Meine Schwester ist obdachlos

Liebe Abendsonne,

Da meine Beiträge bei Dir nicht so narrisch gut anzukommen scheinen, nur noch ein letzter Gedanke :

Oft werden Menschen zu den "schwarzen Schafen" einer Familie, um den anderen Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, sich von den eigenen Schwierigkeiten abzulenken. Die Beschäftigung mit den Problemen des "schwarzen Schafes" dient als Überbruckungshilfe, bis die Familienmitglieder bereit sind, sich den eigenen Problemen zu stellen.

Ich halte es für durchaus möglich, dass Deine Sorge um Deine Schwester dazu dient, von Deinen Problemen abzulenken.

Du kannst Deiner Schwester am besten helfen (wenn Du das willst), wenn Du Dein eigenes Leben geklärt hast und auf festen Beinen stehst. (Wie soll jemand ohne festen Stand einem anderen aus einem Sumpf heraushelfen können ?)

Es kann sogar sein, dass sich die Notwendigkeit für Deine Schwester vermindert, die Rolle der "Gescheiterten" in der Familie zu übernehmen, wenn Du Dein Leben saniert hast.

Es ist nur immer leichter, die Probleme von anderen Menschen zu besprechen, als die Lösung der eigenen in Angriff zu nehmen.

So - und jetz werde ich Dich mit meinen Fragen (Wie ist DEINE Lebenssituation, was wünscht DU Dir für DEIN Leben, Wovor hast DU Angst in DEINEM Leben) nicht mehr weiter auf die Nerven gehen.

LG, Reinhard
lieber reinhard,
ich würde es schade finden, wenn du dich nicht mehr meldest. wenn ich deine anregungen, das leben jetzt zu bereinigen, gelesen habe und mehr oder weniger ignoriert habe, dann aus dem grund, weil ich lange genug im "jetzt"´geschaut habe, und ich da jetzt endlich wegkommen wollte.
denn das jetzt ist mitunter nicht in ordnung, weil ich eben den kopf nicht frei habe für das hier und jetzt, weil ich ständig an die andere geschichte denken muss, die mit den eltern in erster linie, und dadurch kann ich das JEtzt momentan auch noch nicht ändern, weil ich dann aufgrund der neuorientierung meines lebens für das mich am meisten belastende keine zeit hätte und ich es mitschleppen würde.

und ich denke, die schwester ist für mich auch nicht das "schwarze schaf", - ich bewundere sie sogar für ihren mut und ihre selbstachtung- sondern die schwester kann für mich zur helfenden figur werden, durch die ich mich loslösen kann. sie kann für mich eine unterstützende rolle innehaben. sofern ich sie dadurch nicht auf mentaler ebene belaste!!!!!

die notwendige (=notwendende) wut, die fehlt, um sich zu lösen, so hat es reinfriede genannt in einem anderen zusammenhang, ja, die notwendige wut, die möchte ich jetzt tatsächlich aufbauen können, und da kann meine schwester indirekt mir hlifreich sein, denn jedes mit-liebe-betrachten, jedes verstehen-wollen, nein, verstehen müssen (das sprituelle gibt einem das ja fast vor, oder nicht???), bringt mich langsam fast um, weil ich in meinem leben schon soooo vieles verstanden habe

( in erster linie durch die esoterik, die einem ja sagt, in jeder schwierigkeit steckt der tiefere sinn zu wachsen, und daher muss ich ja fast schon dankbar sein dafür, wenn es mir jemand sehr schwer macht. ......
und ich DARF ja nicht mal die wut haben, die mir gut tun würde!!!!)

wenn ich aber nur MICH anschaue und alles begutachte, dann sage ich mir: "sei doch nicht so zimperlich, jetzt bist du 41 und benimmst dich noch so....", bzw. dann ist das geprägt von sehr vielen egoistischen gründen, daher schaue ich mir an, wie z.b. geht mein vater/meine mutter mit einem anderen familienmitglied/mit den menschen generell/mit untergebenen etc. um.

ich wende da den blick einmal ein wenig von mir ab.

daher möchte ich mir die schwester eben anschauen!!!

nicht, weil ich die frei gewählte situation der schwester von ihrer sicht in frage stelle, oder sie erretten möchte (ist mir ja gar nicht möglich), sondern weil ich mir anschauen möchte, wie wirkt ihre geschichte im zusammenhang mit den eltern!!
 
