"Menschliche Teufel"

Hallo mara,

*hihi* du stellst mir hier die Fragen, über die ich mir auch schon mein halbes Leben lang Gedanken gemacht habe.
Leider habe ich auch auf viele Dinge keine Antwort.
Ich kann dir ja mal meine Gedanken mitteilen.
Ob das aber der Weisheit letzter Schluß ist? :D

Übrigens finde ich das Buch von Erich Fromm "Anatomie der menschlichen Destruktivität sehr lesenswert".
Zumindest aus psychoanalytischer Sicht wird da vieles über das Entstehen der bösartigen Aggression erklärt.
Und ich finde seine Ausführungen dazu sehr überzeugend.
Das ist ein Buch, welches ich allerdings immer nur in Etappen lesen kann und zwischendurch dann wieder weglegen muß.


Zitat mara:

Hm. Nein, grundsätzlich unterschätzen wohl nicht, aber was ist denn nun mit der "Masse" derer, die sich manipulieren lassen ? Null Verantwortung - oder doch ein bisschen oder wie ?

Auf jeden Fall trägt die Masse Verantwortung. Jeder, der sich vom "Bösen" inspirieren lässt, trägt auch die Verantwortung dafür - und macht sich schuldig. Zu sagen :" Der böse Dingsbums da hat ja gewollt, dass ich..." gilt nicht.
Das ist infantiles Niveau.


Zitat mara:

Sie sind doch im Endeffekt die, die handeln - die also ausführen ... wo steckt nun der Teufel in Menschenperson ? Ist der Gedanke (ge)wichtiger als die Tat ?

Naja, ich sehe es -wie gesagt- so, dass Hitler nicht nur den Gedanken hatte. Er hat auch gehandelt, und zwar auf seine Art.

Er hat die Leute aufgewiegelt und mobil gemacht.
Ich gehe konform mit Erich Fromm, dass es sich bei Hitler um einen nekrophilen Menschen handelt.
Zur Info an alle: Hier geht es nicht um Leichenschändung, die nur einen möglichen, sexuellen Aspekt der Nekrophilie darstellt.

Fromm prägte den Begriff der "Nekrophilie" als Gegensatz zur "Biophilie."
Die Biophilie ist dem Leben und dem lebendigen zugewandt und möchte das Leben fördern.
Die Nekrophilie hingegen ist eine bösartige Form der Aggression, die darauf abziehlt, Leben zu zerstören und lebendiges zu ersticken. Weiterhin wenden sich nekrophile Menschen gerne der toten Materie zu.

Wenn man sich nun eine Skala vorstellt, an deren einem Ende ein absolut biophiler Mensch wie Mutter Theresa oder Albert Schweizer steht und am anderen Ende ein nekrophiler Mensch wie Hitler, hat man die extremen Ausprägungen.
Der Normalbürger bewegt sich je nach Naturell zwischen diesen Polen.

Die Nekrophilie ist nach Fromm die bösartigste Form der Aggression, weil sie darauf abziehlt, Leben zu zerstören, während z.B. der Sadist das Opfer kontrollieren möchte und es deswegen auch in der Regel am Leben lässt.

Somit würde ich sagen (zurück zu deiner Frage) dass -wenn schon, dann- Hitler der Teufel in Menschengestalt war.

Letztlich war er am Ende sogar bereit Deutschland zu zerstören, durch sein Dekret "Verbrannte Erde" vom September 1944.
Hier fand seine Manie für die Zerstörung von Gebäuden und Städten ihren extremsten Ausdruck.

