Hi ihr,
bin relativ spät dran, werde aber mal am Anfang beginnen, damit meine Position dazu klar ist.
1. - Ist es wichtig, dass ein schamanisch praktizierender Mensch sich in seinem heimischen Umfeld auskennt, beispielsweise Flora und Fauna kennt und intensiven Bezug zum natürlichen Lebensraum pflegt?
2. - Und was hat das mit schamanischem arbeiten zu tun?
3. - Und wie begründet ihr eure Einstellung dazu?
Ist sicherlich ein Fragenkomplex, dessen Beantwortung schwierig ist, wenn man auf 1. einfach "Nein" antworten würde, oder? 2. und 3. bauen schließlich auf einem hypothetischen "Ja" auf.
Deswegen also erstmal zu 2. - was haben Flora und Fauna mit schamanischem Arbeiten zu tun? - nunja, wenn man in einem Krankenhaus oder wie von Lucia geschrieben an einem Bahngleis schamanisch arbeitet, sicherlich erstmal wenig, oder? Solche Dinge wie Totenbegleitung und energetische Reinigung können durchaus in Städten und Häusern ablaufen, wo der höchste Nutzen der Kenntnisse von einem Wald in der Nähe ggf. darin besteht, dass man dort das eine oder andere Wesen getroffen hat, das bereit ist, bei dem Job zu helfen, oder ggf. mit Kräutern oder Räucherwerk arbeitet, die man dort findet.
In aller Knappheit damit schon zu 1. - ist es unbedingt erforderlich oder wichtig, von Flora und Fauna dazu etwas zu verstehen - ich würde meinen, in einem strengen Sinne der Rolle des Mittlers zwischen physischer und geistiger Welt erstmal: Nein.
Wichtiger finde ich aber die Differenzierung zwischen "essentiell notwendig" und "extrem hilfreich". Muss ich von Pflanzen und Tieren etwas versehen, wenn ich meine Aufgbe darin sehe, Wesen auf geistiger Ebene Unterstützung anzubieten, soweit ich das kann? - sorry, nein, finde ich nicht. Hab ich was davon, wenn ich mich trotzdem, und auf mehr als nur der biologischen Ebene der Artbezeichnungen etc. damit befasse? - würde ich schon meinen.
Ich finde oder fände es überhaupt wichtig, zu differenzieren, wo denn eigentlich wirklicher Schamanismus anfängt. Bei irgendwelchen "Reisen" ganz bestimmt nicht, und bei bloßer Naturverbundenheit mit Sicherheit auch nicht. Man kann ja gerne mal reisen, aber hat deswegen noch bei Weitem keine Power; aber, sorry, man kann auch mit Bäumen vorgeblich sprechen oder zu sprechen meinen, tatsächlich aber ggf. bloß seinen eigenen Kram projizieren, und muss dadurch bei Weitem noch nicht in der Lage sein, schamanisch zu arbeiten. Man bekommt halt keine geistig-spirituelle Kraft allein dadurch, dass man "Bäume knutscht", wie das im PnP und RPGs immer so schön bezeichnet wird; da gehört schon mehr dazu. Weswegen also irgendwer mit seinem Kräuterwissen demonstrieren können sollte, einE bessereR SchamanIn zu sein als ich, sehe ich nun wirklich absolut gar nicht ein. Ich meine, was hat so wer von der lieben Kräuterkunde, wenn er oder sie aber nunmal nicht die Power hat, beispielsweise mal einen Raum oder eine Wohnung energetisch aufzuräumen. Wenig, oder?
Ich nehm an, das war auch schon die Antwort auf 3. ^^
Ich denke, irgendwie ist die Frage auch die, worum es nun geht - Selbstverständnis oder Anerkennung durch Dritte? Auf Letzteres pfeif ich inzwischen aus guten Gründen, weil es immer irgendeinen Kräuterfuzzi und Biologen geben wird, der oder die, tja, mehr Zeit in die Flora und Fauna investiert als ich, aber halt trotzdem weder einen beunruhigten Ortsgeist beruhigen kann, noch einem gerade verstorbenen Wesen nach "drüben" helfen, was ich beides zumindest in gewissem Maße durchaus hinbekomme, auch wenn weder das Eine noch das Andere Dinge sind, die ich mal eben so aus dem Ärmel schüttle.
Ich würde mich nun nicht als SchamanIn bezeichnen, eben weil's Arbeit ist, die mich ggf. ganz schön viel Kraft kostet, und ich mangels ordentlicher Ausbildung sowas nicht "mal eben" und als alltäglich hinbekomme. Aber dass Leute sich auf der anderen Seite dann als "richtige Schamanen" aufzufassen scheinen, die sowas nichtmal mit Anstrengung hinbekommen, sondern nämlich gar nicht, finde ich auf der Gegenseite einigermaßen ärgerlich, und irgendwie unangemessen. Ich bin vielleicht keinE SchamanIn, aber schamanisch arbeiten tu ich gelegentlich, und gelegentlich auch durchaus in Bezug zu sowas wie Wald. Da ich das in gewissem Maße KANN, und mangels Leuten, die es besser können, tu ich hin und wieder mein Bestes, auch wenn ich vom Beruf her in einer ganz anderen Richtung unterwegs bin. Soll heißen, meine Praxis wird von der Frage, ob das jetzt "richtiger" anerkannter Schamanismus ist, sowieso nicht ernsthaft berührt.
Wenn's auf der anderen Seite aber um die Frage nach Austausch geht, und zwischenmenschlichen Kontakten, funktioniert sowas nunmal nur über Gruppenzugehörigkeiten. Dass ich da nicht in die Kategorie "naturverbunden = Schamane" falle, bzw. dass mir da Leute ggf. mit sehr unschamanischen und unspirituellen Begründungen ankommen, um zu vermitteln, dass ich einer Zugehörigkeit nicht würdig bin, hat mich angesichts der Tatsache, dass es ja manchmal schon hilfreich wäre, was sehr Menschliches zu tun, nämlich voneinander zu lernen, teilweise einigermaßen aufgeregt.
In dem Sinne scheint es mir bei der Frage auch weniger darum zu gehen, ob Leute nun Schamanen und/oder schamanisch tätig sind, sondern eher um die nach der Tauglichkeit zur Gruppenzugehörigkeit.
Nunja, ich bin wohl so eine Art Two-Spirit - für sowas wie mich gibt's in einer modernen westlichen Welt nicht wirklich einen Platz - immerhin allerdings ist die aktuelle Welt zivilisiert genug, mich dafür nicht gleich umzubringen.
Also, um was geht es bei der Frage eigentlich? Geht es hier um etwas, was man tut, oder geht es um ein Bild, dem man entsprechen sollte, um als etwas betrachtet zu werden, was man dann vielleicht ist, vielleicht aber auch nicht?
Mal offen, und hoffentlich mal wieder on topic in den Raum gestellt.
Die besten Praktiziernden, die ich bisher kennengelernt habe, was die Power angeht, dürften zumindest von der hiesigen Flora und Fauna verdammt wenig Ahnung haben und gehabt haben. Vom Praktizieren hat es sie aber selten abgehalten.
Und ich stimm zu, dass das Thema fürs Zertrollen zu hübsch ist, weswegen ich mir vorbehalte, auf missionarische Provokationen ggf. einfach nicht zu antworten. Das ist dann Unhöflichkeit gegenüber unhöflichen Menschen zugunsten von Höflichkeit gegenüber dem Threadersteller und dem Faden selbst, und bitte auch als genau solche einzustufen

Danke im Voraus.
Und lg