Werbung:
denn im grunde möchte ich von herzen beginnen, meinen vater zu beschuldigen, um mir ENDLICH das okay zu gewähren, mich von ihm gänzlich zu verabschieden. auch meine mutter, die mich mit ihrem gut-sein wie gesagt, fast erdrückt, möchte ich be"schuldigen" dürfen, ich möchte endlich mal diese wut haben DÜRFEN!!!

So - und jetz werde ich Dich mit meinen Fragen (Wie ist DEINE Lebenssituation, was wünscht DU Dir für DEIN Leben, Wovor hast DU Angst in DEINEM Leben) nicht mehr weiter auf die Nerven gehen.

LG, Reinhard

du bist mir nicht auf die nerven gegangen, sondern es war so, wie ich es beschrieb: in mir schon beim lesen sofort die stimme: neiiiin, ich will da jetzt nicht weitermachen, ihc habe mich lange genug aufgehalten!!!!

aber, du hast recht, vielleicht sollte ich die frage DOCH mal beantworten:

ja, ich möchte tatsächlich ein völlig anderes leben, am liebsten würde ich mich von ALLEM entsagen, was ich jetzt habe und völlig neu beginnen, sozusagen in die fußstapfen meiner schwester treten. nicht auf die straße, nein, aber weg von allen und von jedem, der mir bisher weh getan hat, so als würde ich mir alleine genügen und ich niemanden mehr von denen brauchen!!!! ich würde mich tatsächlich in eine zweizimmer-wohnung setzen, ohne möbel, nur mit matratzen, jetzt schon verzichtend auf den garten, den ich vor wochen noch "gebraucht" habe, nur um hier weg zu sein!!!!

ich war absolut schockiert ob der erkenntnis, dass ich dachte, es geht nicht, ich habe kinder, - und ich mich durch die kinder, die ich sehr liebe, mich fast schon eingeschränkt sehe in meiner persönlichen freiheit. ich war schockiert, dass ich irgendwie dachte: die kinder sind für mich ein hindernis!!!!
ich möchte dieses thema aber jetzt nicht zerpflücken in der hinsicht, dass man niemals kindern so eine last auferlegen soll, dass man sich durch SIE eingeschränkt fühlt!!! wie gesagt, mich hat der gedanke ja selber erschreckt!!
daher muss ich etwas ändern, so wie nordluchs erwähnte, übertrage ich ja all den ballast tatsächlich auf die nächste generation!!!!

ja, ich habe das alles erkannt , und es kommt mir vor, dass ich im unterbewusstsein am liebsten denselben weg beschreiten würde, wie meine schwester. und meinem bruder geht es anscheinend genauso.


wir sind einfach absolut innerlich getrieben und tatsächlich alle heimatlos

päng, hart, diese erkenntnis.
 
so, und jetzt mal die ganze geschichte, ich kopier sie mal schnell aus dem "archiv" (mit dieser geschichte begann ich damals, dem vater zu verzeihen....). damals wusste ich noch nicht, dass meine schwester tatsächlich noch lebt:

[I]vor 45 jahren wurde ein kleines mädchen geboren. sie ist (war???) meine schwester, hatte aber keinen platz bei ihren eltern, weil diese mit dem aufbau eines betriebes beschäftigt waren. also wuchs das kleine blonde mädchen die ersten sechs jahre bei der oma auf. meine mutter musste die sehnsucht nach ihrem kind unterdrücken, denn selbst besuche am wochenende ließ mein vater oftmals nicht gewähren. er hatte „besseres“ vor. als dann sechs jahre später ich geboren wurde und auch der schulbeginn anstand, wurde meine schwester zurück geholt. ihre einzige wirkliche bezugsperson vermissend gab es immer wieder tränen, die wurden beantwortet mit unverständnis und schlägen von seiten des vaters.
in der pubertät schon begann meine schwester immer wieder auszubüchsen. sie wurde aufgefunden in den untergründigsten ecken der stadt. die stimmung im elternhaus war für sie unerträglich, sie zog es auch vor, im wald in einer verfallenen hütte zu hausen. meine mutter ließ es wieder mal gewähren, nicht tätig werden zu dürfen. sie DURFTE ihre tochter nicht suchen gehen und ließ sich das gefallen.
die sexuelle neigung meines vaters blieb nicht unübersehen, nichtmal vor den verwandten pupertierenden mädchen machte er halt, sie anzumachen.. MICH selber hat er nie angefasst, aber es wurden gerüchte immer lauter, dass es etwas gab im zusammenhang meiner schwester. meine oma sagte meiner mutter auch mal, bevor sie stirbt würde sie ihr erzählen, WIE grausam väter sein können. dieses geheimnis hat sie mit ins grab genommen. aber andeutungen meiner schwester gingen absolut in diese richtung.
nun ging es mit meiner schwester weiter, sie wurde in drogengeschichten verwickelt. sie war so gut wie nicht mehr daheim anzutreffen, hing immer irgendwo herum... mein vater hatte bedenken um sein ansehen und hegte offensichtlich nicht gerade positive gefühle meiner schwester gegenüber. über meinen 3 jahre jüngeren bruder und mich sah er einfach hinweg.
meine schwester. bekam dann einen mann, der ihr die welt offenbarte und ihre abhängigkeit wurde unterdrückt durch die erlebnisse der urlaubstrips. sie bekam zwei liebe söhne, den einen in australien, den anderen gebar sie im elternhaus, ich konnte den ersten schrei miterleben. diese süßen, strohblonden jungen waren ein großer teil meiner jugend, nachdem die schulpflicht einsetzte, und sie gezwungen waren, in österreich zu bleiben.
meine schwester konnte der kälte in ihrem umfeld nicht gerecht werden. wohnen mussten sie in einem der schlimmsten viertel in der stadt, nur sozialer untergrund im umfeld. es bewog sie, kontinuierlich wieder abzufallen, und dann – die jungs waren gerade 8 und 6 jahre – ihre familie vollständig zu verlassen. sie sprach von hassgefühlen ihren eltern gegenüber, der mutter grollte sie noch mehr, da diese einfach nur zusah.
keiner weiß, wo sich meine schwester aufhält.
die jungs wurden größer, sie übersiedelten in die nähe der anderen oma und hatten die tante als bezugsperson. die starb an einem tumor, die kinder waren dabei, als sie schon nur mehr wirr dahinsiechte. immer wieder waren wir froh, dass wenigstens die jungs sich gegenseitig hatten. der eine geriet ein wenig in die fußstapfen des vaters, gemütlich dem leben verharren, der andere war der ehrgeizige, wollte alles schaffen, machte einige ausbildungen. er war der hoffnungsvollste, stand mitten im leben mit beiden beinen.
dachten wir.......
ich hatte keinen wirklichen kontakt mehr zu meinen neffen, schließlich waren sie schon an die zwanzig, und da haben kinder nicht unbedingt wirklich viel am hut mit verwandten. aber sie waren in meinem herzen wie meine eigenen kinder.
fronleichnam vor zwei jahren aß der eine bub, der brave, ehrgeizige, ganz normal mit seinem vater, seiner oma und dem bruder zu mittag, verabschiedete sich normal, nahm sich noch ein eis mit..... mit dem bus fuhr er zu einer autoverleihfirma, wo er schon vor tagen einen bestimmten wagen geordert hatte, raste nach tirol, stellte den wagen versteckt ab, an einer stelle, wo man – man muss über genaue ortskenntnisse verfügen – auf die 196 meter hohe europabrücke kommt. er wurde auf seinem weg nicht von den patroullierenden streifenwagen entdeckt. normalerweise kann man es nicht schaffen, einfach so zu dieser stelle zu kommen. ER hat es geschafft. sprang ab, 200 meter in den tod......

seine mama weiß nichts davon.....


.... ausgelöst dadurch bekam meine mutter einen vorderwandinfarkt. gottseidank wurde alles gleich unter kontrolle gebracht. sie lag im krankenhaus und konnte nicht am begräbnis teilhaben.

zwei stunden nach der todesnachricht waren wir bei meinem vater daheim. nach einigen wochen zum ersten mal, ich hatte mich vorher wieder distanziert gehabt, er hatte mich zu oft verletzt.....
der tisch war reichlich gedeckt, die freundin des vaters wollte nur darüber reden, wie denn ihre gerichte zustande gekommen sind. ich brachte kaum einen bissen runter. wie denn auch in so einer situation. mein vater zog es vor, auf seiner coutch im anderen zimmer liegen zu bleiben. macht er immer, wenn wir auf besuch da sind. mit keinem wort ging irgend jemand darauf ein, wenn ich etwas von meinem neffen sagen wollte. mein vater lachte höhnisch, wenn meine kleine tochter in seine nähe kam. er lachte und lachte und lachte wie ein verrückter. mein mädchen fürchtete sich und fing zu weinen an. mein vater lachte weiter, als ich ihm sagte, er solle aufhören. wie verrückt.... wo andere familien sich gegenseitig halt geben, läuft es bei uns auf dieser schiene ab. wie hätte ich denn erwarten können, dass ich in diesem haus trost finde??
am nächsten tag in der firma schrie mein vater mit seinen bediensteten ungehindert weiter, wie eh und je. mit dem lehrmädchen..... als hätte er nicht gesehen, was geschehen kann mit jungen menschen, wenn sie verletzt sind. einigen menschen hat er das leben schon zur hölle gemacht. der vorfall mit seinem enkel hat ihn keinen deut verändert.

