Organtransplantationen

Hier sind nochmal die Kriterien, wie sie derzeit in Deutschland gängig sind, aufgelistet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod#Kriterien

Wikipedia schrieb:
Bevor die Untersuchungen zur Hirntodfeststellung eingeleitet werden, müssen folgende Voraussetzungen überprüfbar erfüllt sein:[5]

Vorliegen einer akuten primären oder sekundären Hirnschädigung,
Ausschluss einer anderen Ursache oder Mitursache für einen (eventuell nur zeitweiligen) Ausfall der Hirnfunktionen (z. B. Vergiftung o. a.).

Klinische und apparative Kriterien sind zu unterscheiden. Die klinischen Kriterien müssen zum Beweis des Hirntodes zwingend nachgewiesen sein. Dies sind:

der Verlust des Bewusstseins (Koma),
eine Areflexie des Hirnstamms (z. B. mittel- bis maximal weite und lichtstarre Pupillen, fehlende Schmerzreaktion im Trigeminusbereich, fehlender Lidschlussreflex, Puppenkopfphänomen, fehlender Schluck- und Hustenreflex), wobei autonome Reflexe auf Rückenmarksebene erhalten sein können,
der Verlust der Spontanatmung (Apnoe).

Fehlende Hirnperfusion in der Hirnperfusionsszintigrafie

Durch eine erneute Untersuchung der klinischen Kriterien nach festgelegter, adäquater Wartezeit (12, 24 beziehungsweise 72 Stunden je nach Alter und Lokalisation der primären Hirnläsion) oder durch eine ergänzende apparative Untersuchung wird bewiesen, dass es sich um einen unumkehrbaren Ausfall aller Hirnfunktionen (also um Hirntod) handelt. Zu diesen apparativen Kriterien gehören:

ein Null-Linien-Elektroenzephalogramm (EEG). Die EEG-Untersuchung soll in Anlehnung an die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie durchgeführt werden. Ergibt die EEG-Ableitung über einen Zeitraum von mindestens dreißig Minuten eine hirnelektrische Stille, also ein sogenanntes Null-Linien-EEG, so ist die Irreversibilität des Hirnfunktionsausfalls ohne weitere Beobachtungszeit nachgewiesen.
ein mittels zerebraler Hirnperfusionsszintigraphie oder Doppler-Sonographie festgestellter Durchblutungsstopp in allen hirnversorgenden Gefäßen. Bei der Perfusionsszintigraphie wird eine schwach radioaktiv markierte Substanz injiziert und ihre Verteilung im Gehirn verfolgt. Bei intakter Hirndurchblutung lässt sich die Markierungssubstanz über Stunden in den durchbluteten Hirnregionen nachweisen. Bei einem Hirntoten hingegen stellt sich die Schädelhöhle infolge eines Abbruchs der gesamten Hirndurchblutung „leer“ dar. Bei der Dopplersonographie werden die Hirnbasisarterien beschallt. Anhand der Reflexion des Schallsignals wird die Blutflussgeschwindigkeit in den Hirngefäßen gemessen. Die Dopplersonographie darf nur von einem hierin erfahrenen Untersucher vorgenommen werden und muss mindestens zweimal im Abstand von wenigstens 30 Minuten erfolgen.
der Ausfall der akustischen oder somatosensiblen evozierten Potentiale bei einer primären Läsion des Großhirns und bei einer sekundären Hirnschädigung (Sauerstoffmangel des Gehirns z. B. nach Wiederbelebung des Herzens). Dabei ist die Reizantwort des Gehirns auf einen peripheren Nervenreiz unumkehrbar aufgehoben. Evozierte Potentiale sind hirnelektrische Potentialschwankungen auf akustische (AEP, akustisch evozierte Potentiale) oder elektrische (SEP, somatosensibel evozierte Potentiale) Reize.

Die klinischen Kriterien zum Nachweis des unumkehrbaren Ausfalls der Hirnfunktion müssen in der Bundesrepublik Deutschland zu verschiedenen Zeitpunkten von verschiedenen Ärzten, die nach den Kriterien der Bundesärztekammer über „eine mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen“ verfügen müssen, bestätigt werden, um den Hirntod zweifelsfrei festzustellen. Sollen dem Patienten nach der Feststellung Organe entnommen werden, so muss die Feststellung des Hirntods durch Ärzte erfolgen, die nicht an der Organentnahme oder der Transplantation beteiligt sind. Eine zusätzliche apparative Untersuchung ist nur in den Fällen zwingend erforderlich, in denen die primäre Schädigung im Bereich des Hirnstamms oder des Kleinhirns lag (primär infratentorielle Hirnschädigung). Die apparative Zusatzuntersuchung kann jedoch als Beweis der Irreversibilität der klinischen Ausfallsymptome die Wartezeit verkürzen.

