Tommy
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Ja, das ist eben das, was mich beschäftigt, also wo sie ihren Sitz hat, wie sich mittels dieser Lokalisierung der Tunneleffekt ggf. auch erklären lässt, so z.B. als eine Passage innerhalb des Körpers, wie ich es beschrieb.
Naja, für mich macht die Vorstellung einer Seele, die im Zustand des klnischen Todes im eigenen Körper verweilt, wenig Sinn. Zudem geben die Nahtoderfahrenen übereinstimmend zu Protokoll, sie hätten ihren Körper verlassen und ihn aus der Vogelperspektive sowie das Geschehen drumherum beobachten können. Den Körper hat man sich also eher als eine Art materieller Behälter vorzustellen, der im Falle eines kompletten Funktionsstillstands die Seele freisetzt.
Noch einmal zum Thema Zeitstillstand. Das ist ein schwieriges Konzept, da wir uns immer schon in einem raumzeitlichen Gefüge bewegen und unsere Erfahrungen im Koordinatensystem einer Davor und Danach machen; Zeitlosigkeit im eigentlichen Sinne ist für uns daher schwer vorstellbar. Daher klingen typische Aussagen von Experiencern wie:
Was die Zeit anbelangt - es passierte alles in einem einzigen Augenblick. Die ganze Erfahrung geschah auf einmal, aber unsere begrenzte Sprache kann das nicht ausdrücken. Es ist wie eine Explosion, alles ist da. Da war ein riesiger Fernsehschirm vor mir. Ganz links war meine Erinnerung mit 13 Monaten, und ganz rechts war Juli 1972, als ich 38 war. Alles dazwischen war ebenfalls da, und ich konnte alles in einem einzigen Augenblick sehen.
unplausibel, den Erleben braucht - in unserem Kontinuum Zeit, sonst könnte ein Erleben nicht stattfinden. "Alles in einem Augenblick sehen" können wir uns nicht vorstellen, da wir von unserer Geburt an zeitliche Wesen sind und auch nicht anders denken können als in zeitlichen Mustern.
Kenneth Ring schlägt eine Interpretation vor, die er "Verräumlichung der Zeit" nennt und gebraucht dabei ein Bild, daß eventuell helfen könnte bei Verstehen dieser andersartigen Erfahrung, die Nahtoderlebende auf der anderen Ebene machen:
Die Nah-Tod-Erfahrenen betonen, daß ihr Erlebnis nicht innerhalb der Zeit stattfand, sondern in einem Zustand virtueller Simultanität - alles geschah zur selben Zeit. Doch wenn sie, ins normale Bewußtsein zurückgekehrt, ihre Erfahung wiedergeben, können sie dies natürlich nur unter der künstlichen, aber unumgänglichen Einschränkung durch die Zeit tun. Dadurch impliziert die Erzählung von der NTE leicht eine Art Abfolge in der Zeit, doch es ist hier wichtig, die Erfahrung als solche nicht mit der Erzählung von der Erfahrung zu verwechseln. Die meisten Geschichten basieren auf einer zeitlichen Kontinuität - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -, doch die NTE gleicht mehr einer Begegnung mit einer holographischen Sphäre, in der alle Informationen zu einer allgegenwärtigen Einheit zusammengedrängt sind (...)
Diese Beobachtung ist auch noch in anderer Hinsicht hilfreich, denn sie legt nahe, daß die Zeit in der Lebensrückschau räumlich aufgeteilt ist; das heißt, die in der Zeit stattgefundenen Ereignisse sind für die betreffende Person so ausgebreitet, daß sie über ein räumliches Kontinuum angeordnet erscheinen. Eine simple Analogie kann uns hier weiterhelfen. Stellen Sie sich vor, Sie fahren in einem Auto auf einer kurvenreichen Bergstraße. Sie können natürlich nur eine Kurve nach der anderen durchfahren, und Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt, und vergessen rasch, was Sie hinter sich lassen. Und nun stellen Sie sich vor, Sie wären einige hundert Meter über dem Boden, von wo Sie ihre Route vollständig überschauen können. Aus dieser Perspektive in der Luft können Sie die Vergangenheit und die Zukunft im wörtlichen Sinne ebenso sehen wie die Gegenwart, sprich, die gegenwärtige Position Ihres Autos. Aus dieser Perspektive ist die Zeit also räumlich für Sie geworden, doch als Fahrer waren Sie durch die Scheuklappen der linearen Zeit eingeschränkt.
(K.Ring, Im Angesicht des Lichts, a.a.O. S.141f.)
Vielleicht könnte dieses Bild weiterhefen.