...daß es mir einfach weh tut, wenn hier vor ihnen gewarnt wird.
Ich habe festgestellt, daß die meisten dieser Leute (natürlich nur in dieser Gruppe), hochsensibel waren, & vom Leben gebeutelt.
Ich warne doch nicht vor Menschen, sondern davor, sich gut zu überlegen sich gewissen Risiken auszusetzen, ralrene. Und diese Risiken sind schlicht und ergreifend da, wenn ein Mensch Alkoholiker ist oder drogenabhängig.
Das sollte sehr gut überlegt sein, sich vorher informiert werden, auch geschaut werden: was bin ich bereit an Konsequenzen zu tragen, wenn Situationen passieren, die zu erwarten sind? Wie eine vollgekotzte Couch, vollgep... Kleidung, emotionale Ausbrüche, Drogen im eigenen Nachtschrank zu finden, weil sie dort versteckt werden, Zigarettenstummel im Bett, weil derjenige damit im Mund einschlief, Uneinsichtigkeit, Jähzorn und emotionale Ausbrüche.
Das hat doch nichts damit zu tun, welches individuelle Schicksal hinter den Betroffenen steht.
Ich rette mich auch nicht selbst, das tat ich früher. Ich habe aus meinen Erlebnissen gelernt, sie verarbeitet und daraus Schlüsse gezogen. Unter anderem, dass ich so gar kein Interesse mehr habe, mich solchen Situationen auszusetzen, sprich mir einen Menschen in meine Privatsphäre zu holen, mit dessen Erkrankung solche Risiken eingehen.
Zuerst in (meinem) diesem Verarbeitungsprozess kommt der Schmerz zu erkennen, wie Sayalla schon schrieb, einen anderen Menschen nicht retten zu können. Dann die Wut darüber, das der andere Mensch der ist, der er ist. Schuldgefühle. Dann die Traurigkeit über die Erlebnisse und darüber, wie etwas anders hätte sein können, wenn der blöde Alkohol nicht gewesen wäre. Manchmal vermischt sich da Manches, andere Phasen wiederholen sich... und viel mehr, was mit diesem Prozess einhergeht.
Und dann Jahre später kommt der Prozess wirklich loszulassen und somit klarer zu sehen. Spirituell betrachtet setzt die Erkenntnis ein, dass es einen Unterschied gibt zwischen Mitleid und Mitgefühl. Und das ich sehr wohl mit dem Schicksal meines Vaters (oder anderer Personen, die sein Leiden teilen) mitfühlen kann, ohne zu Handlungen oder gar Leiden genötigt zu werden. Es ist sein Leben, es waren seine Lebensentscheidungen, die ihn dorthin gebracht haben, wo er jetzt ist.
Meine Aufgabe ist es jedoch nicht "retten" zu wollen um jeden Preis. Jemanden in meine Wohnung zu holen mit dieser oder vergleichbarer Problematik ist auch so ein "retten wollen". Ich lernte zu unterscheiden zwischen wirklicher Hilfe und wenig hilfreichem Retten wollen.
Und ich helfe ab und an gerne, aber nicht um jeden Preis. Ich entscheide wann, wo und in welchem Umfang. Das ist
meine Verantwortung. Und nur so ist es für mich richtig.
Hätte ich Interesse Menschen hauptberuflich zu helfen, hätte ich einen entsprechenden Beruf ergreifen können. Ich habe aber nicht das Interesse daran bzw. es wäre ein falsches Interesse gewesen, denn ich hätte mich eher selbst retten wollen, indem ich z.B. Psychologie studiert hätte oder ähnlich. Es wäre Kompensation gewesen und nicht wahrhaftige Berufung.
Und unabhängig davon für wie sympathisch ich einen Menschen in echter Not (= Lebensgefahr) halte, ich würde denjenigen nicht verrecken lassen, wenn ich mitbekomme, es ist sonst niemand vor Ort der etwas tun könnte. Aber, und da ist wohl der Unterschied zwischen uns, ich würde mir einen Menschen nicht in meine Privatsphäre holen.
Ich weiß wie schwer diese Last ist, die ich mir dann selbst auferlegen würde, weil ich diesen Weg bereits kenne. Ich habe mit Menschen darüber geredet, mich beraten lassen, mir selbst professionelle Unterstützung gesucht und auf diesen Rat auch gehört: Menschen, die psychisch und oft auch physisch schwer krank sind, so wie mein Dad, gehören in die Hände von Menschen, die damit gut umgehen können und auch wollen. Die dafür ausgebildet sind und auch nicht 24/7 nur in dieser Betreuung stecken, sondern zeitlich begrenzt, die unter Supervision und sich auch mit der erforderlichen professionellen Distanz annähern können.
Es schaut aus vielleicht von Außen zunächst aus wie Kälte und Grobheit, wenn ich hier meine Sicht schildere, das ist es aber nicht. In meinem Umfeld treffe ich auch immer mal wieder auf Alkoholiker, mit denen ich die sog. professionelle Distanz auch gut aufrecht erhalten kann. Dafür habe ich mich extra schulen lassen. Mich weitergebildet.
Und auch wenn LP das nicht wahrhaben will, dass ich mit dem Thema durch bin, ich bin es. Was ich jedoch nicht will ist, mir Lebensumstände zu schaffen, die mich in Stress bringen und mich belasten. Davon hatte ich in meinem Leben wahrlich genug. Und genau darum helfe ich eben auf eine andere Art und Weise, wenn ich helfen möchte oder jemand in Not ist, als ihn zu mir nach Hause zu bringen und dort wohnen zu lassen.
LG
Any