In der Informationsbroschüre Kein Weg zurück … des Arbeitskreis Organspende wird folgende Aussage gemacht:[6]

„Es ist richtig, dass die unübersehbare Vielzahl von Hirnfunktionen nicht durch klinische oder apparative Untersuchungen in ihrer Gesamtheit erfasst werden kann. Dies ist aus medizinischer Sicht auch unnötig. Vielmehr soll durch die Hirntoddiagnostik die Vollständigkeit und Endgültigkeit einer Schädigung des Gehirns als funktionierendes Ganzes festgestellt werden. Die Gültigkeit dieses Konzepts ist empirisch begründet, d. h. durch Erfahrung an vielen Tausend von Hirntod-Fällen belegt. Es erhebt nicht den Anspruch, den Tod jeder einzelnen Hirnzelle nachzuweisen.“

Wie ich mehrfach schrieb: Ich will mich nicht gegen eine Verschärfung der Kriterien stellen... aber auch nicht wehement dafür kämpfen, da diese aktuellen Kritierien in Deutschland, wie sie sich für mich darstellen, soweit ausreichend sind, dass ausgeschlossen ist, dass ich wieder erwache.

Wem sie nicht ausreichen, kann sich gegen die Möglichkeit der Spende entscheiden. Niemand wird ihnen einen Strick draus drehen.
 
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Wem sie nicht ausreichen, kann sich gegen die Möglichkeit der Spende entscheiden. Niemand wird ihnen einen Strick draus drehen.

Jo, wie auch, ist ja freiwillig, zumindest hier in D.

In Österreich finde ich es schon krass, extra ein Schriftstück bei sich zu führen. aber gut, kann man ja vorher recherchieren und dann eins mitnehmen.

Mir reicht das alles nicht, ich fühle mich alles andere als aufgerufen, noch ist mir all das sonderlich sympathisch und solange die Medizinwirtschaftsbranche ihre Skandale nicht in den Griff kriegen und sogar Kliniken deshalb schließen müssen, ist das für mich ein Mangelhaft. Ich bin auch gespannt auf das Urteil, scheinbar ist da online noch nichts aufzufinden (zu dem aktuellen Skandal in Deutschland).

LG
Any
 
Hier ist ein wirklich gut geschriebener Artikel zum Thema Hirntod aus der Zeit:

http://www.zeit.de/2012/15/M-Hirntod

Und da wird auch klar, dass der echte Hirntod nur mit einer MRT-Untersuch8ung festgestellt werden könnte. Denn, die üblichen EEG-Untersuchungen sind nur bedingt aussagekräftig.

Die MRT-Untersuchung wird aber, aus wirtschaftlichen Gründen, nicht gemacht.

Und solange das so ist, bestimme ich über meine Organe. Die bleiben drin.

Denn, wenn ich dem Gesundheitssystem den Aufwand einer MRT-Untersuchung nicht wert bin, sollen sie wo anders spielen.

Aus dem Bericht:

Angenommen, die Angehörigen der Frau erfahren nun, dass sich die klinischen Hirntod-Tests ausschließlich auf Hirnstamm und Großhirn beziehen. Das EEG misst die Aktivität der oberen Schicht des Gehirns direkt unter der Schädeldecke. Zeigt es eine Nulllinie, heißt das ja nur, dass kein Bewusstsein mehr vorhanden ist, weil Bewusstsein Großhirnaktivität erfordert. Es heißt nicht, dass zwischen Großhirn und Hirnstamm keine Aktivität mehr stattfindet.

Die entscheidenden Strukturen für das Bewusstsein sind, aus neurologischer Sicht aber eben die oberflächlichen Strukturen, die mit dem EEG erfasst werden. Darunter dominieren Axone, also sowas wie die Kabel, die den Strom weiterleiten. Das bezieht sich zunächst hauptsächlich auf das Telencephalon.
Die Funktion des Hirnstammes kann man ja mittels Abpnoe-Test nachweisen.

