Medikamentenabhängigkeit

Kein Arzt kann so sicher gehen, daß ein Patient nicht in Abhängigkeit gerät, und wenn er aus Vorsicht keinem mehr Beruhigungsmittel oder Schlafmittel oder Schmerzmittel verschreiben würde, wären wahrscheinlich 20 Millionen Menschen jährlich völlig am Ende, ganz zu schweigen von den Menschen, die sich das Leben nehmen, weil sie die Schmerzen nicht mehr ertragen.
Oder aber, ein wahrlich esoterisches Szenario: die Menschen würden anfangen, anstatt sich zu betäuben, um in einer nicht menschgerechten Umgebung (über)leben zu können, hier Veränderungen einzuleiten.

Das Alkoholmissbrauch ein Problem ist, da gehe ich mit dir konform. aber hier geht es nicht um einen Vergleich, der umso schwerer zu ziehen ist, weil man an verschreibungspflichtige Medikamente bei weitem nicht so leicht herankommen kann wie an Alkohol. Ich glaube, sehr viel mehr Menschen würden sich zudröhnen, nur um Schmerzvermeidung zu betreiben, wenn es möglich wäre, sich an den ganzen Beruhigungsmitteln einfach so zu vergreifen. Deshalb gibt es ja die Rezeptpflicht unter anderem.
 
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Ich denke, hier muss man zuallererst mal unterscheiden zwischen körperlicher Gewöhnung und Sucht.

Sucht ist, wenn du ein emotionales Verlangen spürst, eine Substanz zu dir zu nehmen. Du sehnst dich nach dem Gefühl, das dir der Alk, das Heroin etc gibt. Und da gibt es Medikamente, die diesen Effekt haben, wenn man sie zu lange nimmt, zB Benzodiazepine und Morphine.

Bei einer körperlichen Gewöhnung hast du dieses Verlangen nach der Substanz und dem Gefühl das sie vermittelt nicht. Körperliche Gewöhnung hast du bei diversen Klassen von Psychopharmaka, zB Antidepressiva oder Neuroleptika. Deswegen ist es nötig, sie langsam in kleinen Schritten abzusetzen, damit der Körper sich wieder umgewöhnen kann. Dabei wird durch die Reduzierung kein Suchtdruck auftreten, wie das zB bei einem Alkoholiker der Fall wäre, dem man einfach mal weniger Alk gibt als er üblicherweise zu sich nimmt sondern nur ggf die körperlichen Absetzerscheinungen.
 
Und hier wird jetzt allgemein gemeint, Ärzte würden Patienten als böse und arme Süchtige erachten, weil von Sucht die Rede ist. Wenn hier jemand jemandem mit Sucht und Süchtiger kommt, dann ist das voll okay, geradezu ein Muss. Spricht die Medizin bei Medikamentenabhängigkeit von Sucht, dann ist das eine Beschuldigung der Patienten und man will sich ja völlig und zur Gänze abputzen, was aber eben nicht der Wahrheit entspricht...

Und wenn Du es nicht "allgemein" meinst, wie siehst Du es dann? Was entspricht konkret nicht der Wahrheit?
 
Ich denke, hier muss man zuallererst mal unterscheiden zwischen körperlicher Gewöhnung und Sucht.

Sucht ist, wenn du ein emotionales Verlangen spürst, eine Substanz zu dir zu nehmen. Du sehnst dich nach dem Gefühl, das dir der Alk, das Heroin etc gibt. Und da gibt es Medikamente, die diesen Effekt haben, wenn man sie zu lange nimmt, zB Benzodiazepine und Morphine.

Bei einer körperlichen Gewöhnung hast du dieses Verlangen nach der Substanz und dem Gefühl das sie vermittelt nicht. Körperliche Gewöhnung hast du bei diversen Klassen von Psychopharmaka, zB Antidepressiva oder Neuroleptika. Deswegen ist es nötig, sie langsam in kleinen Schritten abzusetzen, damit der Körper sich wieder umgewöhnen kann. Dabei wird durch die Reduzierung kein Suchtdruck auftreten, wie das zB bei einem Alkoholiker der Fall wäre, dem man einfach mal weniger Alk gibt als er üblicherweise zu sich nimmt sondern nur ggf die körperlichen Absetzerscheinungen.

Das ist insofern nicht ganz richtig, als mit der körperlichen Gewöhnung auch eine psyhcische Gewöhung einher geht, die generell auf Medikamente zutrifft, die das Wohlbefinden steigern. Dadurch ist auch hier ein Suchteffekt gegeben. Genauso wie halt jemand der zu Alkoholsucht neigt diesem bei Krisen verstärkt zusprechen wird.

Das einzige was Medikamente z.T. unschädlicher macht ist lediglich, dass der Krisenfall der Medikamente notwndig macht in vielen Fällen nur einmalig auftritt. Das trifft aber für Dauermedikationen und für Bedarfsmedikationen eben nicht zu, wodurch eben genau das Suchtverhalten entstehen kann bzw. in der Dauermedikation durch den Arzt sogar erzwungen wird.
 
