Langzeitarbeitslose = Sozialschmarotzer ?

das Sozialsystem kann gar nicht mehr funktionieren

der grundgedanke, für notfälle zusammen zu legen, den finde ich immer noch gut.
den grundgedanken, dass gesundheit keine frage der finanzen sein darf. dass ärtliche versorgung allen offen stehen soll. auch bildung.

mir würde es nicht gefallen, wenn ein "blinddarmdurchbruch" für einen menschen auch hier bedeuten würde, nun nach überlebter op mehrere tausend euro schulden zu haben.
wenn der verlust eines arbeitsplatzes und keine neuanstellung bedeuten würde, nun tatsächlich die wohnung nicht mehr halten zu können und nichts mehr zu essen zu haben.

es gibt länder, da ist das so. ich wünsche mir sehr, dass jenes in welchem ich lebe, nicht auch dazu gehören wird.
selbst wenn ich mir selbst dann die behandlungen leisten könnte für mich und meine kinder. das klima im land durch vermehrt existentielle nöte....würde sich auf ALLE sehr negativ aus wirken.

Jo
 
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Hallo Jovannah :)

vielleicht könnte eine mischung aus festanstellung und selbständigkeit zu dir passen. festanstellung für das sicherheitsgefühl, selbständig zum variieren für auch ein freiheitsgefühl.

Habe ich auch bereits überlegt, ob ich mir das schon zutraue. Muss halt gut auf mich aufpassen, um nicht wieder in die Erkrankung zurückzufallen. Damit wäre auch niemandem gedient.

vielleicht finden sich noch andere "mischungen", mit denen du dich wohl fühlen könntest.

Bestimmt. :) Vorteil ist, dass ich nicht ortsgebunden bin und eben auch dahin gehen kann, wo Arbeit ist. Hier im Norden sieht es derzeit nicht sehr prickelnd aus. Irgendwie geht es immer.

Dankeschön :)
Rita
 
Muss halt gut auf mich aufpassen, um nicht wieder in die Erkrankung zurückzufallen. Damit wäre auch niemandem gedient.

das glaube ich auch.
ich hoffe, du kannst dir immer wieder die rahmenbedingungen schaffen, in denen du die schritte in dem tempo und so setzen kannst, wie es dir gut geht damit.

Irgendwie geht es immer.

das ist der vorteil, schon ein weilchen gelebt zu haben. die erfahrungen habe ich zu vielem mittlerweile auch. *lach* :)

ich drück dir die daumen :zauberer1
 
Quargelbrot schrieb:
Ich bin auch dafür, daß etliche Parasiten nicht überleben in diesem System.

Und zwar die millionenschweren Manager, die es sich richten, wie sie wollen, auf Kosten der Kleinen.

DAS sind die wahren Parasiten! :nudelwalk

es gibt wohl immer weniger "ballungszentren" für geld (und somit macht). dafür "ballt" es sich dort aber auch gewaltig. :)
manche banken und ver-sicherungs :) unternehmen z.b.

klein und mittelbetriebe..die "schnaufen" vermehrt seit jahren aus den letzten löchern. die chefs arbeiten da oft am meisten und bekommen das wenigste geld raus (ich kenne da etliche..)
in manchen branchen müssen die (kleineren, mittleren) firmen sich derart um aufträge unterbieten, dass mit glück material- und lohnkosten für die mitarbeiter für den arbeitszeitraum ab gedeckt sind.

ich kenne einige chefs, die trotz viel arbeit mit weniger im monat heim gehen, als ihre mitarbeiter.
die würden liebend gerne mitarbeiter einstellen, wenn die firma sie finanziell tragen könnte.

in branchen, in denen einige "grosse" werken, haben viele mittel- und kleinbetriebe zu nehmend keine chance mehr.
ausser, sie spezialisieren sich sehr gekonnt. (wodurch der mitbewerb überwiegend weg fällt. denn konkurieren können sie kaum mehr).

und die "grossen" geben dann den weg für eine hohe anzahl mitarbeiter vor.
somit "den ton an".

