Moral predigen oder begründen?

  • Ersteller Ersteller Solis
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Ich sag mal so, bei mir ist das eher Gefühlssache und die kann ich nicht begründen.
So ist es üblicherweise. Aber vielleicht fehlen dafür nur die Voraussetzungen?

Zorn kann sehr wohl etwas bringen, er ist auch biologisch begründet und dient der Abwehr und der Verteidigung.
Lassen wir den Nebensatz einfach mal weg, er beschreibt nämlich etwas, wie es der Aussage des Predigers ähnlich war. - Was kann der Zorn also bringen, ohne auf diese Ebene zurückzugreifen?

Nun ja, soweit mir bekannt, gibt 's die 10 Gebote.
Da w:Dird nur eins begründet, nämlich:"Du sollst Vater und Mutter ehren, DAMIT es dir wohl ergehe und du lange lebst auf Erden".
Ob das stimmt, steht aber nicht drin.
So formuliert, ist es immer noch ein Predigen, auch wenn ein milderes "du sollst" da steht. Es ist immer noch unklar, weshalb es einem wohl ergehen soll, hält man sich an die Gebote.
 
So ist es üblicherweise. Aber vielleicht fehlen dafür nur die Voraussetzungen?

Welche Voraussetzungen meinst du?

Lassen wir den Nebensatz einfach mal weg, er beschreibt nämlich etwas, wie es der Aussage des Predigers ähnlich war. - Was kann der Zorn also bringen, ohne auf diese Ebene zurückzugreifen?

Nun, zB, dass man von einem Piesacker endlich mal in Ruhe gelassen wird.

So formuliert, ist es immer noch ein Predigen, auch wenn ein milderes "du sollst" da steht. Es ist immer noch unklar, weshalb es einem wohl ergehen soll, hält man sich an die Gebote.

Ja, Moralpredigen ist halt was vorschreiben oder auch verurteilen, aber mit Begründung hat es nicht wirklich zu tun.
 
Ich sag mal so, bei mir ist das eher Gefühlssache und die kann ich nicht begründen.
Meine Überzeugung ist es:

Gefühle lassen sich zwar erklären, aber nicht begründen. Und meine Erklärung lautet wie folgt:

Ein Gefühl ist kein beliebiger, sondern ein ganz konkreter kommunikativer Ausdruck in einer ganz bestimmten Situation.
Deswegen gibt es so viele unterschiedliche Gefühle.

Ein Gefühl ist in der Regel keine Aktion, sondern eine Reaktion innerhalb eines kommunikativen Vorgangs.
Doch ein Gefühl kann genauso gut als Aktion erschaffen und eingesetzt werden, um etwas noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen.

Das ist die Erklärung, wozu es Gefühle gibt. Aber es gibt keinen ultimativen und für alle geltenden Grund, irgendein Gefühl erschaffen und benutzen zu müssen, um etwas kommunikativ zum Ausdruck zu bringen. Die Logik und die Mathematik zum Beispiel benötigen keine Gefühle, um etwas klar, präzise und unmissverständlich auszudrücken. Wer beides nicht beherrscht, na, der benutzt zumindest Gefühle, um seine kommunikativen Gedanken zu präzisieren. Ein zusätzliches zustimmendes Lächeln ist einfach schöner, als nur "Ja" zu sagen. :)
 
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Welche Voraussetzungen meinst du?
Die Denkvoraussetzungen!

Nun, zB, dass man von einem Piesacker endlich mal in Ruhe gelassen wird.
Das wäre etwa die Position des Autofahrers, dem an den Hals gesprungen werden soll - er verteidigt sich, hält sich den Piesacker vom Hals. Man kann das sicher als Grund sehen, aber hat das etwas mit einem Moralischen in einem höheren Sinne zu tun, welches sich begründen ließe? Wie verteidigt er sich, welche Mittel setzt er dafür ein und wie rechtfertigt er sich?
 
Dann hätte er sich sicher auch so ausgedrückt, doch er sagt, es sei schwer zu begründen.

Stimmt. Hatte ich halt so verstanden, dass das eben "schwer" ist, weil es auf der gleichen, also der Argumentationsebene, nicht geht, sondern eben nur auf einer anderen.

Das Fehlen der Begründung ist es ja, das Atheisten so auf die Palme bringt. Sie unterscheiden im Grunde genommen ein bloßes Predigen vom Begründen, wissen aber selber nicht, wie Moral begründet werden kann. So bleibt ihnen nur die Konsequenz, ein bloßes Predigen nicht zu akzeptieren, was sie aber in die Unsicherheit und den Zweifel bringt.
Finde ich sympathisch, bloßes Predigen im Sinne von blind Vorschriften folgen nicht zu akzeptieren. Besonders wenn man das Gefühl hat, dass daran was faul ist. :)

So kann natürlich auch jeder Fanatiker argumentieren. Was er dann sieht, ist für ihn der beste Grund.

