Mayakalender Und 2012

Angesichts der großen Verwirrung kann es nicht schaden, sich doch mal kurz mit dem Inhalt des codex dresdensis (eine der vier weltweit erhaltenen Maya-Handschriften) auseinanderzusetzen.
Gerade in dieser Handschrift finden sich viele Hinweise auf das ursprüngliche Kalendersystem.
Auf der website sind einige der Seiten abgebildet und kurz kommentiert.
Die Lektüre lohnt sich! ;)

Aus der Seite der TU-Dresden:

:morgen:
Material:
Die Dresdener Maya-Handschrift, der "Codex Dresdensis", besteht aus 39 doppelseitig beschriebenen Blättern (sowie 4 leeren Seiten) mit einer Gesamtlänge von 3,56 m. (Zweigeteilt 9 cm x 182,5 cm und 9 cm x 174,3 cm). Ursprünglich war auch diese Handschrift als Leporello gefaltet. Beschreibstoff ist Amate, ein aus Bastfasern des Feigenbaums durch Weichen und Schlagen gefilztes Material, dessen Oberfläche mit Kreide grundiert wurde.

Inhalt:
Die mythologisch-astrologischen und astronomisch-kalendarischen Aufzeichnungen der Maya stellen insbesondere aufgrund der Exaktheit der Mond- und Sonnenfinsternistafeln und der Venusumläufe den erstaunlich hohen Stand der Mayaastronomie und -astrologie unter Beweis
Der traditionellen Einteilung folgend lassen sich im wesentlichen vier Abschnitte unterscheiden: die Ritual- und Weissagungskalender, denen der mythologische 260-Tage-Kalender zugrunde liegt, (S. 1-23), die astronomischen Berechnungen über Sternkonstellationen (24 bis 39), die mythologisch-astrologischen Kalender mit Wetter- und Erntevoraussagen (S. 40-53) und die Ritual- und Wahrsagekalender (54-74). (Decker, 1962, S. 14,15)
Der Zusammenfassung des Inhalts, soweit er bis dato entschlüsselt wurde, liegt die richtige Reihenfolge einzelner Abschnitte zugrunde, wie sie heute von der Forschung allgemein erkannt wird.
Die Beschreibung erfolgt nach Thompson (1972),die Paginierung in der üblichen Form nach der Faksimile-Ausgabe von Förstemann, 1892. Die Gliederung der jeweils drei horizontalen Abschnitte der Tafeln werden mit a, b und c zitiert.

Folio 1 bis 15: Verschiedene Almanache
Astronomische Beobachtungen und astrologische Deutungen wurden bei den Maya nicht voneinander unterschieden.
Für ihre Rituale und Prophezeiungen verwendeten die Priester Weissagungskalender (tonalamatl).
Ihre astronomischen Teile basieren auf dem Venusverlauf und enthalten genaue Angaben über Mond-, Sonnen- und Marsphasen.
Die Seiten befassen sich vorrangig mit verschiedenen Aspekten des von Göttern gebrachten Schicksals.
Derartige Kalender befragte man vermutlich, um zu erfahren, ob die von Schicksalsmächten beherrschten Tage für bestimmte Vorhaben der Menschen günstig oder ungünstig waren.
Man glaubte in ihnen Auskunft über den Verlauf von Krankheit, Schwangerschaft und Geburt zu bekommen. (Vgl. Nikolai Grube, 1999, S. 97ff)
· Folio 3
zeigt die Abbildung eines Herzopfers, das von vier Gottheiten umgeben ist. Der Geopferte wird mit geöffneter Brust auf einem Opferstein liegend dargestellt. Vermutlich ein Ritual zu Ehren der Venus-Gottheit. (nach Krusche, S. 41)
· Folio 4c-5c aus dem Weissagungsalmanach:
Zur sprachlichen Lesung von Textpassagen der Maya-Handschrift s. "Das Schriftsystem der Maya"

· Folio 5:
Höchste Gottheit war der Urpriester Itzamna, der alte Himmelsgott, dargestellt als Mann mit greisenhaftem Gesicht, kräftiger gebogener Nase und zahnlosem Mund (f 5c Mitte)

· Folio 7 aus dem Weissagungsalmanach :
Zur sprachlichen Lesung von Textpassagen s. "Das Schriftsystem der Maya".

· Folio 10a mittlerer Abschnitt, 11c oberer Abschnitt
Die Gottheit Chac, erkennbar an der rüsselartigen Nase und der heraushängenden Zungen, gilt als Verkörperung der Himmelsrichtungen. Sie symbolisiert Wachstum, Regen, Donner und Wind. (vgl. Krusche, S. 42)

· Folio 10c, 11a
Der Todesgott Kimi wird mit Symbolen des Sterbens und der Vernichtung (Knochen und schwarze Totenflecken) dargestellt.

