Ich denke, es ist an der zeit, dass, was wir von wissenschaftlicher Seite über Mobbing wissen, kurz und knackig zu rekapitulieren, um eine Wissensbasis zu haben, die uns dabei hilft, die Dynamik, die sich in Mobbing-Prozessen entwickeln, zu durchschauen.
1. Mobbing ist ein Gruppenphänomen. Viele fallen über einen her.
Diplom-Psychologin Kerstin March
"Viele denken, Mobbing ist ein Beziehungskonflikt zwischen Opfer und Täter. Das ist es aber nicht. Denn die Zuschauer geben unablässig ihr Okay zu dem, was da geschieht und erhalten es damit aufrecht."
Die Erklärung der Psychologin:
In der Sozialpsychologie hat sich folgendes Standard-Modell durchgesetzt, mit dem Mobbing-Prozesse analysiert werden:
-Täter
-Mitläufer
-Zuschauer (sog. "Bystander")
Täter
Täter haben in der Regel ein schwaches Selbstwertgefühl und versuchen dies über das Quälen ihrer Opfer (verbal oder physisch) zu kompensieren.
"Täter wollen Macht und Anerkennung
Wichtig ist zunächst festzustellen, dass es nicht den typischen Täter gibt. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass gewisse Merkmale auf viele der Mobber zutreffen. Den meisten Tätern geht es darum, Macht über andere auszuüben. Sie genießen es, Mitschüler zu kontrollieren und zu unterwerfen. Wenn andere vor ihnen Angst haben, fühlen sie sich stärker. Sie wollen Anerkennung von ihren Mitschülern oder auch von eigenen Misserfolgen ablenken. So gesehen ist Mobbing also eher ein Ausdruck der Schwäche als der Stärke! Dabei empfinden die Täter kein Mitgefühl (Empathie), wenn es dem Opfer schlecht geht. Bei der Auswahl der Opfer haben sie ein besonderes Geschick entwickelt, Mitschüler zu erkennen, die auf Aggressionen eher wehr- und hilflos reagieren. Oft geben die Täter dabei an, dass das Opfer sie provoziert habe."
Motiv also: Machtausübung, sie ergötzen sich am Leiden ihrer Opfer. Täter-Opfer-Umkehr ist eine Standard-Rechtfertigung von Mobbern. Sie beziehen ihren perversen Lustgewinn aus der Erniedrigung und Demütigung anderer.
Quelle:
Warum wird jemand zum Mobber? In diesem Material geht es um die möglichen Hintergründe und Motive der Mobber.
www.bpb.de
Norman Wolf, ein schwer Gemobbter, der inzwischen ein Beratungsinstitut gegen Mobbing unterhält, hält als Grunderkenntnis in seinen Vorträgen fest:
"Es ist wichtig zu verstehen, dass ihr nicht gemobbt werdet, weil ihr euch irgendwie verhaltet. Ihr werdet gemobbt, weil die Mobber, die das machen, jemanden runtermachen müssen, um sich besser zu fühlen. Das ist nicht deine Schuld. Du würdest nichts ändern können, indem du dich änderst."
Quelle:
Mitläufer
Hier greifen Mechanismen des Gruppenzwangs und des Konformitätsdrucks. Mitmobber haben Angst, sich zu isolieren oder gar selbst Mobbingopfer zu werden.
"Mitläufer, die sich in der Regel im unmittelbaren Freundeskreis des Mobbers befinden, übernehmen häufig das aggressive Verhalten des Haupttäters. Oft geschieht dies auch unter der Drohung, die Freundschaft ansonsten aufzukündigen. Die Clique übt einen großen Gruppenzwang auf die einzelnen Mitglieder aus, so dass vor diesem Hintergrund zu erklären ist, warum die Mitläufer den Haupttäter schützen oder gar unterstützen. Innerhalb der Gruppe können sich die Konstellationen jedoch auch ändern, so dass Mitläufer zu Haupttätern werden und umgekehrt. Somit kommt den Mitläufern eine ebenso aktive Rolle zu wie den Mobbern selbst."
Quelle:
Neben den Haupttätern nehmen auch die anderen Mitschüler eine nicht zu vernachlässigende Rolle im Mobbing-Geschehen ein. Durch ihr Verhalten unterstützen oder unterbrechen sie die Handlungen der Mobber. Die Bedeutung dieser Gruppe der Mitläufer, Duld
www.bpb.de
In letzter Zeit ist der Faktor der sog. "Upstander" in den Focus der Analyse geraten. Das sind die Typen, die nichts unternehmen, sondern nur rumstehen, filmen und sich über das Gesehene beömmeln. Sie spielen eine enorme, wenn nicht gar entscheidende Rolle für die Dynamik von Mobbing-Prozessen.
Zuschauer (Bystander)
"Auch die Mitschüler, die das Mobbing-Geschehen passiv beobachten, also Zuschauer sind, oder auch bewusst wegschauen (Wegschauer), um nicht in das Geschehnen involviert zu werden, spielen eine bedeutsame Rolle im Mobbingprozess. Indem sie weder aktiv in das Geschehen eingreifen noch Partei für das Opfer ergreifen, bestärken und ermutigen sie die Täter in ihrem Verhalten. Für den Mobber sind sie zudem auch eine Art Publikum, was den Anreiz des Mobbens für sie erhöht, das Geschehen für das Opfer hingegen aber noch schlimmer macht. Dadurch, dass die zuschauenden Mitschüler das Geschehen dulden und nicht eingreifen werden sie zu "Ermöglichern" von Gewalt. Meistens haben die Dulder Angst, selbst Opfer zu werden und mischen sich daher nicht in die Angelegenheiten der anderen ein. Auch in dieser Personengruppe ist der Gruppendruck in der Klasse häufig der Grund, warum sich keiner traut, aktiv in das Mobbing-Geschehen einzugreifen."
Quelle:
https://www.bpb.de/lernen/angebote/...le-der-mitlaeufer-und-zuschauer-beim-mobbing/
Ich denke, damit haben wir eine gute Informationsbasis. Da der Beitrag superschnell im Meinungsgewirr untergeht, werde ich ihn dann in einen Blog verfrachten, der dann über Tommy---Blogs aufrufbar ist. Zugleich werde ich noch die vielen Dokus, Verhaltens-Experimente und Interviews anbeifügen, die ich hier in diesem Thread gesammelt habe.