Ok, habe den Faden "Liebe ist Gesetz" jetzt halb durchgelesen. Interessant, so einig und einfach scheints dann wohl doch nicht zu sein, speziell das Thema dieses Fadens.
Condemn schrieb:
Ausser diesen Absatz krieg ich gerade nicht auf die Reihe...
Wieso sollte es sich bei der Bewegung in die Trennung um den Wunsch nicht zu leiden handeln? Das hiesse ja, dass Liebe bzw. Einheit leiden wäre.
Oder wie?
Es ist auf den ersten Blick ein Paradox, aber nicht wirklich. Unsere Intention ist m.A.n.
immer "nicht-zu-leiden", denn wir leiden immer. Als Leiden definiere ich Ungleichgewichte verschiedener Intensität die wir verurteilen.
Warum verurteilen wir sie? Weil wir sie als Ursache für Leid zu erkennen glauben. Oft sehr konkret ("Ich wurde von x betrogen") und teilweise auch unkonkret ("Ich habe Depressionen und weiß nicht mal warum"). Der nächste Schritt ist dann diese Ursache irgendwie "abzuschaffen"... das Ungleichgewicht auszugleichen.
Aber schon der verurteilende Gedanke und alle Gedanken und Handlungen die dann folgen basieren auf dem Gedanken der Trennung und führen hinein in die Trennung. Wir tun es um nicht zu leiden bzw. um Leid aufzulösen, aber all das basiert schon auf dem Gedanken der Trennung und führt daher in einen Konflikt. Das Problem ist: Der verurteilende Gedanken, von dem wir unzählige pro Tag denken, erzeugt Leid weil er Trennung erzeugt bzw. eine geglaubte Trennung bestätigt.
Da die äußeren Wege der "Ursachenabschaffung" aber durchaus funktionieren können, zumindest kurzfristig, sind diese Handlungen nach Crowley (zumindest so wie ich ihn verstehe) "schwarze Magie". Den Betrüger kann ich vielleicht drankriegen und die Depression möglicherweise mit Antidepressiva bekämpfen. Beides funktioniert zuerst mal, löst aber das wirklich grundlegende Leid nicht auf. Daher wird es weitergehen.
Es geht aber eben nicht darum jetzt diese Tendenzen (äußere und vermeintliche Leid-Ursachen zu bekämpfen) in einem selbst zu verurteilen und auch nicht das verurteilen zu verurteilen. Das wäre wieder "schwarze Magie". Es geht um Erkennen und Kennenlernen. Die beste (wenn auch sehr nüchterne) Definition von Liebe, die ich kenne, ist:
"Kennen und wertschätzen".
Alleine
kennen führt zu
nicht-verurteilen, da es zu verstehen führt. Verständnis hebt Trennung immer ein stückweit auf, da Gemeinsamkeiten erkannt werden weil man etwas in sich selbst erkennt das schon immer da war, nur nie bewusst. Kürzer gesagt: Man kann nicht verurteilen was man wirklich tief versteht und man kann nur tief verstehen was man in sich selbst findet.
Wertschätzen wiederum ist so etwas wie
Anerkennen... und eine Folge von "kennen", bzw. negativ formuliert: Man kann nicht wertschätzen/anerkennen was man nicht kennt/versteht. Und man versteht nichts, das man nicht irgendwo in sich selbst findet. Deshalb geht es wiederum immer um Selbsterkenntnis um das Verbindende zu finden, dann zu erkennen, es nicht zu verurteilen/abzulehnen und dadurch anzuerkennen.
Zusammenfassend:
Zu glauben, man nehme Ursachen für Leid wahr führt zu Verurteilung. Verurteilung führt zu Trennung (selbst wenn man Eigenschaften an sich selbst verurteilt trennen sie sich sozusagen ab) und Trennung ist Leid. Deshalb ist Verurteilung Leid. Das Gegenteil ist Liebe.
Da wir aber Verurteilen um nicht zu leiden (aus Angst... und zwar aus Angst vor weiterer Trennung) und auch diese Dynamik, im Kontext dessen was wir für wahr halten, letztlich verständlich sein kann/ist, kann es natürlich nur darum gehen diese Dynamiken eben
nicht zu verurteilen, sondern sie bewusst wahrzunehmen... zu erkennen, anzuerkennen, zu verstehen, wertzuschätzen. Denn im Kontext unseres Lebens haben auch die Verurteilungen ja durchaus Sinn. Auch wenn die Basis ein Irrtum ist.
Man versteht es übrigens am besten, wenn man sich vor Augen führt was Menschen um einen herum und man selbst die ganze Zeit so tut. Was motiviert konkrete Wünsche und Handlungen? Viele glauben, es ginge um Existenzsicherung. Das stimmt aber nur ansatzweise. Präziser: Es geht um "nicht-getrennt-sein". Denn unsere Angst vor Existenzverlust (Tod) ist Angst vor Trennung.
Und im Leben geht es v.a. um Beziehungen und darum
nicht-abgelehnt-zu-werden. Das bedeutet wiederum, alles dafür zu tun um mögliche Gründe für Ablehnung zu beseitigen und all das zu erreichen, wovon wir glauben, das es uns für andere "liebenswert" macht, was oft mit wirklicher Liebe wenig zu tun hat da es eher um Anerkennung geht (Status, Schönheit, Erfolg etc.). Und da wiederum legen manche sehr wenig Wert auf körperliche Existenzsicherung, sondern gehen gesundheitliche Risiken ein um z.B. attraktiv zu werden (Schönheits-OPs als drastisches Beispiel) oder erfolgreich zu sein, Einfluss zu haben, reich zu sein etc....
Man kann es auf den Punkt bringen: Weil wir uns als getrennte Wesen wahrnehmen dreht sich der gesamte Rest um Beziehungen (zur Umwelt und v.a. zu anderen Menschen). Beziehungen sind unser Mittel um Trennung ansatzweise aufzuheben. Und das geschieht nur dann wirklich wenn eine Beziehung tatsächlich liebevoll ist (nicht auf romantische Beziehungen beschränkt). Und wie kriegt man jede Beziehung kaputt? Verurteilen...
So... jetzt habe ich viel geschrieben und irgendwie immer dasselbe.