Man sieht das bei Patienten, bei denen nach Unfall durch Blutung im Gehirn der Hirndruck steigt. Dadurch wird das HIrn gequetscht und der Bereich des Atemzentrums im Foramen Magnum (der großen Öffnung im Schädel eingequentscht). Dadurch wird das Atemzentrum langsam ausgeschalten. MAn kann beobachten, dass der Patient aufhört zu atmen, dann wieder einige tiefe Atemzüge macht (etwa wie beim auftauchen) und dann wieder aufhört zu atmen. Dieses Atemmuster ist ein ganz typisches klinisches Zeichen für beginnende Schädigung der Neuronen im Stammhirn. Diese Apnoephasen werden dann immer länger, bis irgendwann keine Atmung mehr erfolgt (wenn man nicht rasch handelt. Dann bleibt der Atemantrieb auch weg, weil/wenn das Stammhirn so geschädigt ist, dass es sozusagen entfunktionalisiert ist. Dann wird dieser Körper nie wieder spontan atmen.)

Weiter angenommen, die Frau würde vom Kreiskrankenhaus in ein Universitätsklinikum der nächstgelegenen Großstadt transportiert. Dessen neurochirurgische Abteilung ist ausgestattet mit einem PET-Scanner und einem funktionalen Magnetresonanztomografen (MRT). Und schließlich angenommen, nach Tests mit PET und MRT würde tatsächlich eine Aktivität der Nervenzellen in den tiefer liegenden Hirnarealen der Frau gemessen – je besser die bildgebende Technik, desto wahrscheinlicher die Entdeckung von noch lebenden Neuronen in Hirnstamm oder Kleinhirn. Ist das Gehirn der Frau also doch nicht tot? Sollen die Angehörigen der Entnahme des Herzens jetzt zustimmen?

Meiner Meinung nach, ist das kein Grund nicht zuzustimmen. Das Hirn ist, in der beschriebenen Situation tot. Daran ändern auch Restzündungen einzelner Neurone nichts, weil das für eine Funktion des HIrns nicht ausreicht. Auch wenn einzelne Teile in der Asche noch glühen ist das Feuer aus.

An diesem Punkt wird die Frage nach Leben oder Tod zum Dilemma. Was ist noch Leben? Wann ist der Tod das Ende des Lebens? Die Frage nach dem Tod ist immer zugleich die Frage nach dem Leben; wer über den Tod befindet, befindet automatisch über Leben. Die Definition des Todes muss aber nicht notwendig die Definition des Lebensendes sein, versteht man Leben als Aktivität von Zellen und Organen.

Das ist eine reichlich "akademische" Diskussion. Dann wären verdammt viele Tote nicht tot. Wenn man bedenkt, wie lange z.B. die Nägel noch weiterwachsen können.

Wenn im Fall der 35-jährigen Frau eine Restaktivität im Gehirn messbar ist, wenn die Körpertemperatur aufrechterhalten bleibt, die Fingernägel wachsen, so ist sie im biologischen Sinne lebendig, auch wenn sie korrekterweise für hirntot erklärt wurde. Das kann nur heißen, dass der Tod ein Konzept ist. Der Tod, und vor allem, wann er gegeben ist, scheint eine künstliche Setzung zu sein. Aber wer setzt da was fest? Und aufgrund welcher Kriterien? Ist die hirntote, schwitzende, Exkremente bildende Frau mit messbarer neuronaler Restaktivität noch ein Mensch? Wenn nein: Ist Menschsein allein an die Funktionsfähigkeit von Hirnstamm und Großhirn gebunden? Wenn ja: Wodurch ist Menschsein überhaupt bestimmt?

Natürlich ist es ein Mensch. Ein toter Mensch.

Das Gehirn, die zentrale Steuerungseinheit für den Organismus, sei die Verkörperung des humanen Prinzips, meinen die Hirntod-Befürworter und argumentieren wie folgt: Ohne Gehirn sei Atmung nicht möglich. Der hirntote Mensch sei zwar physisches Dasein auf zellulärer Ebene, jedoch ohne Verstandestätigkeit und soziale Interaktion – und das sei Vegetieren, nicht Leben. »Der Mensch als einzigartiges Geschöpf existiert nicht mehr, wenn sein Gehirn nicht mehr funktioniert«, sagt Walter Haupt, Universitätsprofessor und leitender Oberarzt der Klinik des Zentrums für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Köln. Ein von außen künstlich aufrechterhaltener Körper mit totem Gehirn ist nach Haupts Auffassung kein Individuum mehr. Schalte man den Respirator ab, breche der Kreislauf in kürzester Zeit zusammen, das Herz stehe still. In dieser Logik wird das Menschenleben gleichgesetzt mit körperlicher und geistiger Autonomie des Individuums.

