Massenauswanderung
Wie Deutschland den Menschenhandel mit jungen Leuten aus südeuropäischen Krisenstaaten unterstützt
Die arbeitslose Jugend in den europäischen Krisenländern soll durch Ausbildungsmaßnahmen fit gemacht werden. Wo sie dann arbeiten soll, das sagt der Projekttitel „Mit Deutsch in den Beruf“
. Duale Ausbildung steht jetzt für eine neue Art von Dualität: im Süden ausgebildet, in Deutschland produzierend.
Bestens qualifizierte Südeuropäer sind in den vergangenen fünf Jahren zu Hunderttausenden nach Deutschland ausgewandert. Auf kurze Sicht verspricht das eine allseits willkommene Lösung. Die Regierungen der Krisenländer fertigen ihre arbeitslosen jungen Menschen mit Exportziel Deutschland ab. Deutschland kann sich so für die Kosten eines Sprachkurses mit Krankenpflegern, Ärzten, Maschinenbauern und anderen Facharbeitern versorgen, die in ihren Ursprungsländern während der Ausbildung die Ersparnisse ihrer Eltern und die spärlichen Bildungsressourcen erschöpft haben. Frisches Blut fließt billig aus dem Süden nach Deutschland, während deutsche Anleger, allen voran Frührentner und Golfspieler, zunehmend in spanische, portugiesische und griechische Feriendomizile investieren.
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Ohne ihre qualifizierten jungen Menschen und nach der Abwanderung einer ganzen Generation sind Länder wie Portugal, Spanien und Griechenland langfristig verurteilt. Wozu, kann man sich in der Nähe Madrids ansehen. Dort entsteht ein riesiges Las-Vegas-Imitat, die Investoren hinter den neuen Kasinos kommen aus China, Russland, Südamerika und den USA. Sie sind ebenso wie die gut betuchte Klientel aus Übersee, die später zum Zocken nach Madrid jetten wird, Zielgruppe des „Goldenen Visums“, das Spaniens Regierung in diesem Jahr aufgelegt hat: Wer eine der Hunderttausenden leerstehenden Wohnungen kauft, der erhält dafür ein Aufenthaltsrecht und Zugang zum Schengenraum. Bürgerinitiativen vor Ort wehren sich vergebens gegen die drohende Phalanx aus mafiösen Glücksspielbanden und der ihnen immer folgenden Prostitutionswelle. Internationale Mafiaorganisationen nehmen den Süden Europas in Beschlag, wo es alte Menschen, mutlose Erwachsene und Touristen gibt, aber kaum Widerstand. Wegen der Krise sei „Spanien zur Hure” geworden, sagte der ehemalige spanische Ministerpräsident Felipe González.
Wenn der Süden die Hure ist, dann sind die vergoldeten Spielhallenkapitalisten aus Übersee die Freier. Die Zuhälter muss man in Brüssel und Berlin suchen.
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