Folio 16-23 Almanache der Mondgöttin
Die individuellen Kennzeichen der jungen Mondgöttin I (?CHEL) sind die groß gezeichnete weibliche Brust und die Haarfrisur mit einer über den Rücken herunterhängenden Locke. Dargestellt wird sie als Göttin der Heilkunst und Überbringerin von Krankheiten. Die Krankheiten werden von Vögeln personifiziert, die Göttin I auf dem Rücken trägt. Auf Tafel 16 trägt sie den Tod als Last. (Beispiel der Entzifferung)

Folio 24, 46-50 Venustafeln
Die Seiten enthalten Bilder des Venusgottes sowie Angaben (Ereignisse, Daten, Intervalle, Richtungen und die dazugehörigen Vorzeichen) über das Erscheinen der Venus als Morgen- und Abendstern im Laufe von 312 Jahren. (Vgl. die Teilübersetzung von f 46 von Aveni (1995). Aus den Bildern auf der rechten Hälfte der Tafeln neben den kalendarischen Angaben ist zu entnehmen, daß die auf diese Weise versinnbildlichten kosmischen Kräfte wesentlichen Einfluß auf das irdische Leben hatten.

Folio 51- 58 Finsternistafeln
Die "Finsternistafeln" schließen an die Venustafeln an. Sonnen- und Mondfinsternisse sahen die Maya als Zeit allgemeiner Not und Gefährdung an, deren Auswirkung sie durch Opfer und Ritual abzuwenden suchten. 1893 veröffentlichte der Direktor der Königlichen Bibliothek zu Dresden, Ernst Wilhlem Förstemann, seine Erkenntnisse über die Finsternistafeln im Dresdener Codex.

· Folio 52, Folio 53 (vgl. Aveni, 1995):
Finsternistafel mit Gruppen von fünf und sechs Mondmonaten. Die Bilder wurden jeweils nach einem Fünfer-Mondmonat plaziert. (S. Stock) Die Intervalle zwischen den neun Bildern sind wirkliche Finsterniszyklen mit insgesamt 11960 Tagen, das sind ungefähr 33 Jahre. Die Tafel umfaßt die Zeit vom 6. November 755 bis 4. August 788 (Julianischer Kalender).

Folio 60 Katun Weissagungen
Nach Thompson (1972, S. 78-80) handelt es sich um einen Teil aus einem Weissagungskalender des Katunzyklus mit 13 Katuns, der nicht vollständig erhalten blieb, da S. 60 die letzte Seite einer der beiden Leporelloteile in seiner heutigen Form sei. Die Übersetzung der augurischen Hieroglyphen lege eine Verwandschaft mit Inhalten der Chilam Balam-Bücher nahe (= Kolonialzeitliche Übersetzung einiger Mayabücher in die spanische Sprache).

Folio 61-73 Schlangenzahlen und die 7x260-Tage-Almanache
Der Beschreibung des Weltuntergangs gehen Darstellungen voraus, in denen Flut- und Unwetterkatastrophen mit dem 260tägigen Kalender korreliert wurden, um auf diese Weise den Termin für das nächste zyklische Weltende vorhersagen zu können.
Die beiden Zahlenreihen der Tafeln 61 und 62 reichen bis in eine weit zurückliegende Vergangenheit. Die beiden "Schlangenzahlen" werden von 9 Kan 12 Kayab der Langen Zählung an gezählt und umfassen über 30.000 Jahre.

Folio 74 Weltende
Wiedergegeben wird das dramatische Geschehen einer kosmischen Katastrophe. Das Bild bezieht sich auf die bei allen mittelamerikanischen Völkern anzutreffende Vorstellung von der mehrmaligen Schöpfung und Vernichtung der Welt.
Nach den Überlieferungen der Maya gingen der bestehenden Welt, deren Untergang ebenfalls vorhersagbar war, bereits drei andere Weltzeiten voraus.
{wir erleben die vierte "Welt"/Zeitalter; geht sie/es zu Ende, beginnt das Fünfte... :D}
Die entfesselten Gewalten, die eine "Sintflut" herbeiführen, werden durch drei furchterregende Figuren repräsentiert.
Unter der Hieroglyphenreihe ist der Himmelsdrache zu sehen, der hier zerstörenden Wasserfluten speit.
Außer dem schwarzen, mit Speeren und Wurfbrett bewaffneten Gott ist eine weibliche Gestalt beteiligt, die alte, feindliche Wassergöttin Ixchel. Feindschaft wird durch ihren Schlangenkopfputz und die gekreuzten Knochen auf ihrem Kittel symbolisiert. (vgl. Krusche, S. 44)

Folio 25-28 Neujahrszeremonien
Die Tafeln schließen in der heute von der Forschung erkannten richtigen Seitenfolge an die Darstellung des Weltuntergangs an, weil die Neujahrszeremonien symbolische Neuschöpfungen des Kosmos sind. Folio 27 zeigt zwei Opferszenen, ein Räuchergefäß zum Verbrennen von Opalharz (Bildmitte) und Opfergaben im unteren Bildteil.

