Matrilineare Gesellschaften und Matriachate

M

MorgainelaFay

Guest
Da ich in einem anderen Thread darum gebeten wurden etwas mehr über meine Erfahrungen in Indonesien zu schreiben und ich nicht mich "total off topics" dort detailierter äußern will, halte ich es für angemessener einen neuen Thread zu dem Thema zu eröffnen.

Das mag schon sein, doch die Männer, vor allem die jungen, gehen naturgemäß fremd, was diesen Frauen trotz guter Stellung in der Gesellschaft auch nicht behagt. Habe das aus einem Fernseh-Report erfahren. Früher sind die Männer im Land geblieben, jetzt aber gehen sie oft ins Ausland und die Frau ist dadurch gewissen Gefahren und auch dem Liebesleid so wie bei uns ausgesetzt. Also auch keine ideale Lösung. Aber vielleicht hast Du bessere Erfahrungen vor Ort gemacht. Teile uns bitte mehr darüber mit! Dass sie finanziell besser dasteht als der Mann mag wohl wichtig sein für sie, doch wo bleibt sie mit ihren Gefühlen, wenn der Mann auf seine Familie nicht Rücksicht nehmen muss?

Danke für eine ausführliche Antwort im voraus.

eva07


Ich habe niemals behauptet, dass die Gesllschaft der Minankabau auf Sumatra eine "bessere" Gesellschaft ist. Mich hat aber immer die Vielfalt der menschlichen Kulturen fasziniert und auch die Matriachatsforschung und Gesesllschaften, in der die Frauen eine starke Positionen haben, interessieren mich als Frau, denn die Männergesellschaften sind in den letzten Jahrtausenden zahlreicher und offensichtlicher gewesen.

Ich muß dazu sagen, dass es ca. 10 Jahre her ist, seit ich auf Sumatra bei den Minakabau gewesen bin und auch in 10 Jahren kann sich eine Gesellschaft schon verändern, allerdings wahrscheinlich nicht grundlegend.

Die Welt der Minakabau war so ganz krass anders als alles andere rundherum, dass war schon bei der langen Reise mit dem Bus zum Lake Maninjau sichtbar.
Indonesien ist zum überwiegenden Teil moslemisch und auch die Minakabau sind moslemisiert, aber selbst diese eher patriachale Religion hat die Minakabau nicht dazu gebracht anders zu leben, sie haben im Gegenteil den Islam an ihre Bedürfnisse angepaßt.

In der Hauptstadt von Sumatra, Medan z. B. war es ein gewohnter Anblick, dass Frauen nach moslimischer Sitte total verschleiert herumliefen und scheu den Blick senkten, Männer hingegen sich sehr "machohaft" gerade europäischen Frauen gegenüber gebärdeten. Auch im weiteren Umland war es ähnlich. Sobald wir hingegen im Gebiet der Minakabau waren, liefen Frauen auf einmal ohne Kopfbedeckung nur im traditionellen "Sarong" und Oberteil bekleidet herum. Diese Frauen schauten einem selbstbewußt und stolz in die Augen und rauchten in der Öffentlichkeit (etwas das ich sonst in Indonesien nirgens gesehen habe, denn meisten rauchen nur Männer in der Öffentlichkeit.)
Es war faszinierend: Nur ein paar Kilometer lagen dazwischen und man kam von der "Männerwelt" in die "Frauenwelt".
In Medan und im männlich dominierten Umland war es üblich, dass uns stolz erzählt wurde, wie viele Söhne man habe. Hier im Minakabau-Land war es wirklich so, dass die Frauen stolz erzählten, wie viele Töchter sie haben.
Auch in Gesprächen mit Männern und Frauen war immer wieder das starke Selbstbewußtsein der Minakabau-Frauen und ihr stolzes Auftreten sehr auffällig. Männer fühlten sich eher in dieser Gesellschaft benachteiligt und chancenlos.
Traditionell ist es nämlich so, dass all der Besitz den Frauen gehört. Die Häuser, die Reisfelder, Autos. Nur die Töchter erben und oft wird für jede Tochter ein Flügel an das Haus mit dem traditionell gewölbten Dach angebaut. Die Ausstattung der Häuser in allerdings für unsere Verhältnisse sehr schlicht, es gibt kaum Möbel und, wie überall in Asien wird meisten am Boden gesessen.
Wie schon im anderen Thread erwähnt ist die Frau bei den Minakabau ganz klar das Familienoberhaupt, von daher hat diese Gesellschaft schon viele Züge eines Matriachats. Die männliche Autorität in der Familie ist nicht etwas der Vater, sondern der Bruder der Mutter.
Den Männern bleibt oft nicht viel übrig als zu studieren oder fortzugehen, dass ist wohl auch der Grund, warum sich der Islam so gut integrieren ließ.
 
Werbung:
=MorgainelaFay;1252800]Da ich in einem anderen Thread darum gebeten wurden etwas mehr über meine Erfahrungen in Indonesien zu schreiben und ich nicht mich "total off topics" dort detailierter äußern will, halte ich es für angemessener einen neuen Thread zu dem Thema zu eröffnen.

Hallo, liebe MorgainelaFay,

Das war ein sehr interessanter Beitrag. Danke.

Wäre fein, wenn auch andere User etwas dazu beitragen könnten.

In Westafrika in Ghana besitzen hauptsächlich die Frauen das Geld. Auch das gibt ihnen Stolz und mehr Freiheit.