Der Fanatiker findet vermutlich immer irgendwelche Gründe, warum das und das so und so sein muss bzw. zu sein hat und nicht anders. Was ihn zum Fanatiker macht statt zum konsequenten charakterstarken liebevollen Menschen, scheint mir genau das zu sein: Der Fanatiker ist nicht liebevoll, er wird an einmal aufgestellten Regeln noch festhalten, wenn die Welt um ihn deshalb in Schutt und Asche fällt. Seine Überzeugung, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, ist größer als die Bereitschaft zu erkennen, wo der Punkt liegt, an dem seine Regeln anderen und ihm selbst Schaden zufügen.
Also, denke ich mir, Moral kann fanatisch oder nicht fanatisch gesehen bzw. gelebt werden. Wahrscheinlich kommt es auf die Moral an :cool::D

LG
C.Q.
 
Der Fanatiker findet vermutlich immer irgendwelche Gründe, warum das und das so und so sein muss bzw. zu sein hat und nicht anders.
Eigentlich findet ein Fanatiker sich selbst ja nicht als fanatisch; aus seiner Sicht sind es eher die übrigen. Und die Gründe, die er angibt, können sich auf religiöse Überlieferungen beziehen. Damit wären wir aber wieder beim Predigen - oder interpretiert man sie nur falsch?
 
Die Denkvoraussetzungen!

Ich hoffe, du willst mir damit nicht sagen, dass du mich für zu dumm hältst. :D

Das wäre etwa die Position des Autofahrers, dem an den Hals gesprungen werden soll - er verteidigt sich, hält sich den Piesacker vom Hals. Man kann das sicher als Grund sehen, aber hat das etwas mit einem Moralischen in einem höheren Sinne zu tun, welches sich begründen ließe? Wie verteidigt er sich, welche Mittel setzt er dafür ein und wie rechtfertigt er sich?

Verstehe ich jetzt nicht, Autofahrern kann man schlecht an den Hals springen.
Nee, ich meinte Leute, mit denen man in einer persönlichen Beziehung steht und die einen ständig piesacken.
An sich sollte man erstmal klären, ob Zorn an sich unmoralisch ist.
Meines Wissens gibt 's keine Gebote, die einem verbieten, Zorn zu empfinden, sie verbieten nur bestimmte Handlungen.
Notwehr ist übrigens nicht verboten.
 
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Beispiel für Moral:

Auf einer Kreuzung fahren 2 Autos zusammen, ein rotes und ein blaues. Blechschaden. Die Polizei wird gerufen, um herauszufinden, was die Ursache war.

Der ermittelndende Beamte geht zu einem Zeugen, der am Straßenrand steht, und befragt ihn:
"Haben Sie gesehen, wie das passiert ist?"
"Ja, Herr Wachtmeister. Die Sache ist ganz klar. Der Schuldige ist der Hersteller des blauen Fahrzeugs. Denn hätte er das Fahrzeug nicht gebaut, wäre es heute nicht zu dem Blechschaden gekommen."
Der Wachtmeister kratzt sich am Kopf, weil er eingestehen muss, dass die Antwort weder falsch, noch gelogen noch ausgedacht ist.

Um jedoch noch eine weitere Aussage einzuholen, geht er zu einem zweiten Zeugen am Straßenrand, um auch dessen Aussage als Entscheidungshilfe für den Richter zu Protokoll zu nehmen.
Der zweite Zeuge sagt:
"Es stimmt nicht, was der erste Zeuge sagt, Herr Wachtmeister! Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass die Mutter des roten Fahrers die Schuld an dem Unfall trägt. Denn hätte sie ihren Sohn nicht geboren, dann wäre es heute nicht zu dem Unfall gekommen und sie könnten einen geruhsamen Nachmittag auf der Wache verbringen. Die Mutter des Fahrers des roten Autos ist eindeutig die Schuldige."
Der Wachtmeister ist total verwirrt, weil auch diese Antwort weder falsch noch erlogen ist.

Der Fahrer des blauen Autos hört die Zeugenaussagen und schmunzelt. Nur er weiß, dass er vor dem Befahren der Kreuzung einer hübschen Blondine auf dem Bürgersteig nachgesehen hat, und deswegen zu spät bremste.

Alle diese Gründe können als gleichberechtigte Erklärung herangezogen werden. Kein Grund ist schlecher oder besser als der andere, keiner ist erfunden oder erlogen.

Was war denn nun der tatsächliche Grund? Vielleicht die defekten Bremsen des roten Autos?

Genauso gut ist die Erklärung: Unsere Sonne ist der wahre Grund für Unfall. Denn ohne Sonne, keine Erde, keine Autohersteller, keine Fahrer, keine Unfälle.

Jeder dieser Gründe ist genauso gut und richtig wie der andere.

Und die Moral?

Welche Moral ist denn die korrekte? Es wird die Moral als die korrekte empfunden, auf die man sich geeinigt hat und alle anderen gleichberechtigten Ereignisse ignoriert, die zu dem Unfall geführt haben.

So machen wir das.
 
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