Bonzo
Die Soldaten kamen noch vor dem Morgengrauen in das Dorf, verteilten sich, holten die aufgeschreckten verschüchterten Dorfbewohner aus dem Schlaf.
Sie trieben die Frauen und Kinder auf eine Seite, die Männer verluden sie auf Lastwagen und brachten sie weg.
Den Frauen gaben die Soldaten zu verstehen, dass sie ihr normales Leben im Dorf mit ihren Kindern weiterführen dürften. Sie erlaubten ihnen aber nicht, sich zu entfernen.
Wachen ließ man zurück, die das Dorf patrouillierten.
Die männlichen Dorfbewohner brachte man in das Gefängnis der Hauptstadt. Sie kamen in Einzelhaft. Es folgten stundenlange Verhöre.
Dies ging mehrere Tage. Alle Aussagen wurden zu Protokoll genommen und untereinander auf ihren Wahrheitsgehalt, verglichen.
Dann kamen die Folterungen. Unten im Keller. Die Schreie der gequälten Männer drangen bis nach oben. Warnend, unheimlich, bedrohlich.
Bonzo litt, so wie die anderen auch, bei den Verhören und täglichen Folterungen.
Schnell war sein Sohn als Rebell entlarvt. Bonzo musste bei der Hinrichtung seines eigenen Sohnes anwesend sein. Auch die anderen Väter zwang man, mit ansehen, wie ihre Söhne an die Wand gestellt und von einer Maschinenpistolensalve niedergestreckt wurden.
Die Folterungen gingen weiter. Wenn Bonzo fertig war mit seinen Kräften, dann kam ein Offizier. Mit leiser gütiger Stimme bot er Bonzo eine Zigarette an. Leise und eindringlich sprach der Offizier auf ihn ein. Er redete von der Sinnlosigkeit sich aufzulehnen, er habe ja gesehen, wie es seinem Sohn, dem Saboteur und Staatsfeindes ergangen sei.
Wir wollen doch Freunde werden, meinte er gütig. Freunde des Staates und der Regierung.
Das Umerziehungsprogramm, ein Wechselspiel aus Drohungen mit freundlichen, Worten dauerte nicht einmal drei Wochen.
Sage mir, was du für unser Land bist, forderten ihn die Militärs mit drohenden Stimmen auf.
Bonzo musste nochmals und nochmals sagen, dass er ein Freund der Regierung sei. Sie traten ihn mit ihren Stiefeln und forderten ihn auf zu sagen, wie sehr er sein Land liebe.
Sie traten mit ihren Stiefeln in sein Gesicht und schlugen ihm zwei Schneidezähne aus.
Er beteuerte immer wieder wimmernd , wie sehr er sein Land liebe.
Zum Abschluss kam noch einmal der freundliche Offizier, er lobte ihn, sprach von Patriotismus.
Bonzo, du bist ein wahrer Freund des Vaterlandes geworden. Unsere Regierung ist stolz auf dich. Du hast dich am besten betragen. Der Offizier bot ihm eine Zigarette an. Wir haben dich dazu ausersehen, den ausländischen Journalisten ihre Fragen zu beantworten. Dazu bist du fähig. Ja Bonzo, du bist ein wahrer Freund der Regierung.
Vier Wochen später brachte man die Männer wieder in ihr Dorf zurück.
Bonzo wirkte zufrieden. Er verrichtete seine Arbeit. Lebte sein Leben. Nur Nachts, da wachte er öfters schreiend auf. Seine Frau redete beruhigend mit ihm. Sie reichte ihm ein Gläschen Schnaps. Danach rauchte er eine Zigarette und schlief zitternd wieder ein.
Text von Karuna
2004