Es ist immer gut für die Frau, wenn sie unabhängig vom Mann ist. Es steigert das Selbstbewusstsein.

:liebe1: Grüße

eva07
 
Die Neue Zeit wird geprägt sein von einer absoluten Gleichstellung zwischen Mann und Frau, besser gesagt zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. Sowohl Patriarchat als auch Matriarchat - jeweils eine Form der Dominanz über das andere Geschlecht - werden dann der Vergangenheit angehören ...


Liebe Grüße
 
Die Neue Zeit wird geprägt sein von einer absoluten Gleichstellung zwischen Mann und Frau, besser gesagt zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. Sowohl Patriarchat als auch Matriarchat - jeweils eine Form der Dominanz über das andere Geschlecht - werden dann der Vergangenheit angehören ...
Eine schöne Vision!
 
Ich habe da auch was gehört davon, dass weder Matri noch Patri sondern androgyn die Welt prägen soll, also Menschen die sowohl männlich als auch weiblich sind das Bild übernehmen sollen. Dieses Jahr, ich glaube im April, wurde im fernen Osten, weiß nicht mehr ob in Malaisia oder Indonesia einem Menschen zugestanden in seinen Dokumenten die Bezeichnung sowohl Mann als Frau zu tragen, denn dieses Mensch kann sowohl Kinder zeugen als gebären und hat sich, im Gegensatz zu vielen Vorgängern, erfolgreich gegen eine Operation gewehrt.
Wie das dann mit dem Organisationsprinzip laufen soll, ob weiterhin so katastrophal partriarchalisch (egal ob mit Männchen oder Weibchen an der Spitze) weiß ich nicht, aber ich denke es sollten mehr Strukturen zum Zuge kommen, welche gemeinschaftlicher organisiert sind und nicht immer einen Leithammel oder eine Alphawölfin an der Spitze tragen.

Ein kybernetisches System kann die Archate ablösen, das funktioniert auch in eingen Firmen der Privatwirtschaft schon ganz gut.

Irgendwie fände ich das realistischer als eine Ablösung der Geschlechter nach dem feministischen Prinzip.

Ich habe hier übrigens eine Diskussion zu diesem Thema gefunden welche schon vor einer Weile geführt wurde und auch ähnliche Beispiele enthält.

Jedenfalls wird es immer klarer, dass wir uns Archate nicht mehr leisten können und einen Bush genausowenig.
 
Die Neue Zeit wird geprägt sein von einer absoluten Gleichstellung zwischen Mann und Frau, besser gesagt zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. Sowohl Patriarchat als auch Matriarchat - jeweils eine Form der Dominanz über das andere Geschlecht - werden dann der Vergangenheit angehören ...


Liebe Grüße


Das ist sehr wünschenswert... :)
Ich denke auch, was Deutschland und Europa angeht sind wir da auf einem sehr guten Weg!
Aber wenn ich mir manche islamische Länder anschaue, kann ich das leider nicht behaupten... :mad:
 
Fragt sich, wie sich das biologisch dann darstellt und anfühlt und wie Mensch damit zurecht kommt, denn so recht zurecht kommt Mensch eigentlich zur Zeit auch nicht gerde, aber vielleicht ist das ja nur mein ganz subjektiver Eindruck und eigentlich sehen es die meisten ganz klar?
 
Fragt sich, wie sich das biologisch dann darstellt und anfühlt und wie Mensch damit zurecht kommt, denn so recht zurecht kommt Mensch eigentlich zur Zeit auch nicht gerde, aber vielleicht ist das ja nur mein ganz subjektiver Eindruck und eigentlich sehen es die meisten ganz klar?

Umbrüche (auch gesellschaftliche) bringen oft Unsicherheiten mit sich - das kann sich aber für die einzelnen Menschen wieder klären. Die einen kommen besser damit zurecht und andere brauchen vielleicht etwas längere Zeit, um sich zurechtzufinden. Manche (gerade ältere) gewöhnen sich an neue Zustände vielleicht überhaupt nicht mehr, da ein Umbruch aber meistens längere Zeit in Anspruch nimmt, sollten auch diese Menschen weiterhin (zumindest mit Unterstützung von anderen) zurechtkommen - ich denke da nur an die Fahrkartenautomaten. Auch das ist eine Veränderung, mit der manche ältere Menschen offensichtlich nicht zurechtkommen.

LG
Ahorn
 
Werbung:
Das ist sehr wünschenswert... :)
Ich denke auch, was Deutschland und Europa angeht sind wir da auf einem sehr guten Weg!
Aber wenn ich mir manche islamische Länder anschaue, kann ich das leider nicht behaupten... :mad:


Das ist interessant, dass du das sagst. Erst gestern habe ich eine Dokumentation über den Islam gesehen und das Gefühl bekommen, dass sich auch dort etwas ändern wird. Man zeigte z. B. zwei junge Burschen/Männer, die eher Mädchen im Kopf haben als den Islam und sich beschwerten, weil bei irgendeiner Versammlung Geschlechtertrennung eingeführt worden ist. Das ist zumindest ein Anfang ...

Es kam außerdem heraus, dass nur eine einzige Stelle im Koran wirklich problematisch ist in Zusammenhang mit der Abwertung der Frauen und dass Mohammed den Frauen sehr positiv und wohlwollend gegenüber gestanden ist (wie übrigens Jesus Christus auch und jeder echte Lehrer) und sich sogar für die Rechte der Frauen eingesetzt hatte ...


Liebe Grüße
 
Zurück
Oben