Auszug aus dem Buch " Anatomie der menschlichen Destruktivität" von Erich Fromm:

"Für den Fall einer Besetzung deutschen Bodens durch den Feind befahl er:

Nicht nur die Industrieanlagen, die Gas,- Wasser- und Elektizitätswerke, die Telefonzentralen sollten zerstört werden, sondern alles, was sonst zur Aufrechterhaltung des Lebens notwendig sei: Die Unterlagen für die Lebensmittelkarten, die Akten der Standes- und Einwohnermeldeämter, die Aufstellungen der Bankkonten; ferner sollten die Lebensmittelvorräte vernichtet, die Bauernhöfe niedergebrannt und das Vieh getötet werden.
Selbst von den Werken der Kunst, die die Fliegerangriffe überstanden hatten, sollte nichts erhalten bleiben: die Baudenkmäler, die Schlösser, Burgen und Kirchen, die Theater und Opernhäuser waren ebenfalls zur Zerstörung vorgesehen.
(A. Speer, 1970)


Dies bedeutete natürlich auch, dass es kein Wasser, keine Elektrizität, keine sanitären Einrichtungen mehr geben würde, das heißt, dass Seuchen, Krankheiten und Tod für Millionen Menschen, die nicht entkommen konnten, die Folge sein würde.
Für Speer, der kein nekrophiler Zerstörer, sondern ein lebensbejahender Architekt war, riß dieser Erlaß einen Abgrund zwischen ihm und Hitler auf.
Er versuchte die Unterstützung einiger Generäle und Parteifunktionäre zu gewinnen, die nicht von Hitlers Zerstörungsdrang beseelt waren, und riskierte sein Leben, indem er Hitlers Befehle sabotierte.
Dank seiner Bemühungen und der einiger anderer sowie durch besondere Umstände wurde Hitlers Politik der verbrannten Erde nie durchgeführt."

Zu deinen anderen Fragen kommt gleich noch ein Rest.
 
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So, weiter geht`s..
Zitat mara:
Ja. So ist das wohl. Aber wer entscheidet denn nun letztlich auf wen "gehört" wird, wer nun dran ist mit manipulieren ?

Tjöööö...gute Frage.
Vielleicht die höheren Mächte?
Ich glaube auch an ein Kollektivkarma, nicht nur an ein individuelles.
Offenbar hat auch das Böse seine Zeit, und wenn`s dran ist, kann man es nicht so leicht aufhalten.
Ist doch auch erstaunlich, dass über 40 mal versucht wurde, Hitler zu eliminieren - und nie hats geklappt. Obwohl durchaus fähige Leute am Werk waren..
zitat mara:
Warum hören die Massen da auf den Friedensstifter und dort auf den Zerstörer ?
Tja das hat anscheinend mit der Resonanz zu tun und könnte auch mit einem kollektiven Karma zusammenhängen.

Zitat mara:
Warum ist das wohl so ? Sind die Menschen - also in der Masse gesehen - doch eher teuflisch veranlagt oder was ??? Warum sind sie so leicht zu destruktivem Verhalten anzuregen und so schwer zu Konstruktivem Verhalten ?
Ja, das frage ich mich auch oft. :rolleyes:
Also es scheint so zu sein, dass der Mensch potentiell zum Besten wie zum Schlimmsten fähig ist.
Offenbar muß er aber das Gute erst entdecken.
Das Böse scheint sich schneller durchzusetzen, entwickelt auch einen größeren Sog, während das Gute mehr Zeit braucht und dann aber nachhaltiger wirkt.

Das sind so meine Gedanken.

Liebe grüße Nithaiah
 
Hallo

Wer waren den die Attentäter? Doch nur billige täter die nicht mit untergehen wollten. Heuchler die ihre Macht nicht aufgeben wollten und meinten sie könnten Adolf ersetzen.

ne die heiligen schlägt die gesellschaft auch noch heute ans kreuz. Ist egal was man unter kreuz versteht, ob es ein Gandhi , Martin Luther King oder mandela ist, sie sind wahrhaftig aus dem größten Dreck wieder aufgestanden und die Welt hatte ihnen nichts vernünftuges entegegenzusetzen.

ich bin blos ein Queerköpfchen das nur Beutelchen Sand für die getriebe dabei hat. LOl. Sucht euch andere dumme märtyrer.

cya
 
Für mich ist jemanden "böse", der sadistisch ist und Gefallen daran findet, andere Leiden zu sehen (unabhängig davon, ob diese nun schuldig sind oder nicht). Jemand der sich freut, wenn es jemandem anderen schlecht geht.
Jemand der die Hilfe verweigert, wenn jemand um Hilfe schreit...
Jemand der um jeden Preis vergelten will, obwohl der andere seine Fehler schon längstens begriffen hat und sie bereut...
Für mich ist jemand böse, der die Gewalt verherrlicht...

