Drei Brücken und das Haus am See
Es ist nebelig, ich kann nicht sehr weit sehen. Ich muß warten. Das ist meinen gegenwärtige Aufgabe. Mitten im Grünen, alles ist grün, dicht stehen die hohen Bäume, die Buchen, man sieht keine drei Meter weit. Ich muß im Nirgendwo der Fülle des unbekannten Waldes warten.
Eine menschliche Figur verdichtet sich aus dem Diffusen heraus, ein grün gekleideter Mann, altertümlich mit einer Kapuze über dem Kopf, erscheint aus dem Wald, er macht die richtige Kennung. Endlich. Es geht los. Wir gehen rasch, auf verschlungenen Pfaden, Tierpfaden, über Felsen, durch Täler, dann höre ich Wasser, einen rauschenden Fluß. Da überqueren wir dann die erste Brücke, eine schmale, mir wackelig erscheinende Holzbrücke, doch eigentlich war sie dann sehr fest. Tief unter mir quirlt und klatscht wildes, kaltes Wasser gegen übermooste Felsen, tost über Klippen.
Dann kommt hoher Wald, es ist immer noch alles wie in einem Grünfilter getaucht, doch nun kommt ein Goldton dazu. Der Nebel wird weniger dicht, schöne Vogelstimmen erklingen, versetzt, kakophon. Es wird deutlich wärmer, die Sonne kann sich durchsetzen. Dann kommen noch zwei weitere, schmale Holzbrücken, auch über die tosenden Wasser. Dahinter ist eine Lichtung, wo sich mein Führer verabschiedet, er verschmilzt einfach mit dem Wald, und schon ist er verschwunden.
Ein Pferd wiehert. Ein großer, dunkelbrauner Hengst, mit noch dunklerer, geflochtener Mähne. Er trägt keinen Sattel, nur eine grobe, wollende Decke liegt auf seinem hohen, edlen Rücken. Ich nehme die Zügel, und schon sitze ich auf. Wir reiten schnell, ich habe Angst, ich sehe hinter mir die Fluten steigen, die Brücken brechen, o weh, und werden weggeschwemmt. Das Pferd sagt: Schau nach vorne, schau nicht zurück, rüttele nicht an dem, was nicht in deinen Händen liegt.
Dann erreichen wir ein Holzhaus an einem stillen, regungslos glatten See. Das braune Haus mit den Bergen dahinter spiegelt sich darin. Der Himmel auch, so hoch, die grünen Bäume, der luftig und lässig daher zockelnde Silberreiher, die blasse Mondsichel, im Tagesblau.
Vor dem Haus sitzt ein Mann, groß und kräftig, mit einem geflochtenen Zopf. Er schaut konzentriert auf einen Tisch, auf dem kleine, bunte Figuren stehen. Dann schaut er auf, weil er etwas gehört hat. Er sieht mich aus seinen blauen Augen in der Ferne, lächelt, und dann erkenne ich erschreckt, zuerst zumindest, ich bin es, der mich auf dem Pferd ankommen sieht beim Haus.