Ich erfasse es so wie J. Krishnamurti beschreibt:
Wahrnehmung, die ohne Formulierung, das heißt ohne den Gedanken ist, gehört zu den seltsamsten Phänomenen. Die Wahrnehmung ist dann weit unmittelbarer - nicht nur der Verstand, sondern auch alle Sinne sind daran beteiligt. Eine Wahrnehmung dieser Art ist weder die bruchstückhafte Wahrnehmung des Intellekts, noch eine rein gefühlsmäßige. Sie kann totale Wahrnehmung genannt werden und ist eine Teil der Meditation. Wahrnehmung ohne den Wahrnehmenden heißt in der Meditation mit dem Unermeßlichen in seiner ganzen Höhe und Tiefe in Kommunion zu sein.
Diese Wahrnehmung ist etwas ganz anderes als das Sehen eines Objektes ohne den Beobachter, denn in der meditierenden Wahrnehmung gibt es kein Objekt und keine Erfahrung.
Wenn Du Dein Haupt von einem Horizont zum anderen wendest, so sehen Deine Augen einen weiten Raum, in dem alle Dinge der Erde und des Himmels sichtbar werden. Aber dieser Raum findet immer dort seine Grenze, wo Himmel und Erde einander begegnen. Der geistige Raum ist so eng. Alles was wir tun, scheint sich in diesem kleinen Raum abzuspielen: Das tägliche Leben und die verborgenen Kämpfe mit ihren widerspruchsvollen Wünschen und Motiven. In diesem begrenztem Raum sucht der Mensch nach Freiheit und bleibt daher immer ein Gefangener seiner selbst. Meditation ist die Aufhebung dieses kleinen Raumes.
Wir sind der Meinung, daß in diesem engen Raum des Geistes durch Handlung Ordnung geschaffen wird. Es gibt aber eine andere Handlung, die nicht darauf aus ist, Ordnung in diesen kleinen Raum zu bringen. Meditation ist diese Handlung, die sich einstellt, wenn der Geist seinen begrenzten Raum verloren hat. Die Weite des Raumes, die sich dann auftut und wohin der Verstand, das Ich, nicht gelangen kann, ist Schweigen. Der Geist kann in sich selbst niemals still sein; er ist nur innerhalb des weiten Raumes still, den das Denken nicht erreichen kann. Aus diesem Schweigen erwächst eine Handlung, die mit dem Denken nichts zu tun hat.
Dieses Schweigen ist Meditation.
- Wisse, Du sollst nie öffentlich oder in einer Gruppe meditieren: Du sollst es nur in der Einsamkeit tun, in dem Frieden der Nacht oder in der Stille eines frühen Morgens. Wenn Du in der Einsamkeit meditierst, muß es eine wirkliche Einsamkeit sein. Du mußt völlig allein sein, nicht einem System, einer Methode folgen, nicht Worte wiederholen oder einem Gedanken nachjagen oder ihm eine Form geben, die Deinem Wunsch entspricht. Diese Einsamkeit stellt sich ein, wenn der Geist vom Denken befreit ist. Es gibt keine Einsamkeit, solange Wünsche Dich beeinflussen oder irgendwelche Dinge nach denen Dein Geist trachtet, mögen sie der Zukunft oder der Vergangenheit angehören. Nur in der Unermesslichkeit der Gegenwart geschieht dieses Alleinsein. Und dann, in stiller Verborgenheit, wenn jede Kommunikation aufgehört hat, wenn es keinen Beobachter mit seinen Ängsten, seinem dumpfen Begierden und Problemen gibt - nur dann, in diesem stillen Alleinsein, wird Meditation zu einem Geschehen, das nicht durch Worte ausgedrückt werden kann. Dann ist Meditation ein immerwährender Aufbruch.
J. Krishnamurti
So erfahre ich.
LG
Iza.