Dann ist die Abhängigkeit von Heroin auch nur eine körperliche Gewöhnung (lustige Verharmlosung),



Nein, das ist eine Sucht, weil Reduzierung oder Entzug der Substanz nicht nur körperliche Beschwerden macht sondern auch ein sehr starkes emotionales Bedürfnis entsteht, das Suchtmittel zu konsumieren. Und zwar über Jahre und Jahrzehnte, deshalb ist das Rückfallrisiko bei trockenen Alkoholikern oder ex-Rauchern auch so groß.

Das hast du bei einem Absetzen eines Antidepressivums überhaupt nicht.
 
Nein, das ist eine Sucht, weil Reduzierung oder Entzug der Substanz nicht nur körperliche Beschwerden macht sondern auch ein sehr starkes emotionales Bedürfnis entsteht, das Suchtmittel zu konsumieren. Und zwar über Jahre und Jahrzehnte, deshalb ist das Rückfallrisiko bei trockenen Alkoholikern oder ex-Rauchern auch so groß.

Das hast du bei einem Absetzen eines Antidepressivums überhaupt nicht.


Nur kurz zur Erklärung, danach bitte wieder zu Medikamenten gehen: bei Heroin entsteht SOFORT nach der ersten Gabe eine körperliche Abhängigkeit, ob man das Zeug freiwillig oder unfreiwillig genommen hat, aber auch die ausschließlich körperliche Abhängigkeit ist eine Sucht, weil man dann ohne nicht mehr kann!;)
 
Oder aber, ein wahrlich esoterisches Szenario: die Menschen würden anfangen, anstatt sich zu betäuben, um in einer nicht menschgerechten Umgebung (über)leben zu können, hier Veränderungen einzuleiten.

Das Alkoholmissbrauch ein Problem ist, da gehe ich mit dir konform. aber hier geht es nicht um einen Vergleich, der umso schwerer zu ziehen ist, weil man an verschreibungspflichtige Medikamente bei weitem nicht so leicht herankommen kann wie an Alkohol. Ich glaube, sehr viel mehr Menschen würden sich zudröhnen, nur um Schmerzvermeidung zu betreiben, wenn es möglich wäre, sich an den ganzen Beruhigungsmitteln einfach so zu vergreifen. Deshalb gibt es ja die Rezeptpflicht unter anderem.

Das Paradies kann einem keiner bieten, immerwährende Gesundheit, niemand kann Angehörige unsterblich machen, Arbeit immer schön, Liebe ewig und alle Mitmenschen gut. Zum Menschsein, zum Leben gehören leider auch schlimme Dinge, unangenehme, anstrengende und traurige. Schmerz.
Jeder muß seinen Weg da durch finden und selber versuchen, ihn ein wenig zu verbessern für sich selbst und andere, aber niemals wird alles vollkommen und sorgenlos. :rolleyes:

Der Vergleich ist wichtig, da Medikamente einen Sinn haben, Alkohol aber kaum, und es sehr viel weniger Medikamentenabhängige gibt als Leute, die zu viel trinken, dreimal so viel ist schon eine ordentliche Zahl, und die noch dazu wesentlich mehr Probleme verursachen für sich selbst und Angehörige und oft genug auch für völlig unbeteiligte.
 
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Das ist insofern nicht ganz richtig, als mit der körperlichen Gewöhnung auch eine psyhcische Gewöhung einher geht, die generell auf Medikamente zutrifft, die das Wohlbefinden steigern. Dadurch ist auch hier ein Suchteffekt gegeben. Genauso wie halt jemand der zu Alkoholsucht neigt diesem bei Krisen verstärkt zusprechen wird.

Das einzige was Medikamente z.T. unschädlicher macht ist lediglich, dass der Krisenfall der Medikamente notwndig macht in vielen Fällen nur einmalig auftritt. Das trifft aber für Dauermedikationen und für Bedarfsmedikationen eben nicht zu, wodurch eben genau das Suchtverhalten entstehen kann bzw. in der Dauermedikation durch den Arzt sogar erzwungen wird.

Das trifft aber nur auf suchterzeugende Medikamente zu, wie eben Beruhigungsmittel, Schlafmittel und Schmerzmittel.
Neuroleptika und Antidepressiva steigern nicht das Wohlbefinden, sie heben es nur auf einen gesunden Level, darum bekommen die Menschen, die sowas nehmen, beim Absetzen auch keinen psychischen Suchtdruck, weil entweder sind sie nach dem Absetzen wieder gesund und es ist genauso wie vorher mit Medikamenten, oder sie sind noch krank, dann geht es ihnen so wie vorher ohne Medikamente.
Drum darf man das nicht in einen Topf werfen.

Dauermedikation ist nur bei Schmerzmitteln manchmal erforderlich, da erzwingt nicht der Arzt, sondern die Krankheit oder Verletzung. Kein guter Arzt möchte den Patienten leiden lassen.
 
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