Aber in uns steckt beides, Gutes wie Böses...
Bei Personen wie Jesus Christus, Buddha etc. ist sicher die Liebe dominierend.
Bie Hitler, Stalin, Kaiser Nero, Herodes ist es der Egoismus und der Hass...
Doch ich bin überzeugt, dass auch bei letzteren irgendwo etwas Gutes zu finden ist. Hätte man Hitler beispielsweise an der Kunstakademie aufgenommen; vielleicht wäre er nie auf die Idee gekommen, sich politisch zu engagieren.

Das Traurige daran ist, dass Hitler vermutlich im Glauben gehandelt hat, etwas Gutes zu tun. Er war vom irren Gedanken besessen, dass die Welt besser wäre, wenn es keine Juden mehr gäbe. Er dachte, er hätte von Gott den Auftrag erhalten, die Welt von den Juden zu erlösen...
und von den meisten Deutschen, die damals gelebt haben, hatte kaum einer den Mut Hitler zu widersprechen. Alle hatten Angst, Probleme zu bekommen...

Für mich stehen Leute, die mit gutem Gewissen jemanden auf abscheuliche Art und Weise töten, foltern (auch psychische Folter), quälen können, schon dem Bösen nahe...
 
Zitat Queerkopf:
Wer waren den die Attentäter? Doch nur billige täter die nicht mit untergehen wollten. Heuchler die ihre Macht nicht aufgeben wollten und meinten sie könnten Adolf ersetzen.

Das entspricht ja nun nicht den Tatsachen.. :rolleyes:
Einer der bekanntesten Attentäter war Georg Eisner (richtig geschrieben? oder Eisler? weiß nicht genau),
seines Zeichens Uhrmacher.
Es war der, der die Bombe im Münchner Hofbräuhaus platziert hatte.
Der wollte Hitler bestimmt nicht ersetzen.
Und er hatte auch keine Macht.
Allenfalls die Macht mit einer ungeheuren Präzision eine Bombe mit Zeitzünder zu bauen.
 
Hallo Nithaiah!

Es ist nicht schwer für eine charismatische, Autorität ausstrahlende Persönlichkeit die Menschen zu manipulieren. Die Menschen sind nämlich von Anfang an zur Folgsamkeit, Gehorsamkeit erzogen. Erst von ihrer Eltern, dann von Lehrern, Chefs, Gendameriebeamten, aber auch von anderen Autoritäten wie Ärzten, Politikern, verschiedenen Ideologen usw.

Niemand bringt den Kindern bei auf ihre eigene innere Stimme zu hören - sich
von eigener Intuiton führen zu lassen. Kein Wunder, dass manche das nicht
mehr ertragen können und ihre unterdrückte Wut, Frust, Aggression usw.
einmal explodieren.

Man müsste die Kinder anders "erziehen" - eigentlich sollte es heißen - sie
durch Heranwachsen anders begleiten. Man sollte sie mit den Regeln
des Zusammenseins mit den anderen Menschen und der Gesellschaft bekannt
machen und sie über die Folgen, wenn man diese Regeln einhält oder nicht informieren. Aber man sollte sie immer fragen, wie sie sich dabei
fühlen. Man sollte sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig ihre "innere
Stimme" ist und dass sie mit ihr alle Autoritäten überprüfen sollen.
(Es ist ein sehr wichtiger Rat von Rudolf Steiner.)

Man sollte den Kindern beibringen, dass sie sich von ihrer Intuotion führen
lassen sollen, solange sie niemandem anderem schaden.