.....als meine mutter wieder auf den beinen war, wollte sie sehen, wie es denn sei, von hoch oben in die tiefe zu sehen. sie schleppte sich treppe für treppe die krankenhausstockwerke hoch, bis sie ganz oben war. als hätten wir nicht schon genug sorgen, hatte sie dadurch einen neuerlichen (leichten) infarkt hervorgerufen. eine halbe stunde vor dem begräbnis, als ich bei ihr im krankenzimmer vorbeischaute, fragte sie, ob denn der vater des jungen nicht auch da sei... . ich konnte nicht fassen, wie man sein leid immer so in den mittelpunkt stellen kann....


schon damals hab ich erkannt, wie verloren ich eigentlich bin. ja. bin ich. dennoch:

es ging dann weiter mit der geschichte, ich erzählte von der ohnmacht, davon, dass ich am begräbnistag die nachricht hatte, ein baby zu bekommen, von den tränen des vaters, und begann dann, ...........

alle beteiligten mit mitgefühl zu betrachten.

wie hart muss es für die mutter sein, einen enkel zu verlieren, nachdem sie die tochter schon verlor, wie hart muss es für den vater sein, seine gefühle ständig zu verbergen....???????
so sah ich mir das alles an!!

verständnis hatte ich für alle.

damit ist es jetzt vorbei. ich rolle die geschichte von der anderen seite auf.

habe jetzt verständnis für MEINE gefühle, mich in dieser familie verloren zu fühlen

lg abendsonne
 
ja, ich möchte tatsächlich ein völlig anderes leben, am liebsten würde ich mich von ALLEM entsagen, was ich jetzt habe und völlig neu beginnen, sozusagen in die fußstapfen meiner schwester treten. nicht auf die straße, nein, aber weg von allen und von jedem, der mir bisher weh getan hat, so als würde ich mir alleine genügen und ich niemanden mehr von denen brauchen!!!! ich würde mich tatsächlich in eine zweizimmer-wohnung setzen, ohne möbel, nur mit matratzen, jetzt schon verzichtend auf den garten, den ich vor wochen noch "gebraucht" habe, nur um hier weg zu sein!!!!
dann tu's doch endlich. niemand hindert dich, ausser du dich selbst.
 
denn im grunde möchte ich von herzen beginnen, meinen vater zu beschuldigen, um mir ENDLICH das okay zu gewähren, mich von ihm gänzlich zu verabschieden. auch meine mutter, die mich mit ihrem gut-sein wie gesagt, fast erdrückt, möchte ich be"schuldigen" dürfen, ich möchte endlich mal diese wut haben DÜRFEN!!!
Wer oder was hindert dich daran?
 
Liebe Abendsonne,

Ich schreibe einfach, wie ich Deinen Bericht erlebe :

Es dreht sich fast alles um Deine Shwester. Sie ist für Dich der Star. Du selbst bist eine unwichtige Randfigur. Der Zuschauer und Chronist.

Darin liegt Deine Chance : wenn Du eh in Deiner Familie eine Randfigur bist, dann leb Dein eigenes Leben. In derart kranken Familiensystemen ist es ja geradezu ein Geschenk, Randfigur zu sein - nicht wirklich dazuzugehören.

Du kommst mir ein bisserl vor wie eine Zuschauerin bei römischen Gladiatorenspielen. Die zuschaut, wie sich die in der Arena massakrieren und sich denkt : Ich möchte auch dazugehören.

In "Familienstellen-Deutsch" : Du hast Deinen Platz im Leben nicht eingenommen - bist anscheinend Randfigur im Leben von anderen. (Zuerst in Deiner Herkunftsfamilie - jetzt in Deiner Ehe.)

Das klingt jetzt hart, ich weiß. Ich verstehe, dass Dir niemand zuhören will. Diese Schauergeschichten sind unangenehm und unerträglich. Und : das bist nicht Du. Du hast kein Eigenleben, von dem Du erzählen könntest. Du brauchst die familären Greuelgeschichten, um auf Dich aufmerksam zu machen.

