Hallo Serlex
ich kenne Deine Ausgangslage überhaupt nicht, und weiss nicht, wie das sich wirklich verhält, was Dich beschäftigt.
Ich bin selbst auch emphatisch oder sensitiv.
Eines habe ich begriffen: Wie soll man in diesem Meer der Einflüsse und der Schatten schwimmen, wenn man selbst nicht klar bei sich ist?
Ich achte nur noch auf mich! Naja, "nur noch" ist übertrieben, aber da setze ich den Anfang.
Ich glaube, dass es in der Wahrnehmung der Schlechtigkeit der Welt nur einen Aspekt gibt, der zählt: So wie man ist, sieht man in die Welt. Was ist das denn, was man sieht? GAR NICHTS! Es ist nur ein Urteil, was wir bilden. Wenn da draussen Dinge geschehen, tja, die geschehen doch.
Ich sehe es, und DANN erst spüre ich dem nach. Es ist natürlich manchmal traurig, aber was habe ich damit zu tun? Es ist deren Schicksal. Ich lebe zB mit einem Menschen zusammen, der unverbesserlich immer wieder in Fettnäpfchen tritt, Fahradunfälle baut, einfach weil er uneinsichtig ist. Es bereitet mir so viele Sorgen, das einfach geschehen lassen zu müssen. Also meine ich, ich sollte einschreiten, aber es ändert ja nichts. Und umso mehr ich mit diesem Menschen zusammenlebe, lasse ich es einfach sein, was da passiert. Sofern mein mögliches Handlungspotential nur wieder auf alte Muster zurückgreifen, die mir schon gezeigt haben, dass nichts zu ändern ist.
Der Mensch hat seine eigene Macht, und andererseits Dinge, die ihm widerfahren, WEIL ER SO IST, WIE ER IST.
Und es scheint, als sei das nicht nur bei den Anderen so. Sondern auch bei dem, der emphatisch ist, natürlich.
Nur, bei mir kann ich da was ändern, aber bei dem Anderen, also bei den Menschen kann ich wenig ändern. Die Dinge, die sie erfahren, zB mein Vater, der wird es noch so erfahren müssen, und wenn das noch hundert Jahre so geht. Meine Mutter hatte ihr Leben praktisch an das meines Vaters angepasst, weil die Sorgen sie überfluteten. Meinen Vater kann man nur "lassen", dann ist es weniger drastisch. Weil man sich sonst nur noch aufregt. Ob innerlich bekümmert, oder nach aussen gehend und fordernd gegenüber meinem Vater. Man muss praktisch des Anderen Schicksalswillen akzeptieren. Viele Menschen können nur so wie sie sind. Seitdem ich das so denke, relativiert sich vieles. Es gibt dann weniger Grund bekümmert zu sein. Vielmehr hat man die Apparatur und die Steuerknüppel seines eigenen Lebens in der Sicht des Cockpits.
Ich denke, man muss fast schon viel differenzieren, auseinanderhalten, unterscheiden, Gesichtspunkte bilden, Perspektiven.... wenn man irgendwie etwas mehr wahrnimmt, als gemeinhin die Leute so wahrnehmen.
Man sieht das alles, weil man darauf achten gelernt hat. Unbewusst. Bewerten. "Es muss etwas bedeuten und es bedeutet nichts gutes-"
Der Strudel nach unten, in die Dunkelheit, dass das Leben zuende geht, - kann es sein, dass das eine versteckte Depression bei Dir ist?
Wie gesagt, ich kenne Deine Ausgangslage nicht. Aber mir ging es lange Zeit ziemlich übel (so die letzten 10 Jahre), weil ich viele Dinge alle so wahrnahm, und mich allein damit sah, und dann auch immer das Schlechte sah. Irgendwann begriff ich, dass ich das Gute nicht sah, weil ich selbst keine eigene Mitte hatte. Ja so ungefähr, ist jetzt ziemlich verkürzt wieder gegeben.
Ich weiss aber, dass ich in meinen Stadien der Erleuchtung (1999 war das) auf Relikte meiner Kindheit stiess, auf Muster, ,Emotionen, ja sogar ganze Stimmungegefüge, die - so erkannte ich - mich die ganze Zeit von unten her unterwanderten. Und das ist auch heute noch so, aber nicht mehr so stark. Jeder Mensch nährt sich aus diesem Bodensatz der Kindheit. Es ist also normal, wenn wir innerlich "irgendwo ein bisschen zerrüttet" sind, aber es ist auch nicht unabwendbar, kann gestaltet werden. Wenn wir uns klar sind, dass es Unser Leben ist. Gehört uns. Unsere Verantwortung.#
Jedenfalls war und ist mir das wichtig, zu begreifen, wenn ich bei mir etwas an diesen inneren Bodensatz ändern möchte.
Wahlspruch: MEIN LEBEN.
LG
Stefan