Folio 29-45 Weissagungskalender für die Landwirtschaft
Weissagungskalender dienten auch der Orientierung in der Bewirtschaftung der Felder. Sie enthielten Aussagen über Witterung und Ernte und wurden bei Regenbeschwörungen gebraucht. Es dominieren Darstellungen des Regengottes Chac. Enthalten sind Multiplikationstafeln von 364 für Kalenderberechnungen und die Lange Zählung. Folio 34 zeigt die Zeremonie zu Ehren des Maisgottes, an der Musiker mit Rassel, Pauke und Flöte beteiligt sind.
Und noch ein wichtiger – auch hier immer wieder geäußerter – Hinweis der Mayaforscher:
:morgen:
Die Schwierigkeit bestand [nun] darin, die Summe dieser Tage, die seit dem Nulldatum verflossen waren, mit dem christlichen Kalender unserer Zeitrechnung in Beziehung zu bringen.
Das Problem ist bis heute nicht vollständig gelöst.
Da die Maya in der postklassischen Phase des Niedergangs ihres Imperiums vor Eintreffen der Spanier nicht mehr in der Langen Reihe zählten, sondern nur noch in einer zyklischen kurzen Zählung (short count), die sich alle 256 Jahre wiederholt, gab es keine verlässliche Methode, die Lange Zählung mit dem heutigen Kalender in Beziehung zu setzen.
Das Datum 21.12.2012 wird selbst von den heutigen Mayanachfahren ABGELEHNT.

Andere halten daran fest – hier die wie immer sehr interessanten Interpretationen von John Major Jenkins (für diejenigen, die gut englisch können).

(Diese These ist bereits hier im Eingangsbeitrag dieses Threads, auf Seite 1 also, zusammengefasst worden)

;)
 
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Vielen Dank Et libero nos...


Mir wurde die Ausarbeitung von Arguelles als richtig vermittelt, jedoch konnte ich diesem nicht wirklich folgen, ich konnte auch die einzelnen Qualitäten, die jeden Tag innerhalb eines 260 Tages-Zyklus weder beobachten noch fühlen, das liess mich stutzen. Dann hörte ich, dass die Maya-Ältesten nicht mit Jose Arguelles übereinstimmen und meine Zweifel wurden noch grösser.

Ich kann jetzt auch verstehen, warum mir vermittelt wurde, dass die 13 den 13 Mondumläufen entsprang, denn ich habe dieses alles in Spanien gelehrt und Spanien ware ja jahrhundertelang unter arabischer Herrschaft. Ich sehe, ich darf das Studium des Maya-Kalenders nochmals auf anderer Basis neu beginnen....

Vielen Dank
 
Hallo miteinander!

Ich hab da einige Interessante clips in youtube gefunden, eine 5 Teilige Serie die auch über den Dresden Code berichtet, ist aber in Englisch aber sehr interessant!

21. Dezember 2012, eine fünf Teilige Doku in Englisch über 2012.


Mayans Doomsday Prophecy part 1 of 5





 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hat sich jemand schon mal mit Carl Johan Calleman tiefer befasst?
er hat ja da auch einen "schlüssel" zum kalender....
 
Mal eine Zusammenfassung von Wikipedia, weil das auch nie schadet.

:)

Die Maya benutzten für rituelle und zivile Zwecke nebeneinander verschiedene Kalender, die auf einer Tageszählung im Zwanzigersystem beruhen: den rituellen Tzolkin-Kalender, den zivilen Haab-Kalender und die Lange Zählung, mit der längere Zeiträume erfasst werden konnten, die für Himmelsbeobachtungen und Astronomie eine große Rolle spielen. Die Kombinationen von Tzolkin und Haab Daten wiederholen sich nach einer 52 Jahre dauernden Kalenderrunde. Die gegenwärtige Periode des Maya-Kalenders endet aller Wahrscheinlichkeit nach am 21. Dezember 2012.