Wer bist Du, was interessiert Dich, was kannst Du, was machst Du gerne ?

DARÜBER wäre es interessant zu reden. Du aber füllst mit dem Familienspektakel Deine innere Leere.

Dass Kinder für Mütter nicht nur ein Grund zur Freude sind, sondern auch ein ganz schönes Hindernis (und dass man sie manchmal auf den Mond oder sonstwohin schießen könnte) - das ist real. Frag mal die ganzen "Muttertiere" (Selbstbezeichnung !) im "Altwiener-Kaffeehaus".

Du willst und Du brauchst Aufmerksamkeit. Gut. Braucht jeder. Aber nicht mit familiären Schauergeschichten - sondern MIT DIR SELBST.

Übrigens : nix von dem, was Du beschreibst, ist SO ungewöhnlch. Dass neugeborene Kinder zu Großeltern gegeben werden, bis die Eltern sich eine Existenz geschaffen haben, das war zB. in Oberösterreich früher häufig. Missbrauch ist leider ebenfalls keine Seltenheit. Herzinfarkt und Selbstmord in Familien kommen vor.

Anscheinend muss man in Deiner Familie Katastrophen produzieren, um bemerkt zu werden. Das Destruktive bekommt die meiste Aufmerksamkeit.

Deshalb : Mögest Du in Deiner Familie (unter diesen Voraussetzungen !) nie bemerkt werden - aber Verbindungen zu Menschen herstellen können, die die erfreulichen Seiten des Lebens bevorzugen. Mögest Du Deine Faszination für die Grauslichkeiten des Lebens ablegen und Interesse an lebensbejahenden Menschen und Erlebnissen finden.


LG, Reinhard
 
hallo abendsonn,

mir fiel folgendes ein gerade: ich habe öfter an meine Eltern Briefe geschrieben. "Leicht" war das bei meinem Vater, denn der war tot. Da habe ich 3 Briefe gebraucht. Habe Rotz und Wasser geheult beim Schreiben, aber was soll es. Im ersten Brief hab ich ihn beschimpft wie ein Berserker. Im zweiten habe ich mich versöhnt mit ihm. Und im Dritten Brief las ich dann einfach einen Brief von einem Sohn an seinen Vater, sehr schön, sehr herzlich, sehr in Gemeinsamkeit beim Schreiben und verbunden. Da lagen etwa 2 Jahre zwischen.

Bei der Mutter ist mir das nicht möglich, das schriftlich zu "regeln", weil sie ja noch lebt. :weihna1 Da ist die Sache ja die: will ich ihr jetzt nicht wehtun mit meiner aufgestauten Wut, dann muß ich eben erst meine innere Wut erkennen und für mich aufklären, inwieweit ich sie eigentlich als Mensch ganz falsch sehe (was so ist bzw. so war). Da hilft mir ganz einfach, bei jeder Begegnung ganz bei mir zu bleiben und ich selber zu sein. Ich erschreck mich dann gelegentlich, was dabei heraus kommt und wie sich das anfühlt. Aber von Mal zu Mal geht das besser und so Gott will haben wir diese Phase, wo ich nicht mit ihr kann und will, auch bald hinter uns. an meine Mutter habe ich für mich, hm, bestimmt 5 Briefe geschrieben, die ich alle aber nicht abgeschickt habe. Weil Wut schickt man nicht, gell? Und Enttäuschung auch nicht, wem sollte das dienen. (wir haben aber wohl schon mehrmals über unsere gemeinsame Vergangenheit gesprochen- nur kommt bei ihr dadurch eben zwar Einsicht, aber keine Änderung im Verhalten zustande. Das ich das nicht ändern kann, fällt mir zwar schwer zu akzeptieren, aber es ist halt so. "Vergeben"- das ist da ein wichtiges Wort für mich in diesem Zusammenhang mit meiner Mutter. Da haben wir beide mittlerweile einen kleinen Berg vor uns, den wir dem anderen vergeben müssen und wie das so ist: irgendwann bemerkt man den Berg, nimmt eine Schaufel und trägt ihn ab. Da habe ich gar keine sorge, daß diese Zeit nicht kommen wird.

