Ob Illusionisten als Magier bezeichnet werden, bin ich mir nicht gewiss. Im Englischen hört man das Wort "magician", einverstanden, während "wizard" eine andere Bedeutung hat. Für mich ist in dem Fall wichtig: Wer bezeichnet was als was ? Ich habe sowohl die eine Variante, als auch die andere erlebt. Zur Begrifflichkeit schreibe ich aber später noch.
Du beschreibst hier ein Problem, das eben durch die unterbrochene Tradition entstanden ist. Die ursprünglichen Bedeutungen dieser Begriffe sind über die Jahrhunderte verschwommen und dazu kahm noch die Orientierung der frühen Schreiber an der griechischen Gedankenwelt. Du siehst aber auch, daß es auch im englischen Wizard eine gewisse Differenzierung gibt.
Was verstehst du unter Zauberer ? Wer hat Ansprüche gestellt ? Wann und unter welchen Bedingungen ? Wenn ich Zauberer und Mentalist einer Kategorie zuordne, würde ich sagen: Geschicklichkeit, Gutes Zuhören, Aufmerksamkeit, Emotionale Intelligenz, Linguistisch begabt (Sprachmelodie, Tempo etc.), Mimikbeherrschung (Gesichtsausdruck), Extraversion. Dazu gedacht, um das Publikum zu begeistern.
Was man unter einem Zauberer verstehen sollte, habe ich im Beitrag an Schattenjäger ja schon anklingen lassen. Die Ansprüche hatten also die damaligen Zeitgenossen gestellt und diese Meßlatte war sehr hoch. Wenn man bedenkt, daß die Ausbildung eines Druiden bis zu 20 Jahre gedauert hatte und die Durchfallquote der Schüler bei 92% lag, kann man sich ungefähr vorstellen, was von einer herausragenden Persönlichkeit aus diesem Kreis erwartet wurde.
Obwohl es auch dort eine gewisse Spezialisierung gab, war doch ein sehr breites Wissen erforderlich, das von religiösen Dingen über Philosophie, Meteorologie, Astronomie, Heilkunde usw. bis hin zur Musik und Erzählkunst reichte. Jeder kann sich nun sicherlich vorstellen, was man aus diesem universellen Fundus alles Kreatives schaffen konnte.
Was ist für dich der Unterschied zwischen Illusionist und Zauberer ? Was sind die Mechanismen eines Zauberers ? Welche Dinge gestalten sie kreativ ?
Der Ausgangspunkt ist der Mensch, bedeutete letztlich sich nach ihm zu richten. In welcher Weise richtet sich der "Zauberer" nach dem Mensch ? Ich frage, um differenzieren zu können, was du darunter zu wissen glaubst. Konkretheit sorgt für Transparenz, Diese wiederum für Verständlichkeit.
Sicherlich sorgt Konkretheit für Transparenz und dient der Verständlichkeit, es gibt aber auch gute Gründe sich der Sache wegen bei manchen Erkenntnissen in Verschwiegenheit zu hüllen.
Um die Mechanismen eines Zaubers zu verstehen, muß man zunächst den Menschen als solchen begreifen, ehe man sich daran macht die einzelnen Komponenten mit anderen Dingen zu einem Gesamtkunstwerk zu verweben. Wie die Begrifflichkeit schon ausdrückt, ist der Zauberer der Schöpfer des Zaubers und dessen Regisseur. Du siehst nun sicherlich eine gewisse Nähe des Illusionisten zum Zauberer, nur verfolgt dieser ein anderes Ziel.
Warum der Mensch Ausgangspunkt und Ziel eines Zaubers ist, erkennst Du in dem Umstand, daß sich ein Bann nur gegen oder für einen Menschen richten kann, aber niemals gegen eine Sache (Beispiel).
Könntest du mir diesbezüglich zuverlässige Quellen geben? Auf diesen Beispielen kann ich nicht näher eingehen, ohne vorher Literatur darüber gelesen zu haben.
Ich beschäftige mich schon sehr lange mit diesem Thema und weiß nun nicht mehr so genau, was ich wann und wo schon einmal gesehen oder gelesen habe, dennoch möchte ich Dir ganz spontan ein paar Quellen zum Thema anfügen:
Klassiker: Die Analen und Germanie von Tacitus;Der Gallische Krieg von Cäsar.
Neuere Litheratur: Die Druiden - Gesellschaft und Götter der Kelten von Jean Markale (empfehlenswert); Druiden von den magischen Kräften der Kelten von Alexander Lüdeke; Auf der Suche nach Merlin von Nikolai Tolstoy; Merlins Lehren von Douglas Monroe
In den neueren Büchern findest Du auch noch Angaben zu verschiedenen Quellen des frühen Mittelalters. Es sind zu diesem Themekreis jedenfalls noch jede Menge anderer Bücher erschienen.
Wenn ich über solcherlei Thematiken denke stellt sich mir eine wesentliche Frage. Ist die Semantik dieser Begriffe zeitlich- und ortsüberdauernd, ohne Verzerrungen zu unterliegen? Wenn z.B. heutzutage Crowley als Zauberer bezeichnet wird, frage ich mich, ob er sich selbst als Solchen definiert und man ihn zu seiner Zeit als solchen gekannt hat.
Außer den Gedanken von Crowley ist mir eigentlich nichts Spektakuläres bekannt, womit ich ihn als Zauberer verstehen könnte, ich habe darüber aber auch noch nicht nachgedacht (ich glaube, eher nicht).
Kleine Anmerkung: Spiritualiät gehört zu jenen Dingen, um die es beim Zaubern eigentlich gehen sollte (nicht nur). Mit der Betrachtung zur Vernunft selbst sollten wir hier kein neues Faß aufmachen, das war von mir nur am Rande angemerkt und wäre sicherlich ein Thema für sich. Zum Stichwort der Extreme fällt mir eine alte fernöstliche Lebensmaxime ein: Vermeide das Zusehr, Zuviel und Zugroß!
Merlin