Es gibt bis heute keine eindeutige Zuordnung von Kalenderdaten der Langen Zählung zu denen des gregorianischen Kalenders. Heute geht man jedoch davon aus, dass die nach J. Eric S. Thompson benannte Thompson-Korrelation zutrifft, nach der das Datum 0.0.0.0.0 dem julianischen Datum 584.283 entspricht (nicht zu verwechseln mit dem julianischen Kalender). Die Lange Zählung beginnt damit am 11. August 3114 v. Chr. gregorianischer Zeitrechnung und würde zur Wintersonnenwende am 21. Dezember 2012 den Stand 13.0.0.0.0 erreichen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Maya-Kalender
http://de.wikipedia.org/wiki/Lange_Zählung

Macht eigentlich die Lektüre dieses ellenlangen Threads, der sich am fragwürdigen *dreamspell* von José Argüelles hochzieht, völlig überflüssig, weil Argüelles in seinen Berechnungen auf anderem Wege ohnehin nur zu einem Enddatum kommt, das ohnehin nahezu consensus omnium der Maya-Forschung ist.
 
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Ich habe nicht die ganzen Einträge hier gelesen, weil mich das meist sehr aufregt. Möchte nur dazu sagen: in Mexiko existieren drei verschiedene Zählungen des Kalenders. José Argüelles, ein Mexikaner, ein Latino genau genommen hat vor einiger Zeit sein System "entworfen". In Guatemala - wo immerhin noch 70% der Bevölkerung Mayas sind ist mir auf meiner Feldforschung nur eine Zählung untergekommen. Für die esoterische "Verwurstung" in unserer Kultur ist der sakrale Kalender interessant, der eigentlich in einem Agrarkalender eingebunden ist. Hier in Europa ist "der Mayakalender" ja von einem Typen im Waldviertel verbreitet worden. (Form von Argüelles) Dabei werden natürlich auch die Bezeichnungen in Yukatec verwendet. In Guatemala, wo die Tradition der Maya noch "ursprünglicher" ist, werden die Symbole eben auch in der jeweiligen Sprache bezeichnet (es gibt über 27 Mayasprachen - keine Dialekte!). Die Hauptgruppe sind die Quiché. Jedenfalls ist die Spiritualität der Maya und was die "aj qíjab" (Spirituellen Führer, "Mayapriester") tun so viel mehr und eine Interpretation von selbsternannten Maya-Kalender-Kundigen in unseren Breiten hat damit nichts zu tun!!! ( Bezeichnung "Mayaschamane" ist beispielsweise einfach Blödsinn. Das nächste Ärgernis, dass der Begriff "Schamane" in unseren breiten einfach gedankenlos missbraucht wird und einfach jeder "schei..." schamanisch ist. Aber das nur am Rande...)

Die Einweihung in den Kalender, Zeremonien, Divinationen usw. geht einer Berufung voraus und ist eigentlich in die Kultur eingebettet. Man sollte sich vor Augen halten wie lächerlich der „Kulturraub“ eigentlich ist, hinsichtlich Mayakalender in Europa……. Was dort wirklich vor sich geht, wird hier ja überhaupt nicht verstanden. Ich habe nach einem Jahr Aufenthalt erst eine Ahnung davon bekommen. Und hinsichtlich des Jahres 2012 – ist ähnlich des Jahrtausendwechsels in unserer Rechnung – hauptsächlich Hysterie. In den von mir geführten Interviews ist meist gesagt worden, dass damit ein Zeitzyklus zu ende geht, aber eben prozessartig und nicht von heute auf morgen, wie das Prozesse und Veränderungen so an sich haben. Ein gutes Buch über Maya Spiritualität ist jenes von Thomas Hart, jenes das ich in einem anderen Eintrag erwähnt habe oder von Barbara und Dennis Tedlock. Dieser ganze „Esoterikschmierlifanz“ ist eher zu vergessen, meiner Meinung nach zumindest. Wäre vielleicht ein Ansatz zu reflektieren, wer welche Bücher schreibt. Eigentlich könnte ich noch unzählige Seiten zu diesem Thema schreiben, aber mir reicht es jetzt. Wenn ich den einen oder die andere dazu angeregt habe, das ganze ein wenig „kritisch“ zu betrachten, oder zu überlegen dass das „die“ Maya selbst ganz anders betrachten und nur wenige überhaupt wissen, dass ein José Argüelles überhaupt existiert. Und da ich davon ausgehe, dass niemand von den Forumsbesuchern jemals eine Divination von einem „Mayapriester“ bekommen hat, bei einer Zeremonie war oder seine Geburtssymbole interpretiert wurden – wäre es zielführend in Betracht zu ziehen, dass die Wirklichkeit der Mayas eine andere, wirklichere ist, als die europäische egozentrische und oft sehr beschränkte Sichtweise vor allem ihrer eigenen Kultur. Nun genug meiner zahlreichen, aber noch immer unzureichenden Worte über dieses Thema………..

PS: werde mich hierzu nicht weiter äußern.
 
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