Nein, Menschsein sei bestimmt durch die Einheit aller Organe, befinden dagegen Hirntod-Kritiker. Das Gehirn sei nicht der große, allein verantwortliche Lenker, sondern nur eines unter mehreren gleich wichtigen Organen, weswegen seine Sonderstellung als oberstes Steuerungsorgan infrage zu stellen sei. Nach Auffassung des Neurologen Alan Shewmon vom Medical Center der kalifornischen Universität Los Angeles verfügt der Organismus über keinen zentralen Integrator, sondern sei definiert durch Integration – eine Eigenschaft, die sich aus der Interaktion gleichberechtigter Organe ableitet. Ein holistisches System also, das erst in totaler Desintegration ende.

Ich bin da voll und ganz der Meinung von Haupt. Der Ami hat nicht ganz Unrecht. Der Körper funktioniert ja über eine Vielzahl einzelner Prozesse, die nicht nur vom Hirn ausgehen.
Entscheidend ist aber: Ist das Hirn tot, dann gibt es Prozesse, die noch eine sehr begrenzte Zeit nachlaufen können. Diese reichen aber nicht aus, um den Körper als Gesamtheit funktionieren zu lassen und das, was den Menschen, der da liegt ausmachte ist fort.

Was ist der Mensch?
Die Person, also dass, was jeder von uns findet, was einen beliebigen Mitmenschen ausmacht ist weg. Ohne Maschinen würden diese Restfunktionen binnen kürzester Zeit zum Erliegen kommen.

Das sind die Fakten. Ab da muss jeder selber entscheiden:

Möchte ich spenden und damit ein Leben retten,denn das eigene Leben ist in jedem Falle vorbei, oder möchte ich das nicht, weil meine Fingernägel noch eine Weile weiterwachsen?
Beantwortet man letzteres mit "Ja", dann sollte man nicht spenden.
 
Und das ist bei mir der Punkt!

Da Eitelkeit und Reibach oben an stehen, habe ich da, ehrlich gesagt, zu wenig Vertrauen um mich den Herren für etwas auszuliefern, was nicht sein muss. Es reicht schon, wenn man sie wirklich braucht.

R.

Aber Ruhepol, glaubst du denn jmd. ist da leichtfertig, damit die UNI paar Euro verdient? Warum sollte man denn?
 
Um es nochmal klar zu sagen:

Wenn es wissenschaftliche, medizinische Möglichkeiten gibt, den Hirntod festzustellen, dann sollten die auch eingesetzt werden.

Und es sollte auch öffentlich klar gemacht werden, dass die Ärzte alles tun, um Irrtümer zu vermeiden.

Damit könnte man auch die Akzeptanz der Organspende steigern.

Aber, im Moment haben wir die Situation, dass Möglichkeiten bekannt sind. Aber nicht eingesetzt werden. Sondern auf veralteten Richtlinien beharrt wird.

Ist unwissenschaftlich, nicht mehr evidenzbasierte Medizin und einfach dumm.

Warum veraltet? Das stimmt doch gar nicht. Wo hast du das her?
 
Daran musste ich auch grad denken :D, weil ich erst vor kurzem ein Interview mit einem Arzt gesehen habe, der erklärte, dass die Nägel nach dem Tod eben nicht mehr weiterwachsen, sondern dies nur den Anschein hätte, weil der Körper nach dem Ableben schrumpft.
;)

Moment: Ich sprach vom Hirntoten, bei dem das Herz ja ebenfalls noch schlägt. Ist nachlesbar.
 
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SunnyAfternoon schrieb:
Daran musste ich auch grad denken , weil ich erst vor kurzem ein Interview mit einem Arzt gesehen habe, der erklärte, dass die Nägel nach dem Tod eben nicht mehr weiterwachsen, sondern dies nur den Anschein hätte, weil der Körper nach dem Ableben schrumpft.

Bei mir war es die NDR Talk Show vom 5.7. mit Dr. Carsten Lekutat
 
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