Diese Art der Erziehung erlaubt die eigene Individualität voll auszuleben -
den eigenen einzigartigen Weg zu verfolgen und doch in Harmonie und
Frieden mit den anderen Menschen zu leben.

Normalerweise ist die Individualität und die Eigenständigkeit der Menschen
unterdrückt und darum ist es kein Wunder, wenn sie an einen charismati-
schen Führer reinfallen, der ihnen materiellen Wohlstand, Sicherheit, Ge-
borgenheit in einer Gemeinschaft usw. verspricht, wenn sie ihm folgen. Natürlich möchte er sie für eigene Ziele und Werte benutzen (missbrauchen), aber das merkt fast niemand in seiner angewohnten Folgsamkeit, Gehorsam-
keit.

Ein "Führer", der wirklich zum Wohle der (individuellen!) Menschen handelt, wird solche Versprechungen NIE geben und darum würden ihm nur wenige folgen.

Alles Gute :)
P.
 
Das ist mal ein genialer Beitrag, zauperin ...

:kiss3:

... bis auf die paar Einschränkungen, die Du noch machst *grins*.

Perfekt.

Wie bringen wir das nun den Eltern bei, hm ?
 
mit wunschdenken kann man leider keine kinder erziehen.
mit der anti-autoritäts-bewegung hat man ja gesehen zu welchen "fehlverhalten" es führt.
kinder leben alles aus und verständnis empfinden sie nicht so nach dem motto:"hop oder top - alles oder nichts"
kinder haben kein verständnis sie und daher muss man ihnen mit regeln kommen und leider dadurch sie wohl auch "versauen".
aber durch nicht erziehen sind sie noch schlimmer.

lg sunlight
 
mara... schrieb:
Das ist mal ein genialer Beitrag, zauperin ...

:kiss3:

... bis auf die paar Einschränkungen, die Du noch machst *grins*.

Perfekt.

Wie bringen wir das nun den Eltern bei, hm ?

Hallo Mara!

Einem Eltern(teil) habe ich es schon ziemlich gut beigebracht - nämlich mir
selbst. Mit den Ergebnissen (meine zwei Söhne 16 und 21) bin ich zufrieden.
Ich bin seit elf Jahren alleinerziehende Mutter. Alle haben geglaubt, dass ich
keine Chance habe. :D

Alles Gute :)
P.
 
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sunlight777 schrieb:
mit wunschdenken kann man leider keine kinder erziehen.
mit der anti-autoritäts-bewegung hat man ja gesehen zu welchen "fehlverhalten" es führt.
kinder leben alles aus und verständnis empfinden sie nicht so nach dem motto:"hop oder top - alles oder nichts"
kinder haben kein verständnis sie und daher muss man ihnen mit regeln kommen und leider dadurch sie wohl auch "versauen".
aber durch nicht erziehen sind sie noch schlimmer.

lg sunlight

Kein Wunschdenken, sunlight. Ich bin eine Praktikerin.
Meine Tochter (30) habe ich leider noch "normal" erzogen, aber bei meinen
Söhnen konnte ich es in Tat umsetzen.
Ich weiß nicht, was man sich unter "anti-autoritär" normalerweise vorstellt.
Ich bin für natürliche Autorität. Das ist keine aufgezwungene Autorität,
sondern - die muss man sich "verdienen".

Das wichtige ist, welches Ziel man sich setzt. Ich erziehe ("begleite") meine
Söhne nicht für mich, nicht für die Gesellschaft oder für Frauen, sondern für
sie selbst = dass sie glückliche, zufriedene Menschen werden, die ihren (= richtigen) Weg gehen. Wie dieser Weg aussehen wird, werde ich nicht bestimmen, das müssen sie selbst. Aber ich bin für sie immer da, wenn sie
ein Rat von mir brauchen. Ich glaube, das schätzen sie besonders - dass
ich sie grundsätzlich in Ruhe lasse und dabei doch für sie da bin.

Wie viele Kinder hast Du und wie erziehst Du sie?

Alles Gute :)
P.
 
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