Hellinger führt seine Shows mithin vor Auditorien von 500 und mehr Teilnehmern vor; die Klientel für seine Inszenierungen auf offener Bühne rekrutiert er unmittelbar aus eben diesem Teilnehmerkreis. Vom Hintergrund seiner jeweiligen Klienten und Klientinnen hat er nicht die geringste Ahnung, ordentliche Anamnese oder Diagnostik ersetzt er durch "höhere Eingebung. Auch im Falle einer jungen Frau und vierfachen Mutter, die er anläßlich eines Großseminars in Leipzig auf die Bühne holte, wußte er nichts von ihrer Familiengeschichte, außer daß sie sich von ihrem Mann getrennt hatte und dieser mit der Trennung nur schlecht zurande kam. Hellinger attakkierte die Frau auf massivste Weise: Auf ihren Mann zeigend verkündete er: "Dort sitzt die Liebe, auf sie zeigend: "Und hier sitzt das kalte Herz; danach ins Publikum gewandt: "Die Kinder sind bei der Frau nicht sicher, die gehören zum Mann.1145 Gleichwohl diese ungeheuerlichen Invektiven gänzlich aus der Luft gegriffen waren, trafen sie doch durch die selbstherrliche Apodiktik, in der Ex-Ordenspriester Hellinger auftritt, wie Giftpfeile in die Seele der jungen Frau. Wortlos verließ sie die Veranstaltung, kritzelte ein paar Worte des Abschieds auf einen Notizblock - und nahm sich das Leben.
Selbst wenn die junge Frau, eine Arztin, bereits vorher suizidal gefährdet gewesen sein sollte, was Hellinger behauptet, entlastete ihn dies nicht. Ganz im Gegenteil: Es zeigt, wie völlig unverantwortbar es ist, in einer 10-minütigen "Therapie-Show jedwede Ich-Grenze des einzelnen Rat- und Hilfesuchenden einzureißen und ihn von oben herab mit irgendwelchen "höheren Wahrheiten (ganz unabhängig von deren eventuellem Wahrheitsgehalt) zu konfrontieren. Rellingers Vorgehen, so die Einschätzung vieler