Für mich ist im alltag wichtig klar zu haben, wer ich bin. Das heißt auch, daß ich weiß, wie meine Sozialisation war und ich welchen "Verhältnissen" ich aufgewachsen bin und was davon krank war. Ich habe mir auch angeschaut, wie das mit dieser individuellen Familienproblematik in meiner restlichen Familie in den Teilen so ist, zu denen ich nicht so viel Kontakt habe. Und ich muß sagen: der "Same" für das Entwickeln der gleichen Problematik wie bei uns ist schon da. Einfach durch das Erleben der Groß- und Urgroß-Mutter/-Väter-Generation und das Erleben der Traumata und Verhaltensauffälligkeiten, die sich durch 2 Kriege im letzten Jahrhundert ergeben haben.

das war ja eine schreckliche Zeit, das muß man sich immer vor Augen halten. Sich wirklich mal hineinbegeben in einen Spitzelstaat, wo mir nichts Dir nichts Menschen von der Straße abgeholt werden und verschwinden, wo in irgendeiner Form Anderes direkt Behindertes ist und umgebracht wird: heute ist das nicht anders mit der vorgeburtlichen Diagnostik, aber man macht es heimlich und es ist akzeptiert, daß gewählt wird, was "lebenswert" und was "lebensunwert" ist. Von daher hat sich im Grunde nichts geändert. Aber in dieser Zeit zu leben, in der das, was nicht sein durfte verschwand und nicht einfach so neben anderem unbeachtet her existierte wie heute, das ist noch einmal etwas anderes. Und dann nicht drüber geredet zu haben: "verdammt, ich habe weggeschaut, ich war hilflos und hatte Angst" und das alles in sich hinein gefressen zu haben- das hat die Menschen in unseren Ländern schon sehr verändert. Da ist eine Schuld. Und das darf nie wieder passieren. Und deshalb war dann die Erziehung in der Zeit nach dem Krieg und während des Wirtschaftswunders sehr rigide und prüde. Und dann kam die erste Generation, die damit nichts mehr zu tun haben wollte, darüber reden wollte, was da passiert war und: keiner machte mit. Also rottete man sich zusammen, ging Blumen pflücken und fiel letztlich in ein Loch namens LSD und Marihuana und träumt von einer besseren Welt. Heute stürzen die Kinder und Jugendlichen in andere Löcher, in Löcher aus Designerdrogen hinein und das in einer wesentlich höheren Zahl als damals. Auch das stört heute keinen, wie es scheint. Das wird einfach so toleriert. Du siehst: Abhängigkeit ist bei uns überhaupt kein Thema, das bemerkt keiner mehr. Nur wenn einer nach dem Goldenen Schuß aus der öffentlichen Toilette kullert, wird mal über Abhängigkeit und Sucht gesprochen und zwar wird die Frequenz der Polizei-Patrouillen erhöht. So wie früher, so ist es heute, nur die Anlässe sind etwas anders.

Man kann also nur selber da einen Schlußstrich ziehen. Was eben schwierig ist, das ist, daß dieses ganze familiäre Geflecht so "organisch" ist. Es ist in unseren Organen verankert, was uns geprägt hat. So wie wir z.b. auf wütende Väter trainiert worden sind, so funktioniert unsere Leber. So wie wir lieben gelernt haben, so entwickeln wir die typische Herzkrankheit, die dann jeder in der Familie kriegt. Jedes einzelne Krankheitsentstehen "hängt" in der Familie und das Ausbrechen immergleicher Erkrankungen und Verhaltensmuster in einer Familie ist letztlich unser aller "Krux", die wir lösen müssen, um zu gesunden. Und dann eben einfach mitten im Leben zu stehen, frei von der Vergangenheit, mit lockeren Organen und mit Lust auf das Leben, das vor einem liegt. Was man ja hinbekommen muß ist quasi einen Perspektiv-Wechsel: wo jetzt 23 Stunden am Tag mit Rückblick und Aufarbeitung verbracht wird, da will man ja vielleicht nur 12 Stunden haben. Und die anderen 12 Stunden sollen Arbeit für die Zukunft sein, für die der Kinder etc. und zwar ohne, daß sich da ständig ein Verhalten aus der Vergangenheit hineinpfuscht und sich dann überträgt auf die Kinder.

