, dass man zuvor eine gute Produktidee hatte, und diese realisieren will. Laut der Betriebswirtschaftslehre jedoch ist der Zweck eines Unternehmens, dass der Gewinn maximiert wird.
Das halte ich für grundfalsch, denn damit geht das wesentliche verloren: damit ist das Produkt egal, die Qualität egal, die Kunden egal, die Umwelt egal, die Mitarbeiter egal, kurzum, alles ist egal, hauptsache die kohle stimmt.
Ich weiss nicht wie man das in den Griff kriegen könnte - meine Überlegungen gehen in die Richtung, dass man Rechtsformen verbieten sollte, in denen niemand mehr als Mensch persönlich für das Treiben eines Unternehmens verantwortlich ist.
Und warum soll es deiner Meinung nach nicht gehen, dass gerechter verteilt wird?
Da zitiere ich mal Dostojewski.
Für den Menschen gibt es keine unabänderlichere und qualvollere Frage als die, wie man, wenn man freigeblieben ist, so schnell als möglich jenen findet, vor dem man sich niederwirft und ihn anbetet.
Und dann:
Die Freiheit, der freie Geist und die freie Wissenschaft werden sie zu solchen Irrwegen führen, dass die einen von ihnen, nämlich die Aufsässigen und Wütigen, sich selber umbringen werden, während die anderen, die zwar Aufsässigen aber Schwachen, sich gegenseitig umbringen werden, die dritten aber, die übrigbleiben, die Schwachen und Unglücklichen, zu unseren Füßen kriechen und wehklagend uns anrufen werden: rettet uns vor uns selber! Indem sie nun das Brot aus unseren Händen entgegennehmen, werden sie natürlich klar erkennen, daß wir ihr eigenes Brot, das sie mit ihren eigenne Händen erarbeiteten, ihnen fortnehmen, um es unter sie zu verteilen.
An diesen Statements ist ne menge dran, es ist nur nicht ganz leicht zu erfassen. Auf ner banaleren Ebene heisst es, im Mensch steckt ein Schweinehund. Gib einem idealistischen Linken eine Position wo er Macht hat, und er wird sie ruckzuck mißbrauchen. Guck dir an was für mediengeile Oberlehrer die Grünen geworden sind.
Wenn Du verteilen willst, dann heisst das, das muss jemand tun. Und wer schützt den dann davor, zu korrumpieren?