Diese Männer, die nicht über Inneres sprechen können, sind furchtbar. Jetzt sag ich Dir mal was: das macht aber nix. Es ist eben wohl offensichtlich genau Deine Möglichkeit und Veranlagung, die Du hast, diese Männer "zu knacken". Aber bei Deinem Vater: vergiß es, versuch es erst gar nicht. Einem Rumpelstilzchen kannst du sein Mäntelchen nicht nehmen, ein giftiger Pilz wird immer ein giftiger Pilz bleiben. Gut dosieren, diese Begegnungen.
Aber Dein Mann da: den hast Du dir ja nun als Aufgabe selber ausgesucht und vor die Nase gesetzt. Verändern kannst du den nicht. Aber: er hat wie jeder andere Mann auch eine Art und Weise, wie er zugänglich ist für Inneres und sich dann auch äußert. Probier doch einfach mal, ob die Zukunft vielleicht das ist, was ihn innerlich bewegt. Oder vielleicht ist er innerlich unbewußt belastet, weil er das Geld verdienen MUSS in einem Beruf, den er eigentlich nicht mag, was ihm aber gar nicht auffällt, weil er ja eben MUSS. "Sieh" mal Deinen Mann da. Ohne etwas verändern zu wollen und konzentriere dich mal mit Deinen Gedanken POSITIV auf ihn. Dann meine ich, daß da auch eine gemeinsame Basis für ein Neues Leben in einer unabhängigen Familie entstehen kann. Kehre Dich mal nach Innen. Geh mal in's "Alleine". Du wirst sehen, daß die Einsamkeit dann abfällt mit der Zeit, weil man aus diesem Innen-Alleine hervorragend die Liebenswürdigkeit der Menschen bemerken und fördern kann, die einen umgeben. "Fördere" das, was als Schatz um Dich herum ist, dann löst sich der versunkene Schatz der Vergangenheit von selber und kommt zurück zu Dir.

kam mir so und jetzt verschwinde ich wieder.:escape:
 
hallo walter,
bevor ich weiterlese (ich hoffe, trixi-maus holt mich wieder ein wenig runter): vielleicht hast du recht, ja,
es hat auch salaya. in einer pn ähnliches geschrieben, und sie kennt mich gut: ich werde wahrscheinlich aufmerksamkeit wollen. kann sein, vielleicht will ich aufmerksamkeit. jeder will das wahrscheinlich. aber ganz so einfach ist es nicht!!
Übrigens : nix von dem, was Du beschreibst, ist SO ungewöhnlch.
hast du GENAU gelesen, was bei uns abgegangen ist????
wahrscheinlich hast du nur überflogen, und nichts wirken lassen, dich nicht reingelebt in die situation. aber dann bitte sag nicht, das, was ich geschrieben habe, ist normal.

ich meine, es IST ungewöhnlich, wenn man eine stunde nach der todesnachricht mit der famlie zusammen sitzt, der eine lacht wie verrückt, und hört nicht auf, die andere erzählt von der zubereitung der grießnockerln, die dritte schaut, dass sie selber einen herzinfarkt veranstaltet, einen zweiten nach dem ersten. ...
etc. etc. . wo im gesamtpaket ist da bitte NICHTS UNgewöhnliches.
bei uns läuft es immer so verrückt ab!!! da darf ich mich bitte ein wenig fehl am platze fühlen in dieser familie und einen schaden davon getragen haben.
Anscheinend muss man in Deiner Familie Katastrophen produzieren, um bemerkt zu werden. Das Destruktive bekommt die meiste Aufmerksamkeit.
das destrúktive bekommt eben KEINE aufmerksamkeit, DAS ist es.
weil jeder bitteschön immer verdrängt und verdrängt!!!! weggehen und ja immer lustig sein. niemand will das negative hören.

würde man sich EINMAL wirklich bis ins detail und ausführlichst über alles unterhalten, könnte man so ein trauma ablegen.

aber es hört ja niemand zu, weil das destruktive einfach nicht gesehen werden will. auch ich wollte es nicht sehen, weil es mich verletzt hat.
ich habe aufgehört mit dem wegschauen.

ich hab eh schon mal geschrieben, als ich die geschichte mit dem selbstmord den freundinnen erzählte, da wurde im nächsten atemzug begonnen, über die kräuter im garten zu diskutieren. hallo????

ja, wie bitte soll man dann ein trauma ablegen. wenn immer alles weggewischt wird mit einem hauch positiver gedanken??? soll man alles nur mit sich selber durchmachen????? ja, man kann bücher lesen. das schon.
die helfen auch.
aber somit werden dann freundschaften unwesentlich, wenn es eh nur um oberflächliches gelaber geht..... .

aber, naja, du hast recht, vielleicht bin ich auch so anders als viele andere. vielleicht hab ich tatsächlich von MIR nichts zu erzählen, weil ich nicht in die ablenkung gehen muss, um das negative nicht sehen zu müssen.
die meisten menschen gehen ja raus, dort ein vergnügen und da ein vergnügen, und ja nicht nachdenken!!!!bitte nicht nachdenken.

ja, und du kannst dir sicher sein, es hat mich selber mal irrsinnig belastet, nicht in die ablenkung gehen zu KÖNNEN, weil ich dann das negative umsomehr betrachtete!!!!! viel zeit zum nachdenken, ja.

daher hatte ich auch die panik, als ich kein geld hatte.

Mögest Du in Deiner Familie (unter diesen Voraussetzungen !) nie bemerkt werden - aber Verbindungen zu Menschen herstellen können, die die erfreulichen Seiten des Lebens bevorzugen.
das war schön geschrieben, tatsächlich ist das ein wunsch von mir, denn auch ICH bevorzuge menschen, die die erfreulichen seiten bevorzugen. so wie jeder andere auch. aber es sollte alles ganzheitlich sein, fröhlichkeit, wenn diese angebracht ist, und traurigkeit, wenn diese angebracht ist.


von meinem neffen wurde erzählt, dass er bei der letzten zusammenkunft sehr traurig wirkte, er half beim übersiedeln von freunden, und niemand sprach ihn darauf an. sie dachten nur, bitte, was hat DER für eine laune.

nachher weinten sie bittere tränen.

unsere gesellschaft wird reduziert auf das fröhliche, man muss immer die positiven aspekte rausholen, immer dieses abgedroschene "positiv denken". hört endlich auf damit!!!!! ganzheitlich denken ist da angebracht, und da darf ich bitte auch mal die seiten betrachten, die schwierig sind, z.b. schwester. ich renne eh durch die welt und muss immer das gute sehen, und wenn ich mal dann wo bin, wo man sich richtig alles von der seele reden kann, dann heißt es auch, hör auf zu jammern!!!!

noch was, wegen der schwester: du schreibst, sie ist für mich der star, nein, sicher nicht, eine mutter die die kinder verlässt, ist nicht der star.
aber die seite, die sich auf SIE selber bezieht, ist bewundernswert. so selbstliebend zu sein, dass es egal ist, was aus den anderen wird. und ich sage dir, ich möchte NICHT so werden, dass ich nur mehr auf mich schaue und nicht auf die anderen.
deshalb bin ich hier.
denn es muss ja auch eine andere lösung geben als flucht.
wenn ich alles in MIR gefunden habe, dann brauche ich vor nichts mehr zu flüchten. momentan möchte ich das aber noch.
Mögest Du Deine Faszination für die Grauslichkeiten des Lebens ablegen und Interesse an lebensbejahenden Menschen und Erlebnissen finden.[/COLOR][/B]

LG, Reinhard
also, das hat mich tatsächlich schockiert. ich bejahe niemals die grausamkeiten des lebens, im gegenteil. aber ich habe schon gemerkt, je mehr ich sie verdränge, desto mehr werden sie mir präsentiert.

danke übrigens, walter/reinhard, solche postings lassen mich immer sicherer werden, ich danke dir dafür.
 
nochwas, wo ich schon dabei bin: auch das familienstellen erscheint mir zu heilig. nicht mal anschauen tut man sich alles, man erzählt einmal kurz vorher die familienkonstellation, dann stellt man die leute ein wenig herum, soll für sie den platz finden, dann nimmt man an, und dann vergibt man auch schon, und alles, was vielleicht irgendjemanden angetan wurde (nicht mir!!!) soll mit einem wisch weggewischt sein!!!" ja spirituell genug sein, bitte sehr, mitgefühl, akzeptanz, selbstlose liebe für den anderen, und ja die eigenen gefühle, die da im unterbewusstsein brodeln und sagen, hallo, es ist nicht richtig, von dir zu verlangen, dass du so fromm bist, wie die wollen, es sind ja gefühle da, die dir bestätigen, dass du so fühlen darfst wie du eben fühlst.
auf deutsch: ich fühle aus dem unterbewusstsein, dass ich RECHT habe, wenn ich jemanden nicht mehr gut gesinnt bin. "keine perlen vor die säue" heißt es doch.
im familienstellen muss ich aber zu einer frommen gesinnung kommen den anderem gegenüber.
sonst bin ich nicht richtig.
das ist mein gefühl, kann natürlich sein, dass ich völlig falsch liege.
und noch was ist beim familienstellen.
eine mutter schlägt vielleicht ihre kinder, weil sie von ihrem mann selber missachtet wird. wenn dann das kind sich das anschauen möchte, und über die geschichte der mutter ihr verhalten verstehen möchte, dann darf sie das nicht, denn es heißt ja
"das was zwischen den eltern war, geht niemanden was an"
 
Werbung:
Zurück
Oben