:) Jo
 
was an "unserem system" für mich auch nicht mehr stimmt...

das volk wählt die politiker, die politiker haben die macht...im sinne (auch*gg*) des volkes dann zu handeln.

stimmt auch nicht mehr wirklich.

macht haben die, wo das geld sitzt. banken, grosse firmen mit vielen arbeitsplätzen.
passt denen etwas nicht, wird eben wo es geht in drittländer verlegt und basta.
verkalkulieren sie sich kräftig, wird eben staatlich "nachgeschoben", weil die vielen arbeitsplätze die sie bieten könn(t)en, einen grossen machtfaktor dar stellen. gerade in heutigen zeiten.

erst wird "privatisiert", dann "nach geschoben". was jetzt ?

jedenfalls..regiert wird zu vielen themen meiner ansicht nach von da aus.

so lange politiker und bevölkerung sich da weiter "erpressen" lassen, wird sich nichts wesentliches ändern.
kleine firmen und einzelpersonen können nicht mit solchem schaden "drohen".
da fällt es leichter, sanktionen zu setzen.

wer setzt auch bei manchen grossen firmen an ? wer traut sich ?
 
Quargelbrot schrieb:
Das ist alles richtig, was Du sagst.

Aber was hat das mit den vermaledeiten Managern der heutigen Zeit zu tun? :confused:

für mich eben, dass es davon nicht soo viele gibt (in relation zur bevölkerungsanzahl)...die dafür aber tatsächlich macht in ihren händen haben zu vielen volkswirtschaftlichen themen (nicht die politiker).
das wirkt sich dann natürlich auch auf anderere bereiche aus.

sprich...sie werden kaum gebremst in der ausübung ihrer macht. (auch dann nicht, wenn sie sich verkalkulieren oder das arbeitsklima in manch dieser firmen immer unmenschlicher wird).

die kleinbetriebe müssen punkto "unmenschlichkeit" dann oft "nach ziehen", sonst gehen sie gleich unter.
der anfang aber liegt in meinen augen bei den "grossen", die diese unmenschlichkeiten zu lassen, um noch besser die kleinen unterbieten zu können.

Jo
 
Der Deutschland-Clan: Die Lüge ist Instrument der Politik

Der Clan ist ein Netzwerk mit einer Ideologie. Es geht um Geldgier und niemand erregt sich, dass die Einen Champagner trinken und von Anderen verlangen, den Gürtel enger zu schnallen. An das Gemeinwohl denkt niemand mehr, sagt Buchautor Jürgen Roth




Herr Roth, Ihr Buch heißt der Deutschland-Clan. Aber sie schreiben über viele Einzelbegebenheiten.


Der Titel des Buches soll nur auf eine bestimmte politische Entwicklung in Deutschland hinweisen. Natürlich gibt es nicht den Deutschland-Clan, der wie einen Mafia-Clan in Palermo agiert. Aber es gibt ein Netzwerk hinter dem eine Ideologie steht. Diese Ideologie ist der Neoliberalismus. Er wird repräsentiert von Personen, die von diesem System auf das beste profitieren. Das kann auf Gemeindeebene sein, auf Landes- oder Bundesebene, aber sie verbindet eins: pure Geldgier zu ihrem eigenen Nutzen.


Nicht das Gemeinwohl.


Das Gemeinwohl, das nach meiner Auffassung noch immer ein Verfassungsprinzip ist, spielt für diese Leute keine Rolle mehr. Das ist für mich der Deutschland-Clan. Dazu gehören viele dazu, wir Journalisten gehören dazu, dazu gehören Politiker, große Unternehmer, die Justiz. Ich verfechte hier keine Verschwörungstheorie. Ich frage nur, warum es keine öffentliche Diskussion darüber gibt, wohin uns dieser Weg führt.


Meinen Sie mit Ihrem Begriff des Neoliberalismus vor allem die Geldgier?


Ja, ich meine es geht wirklich ganz einfach um Geldgier. Man überlegt sich, wo kann ich früher oder später - man denkt eben auch perspektivisch - an die im Geldströme heran? wie kann ich möglichst von etwas profitieren für meinen eigenen Nutzen, nicht mehr für den Nutzen der Gemeinschaft, also das, was man unter Gemeinwohl versteht.


Sie nennen in Ihrem Buch Beispiele auf den verschiedensten Ebenen.


Symbolhaft ist das Beispiel Hartz: der Namensgeber für die Hartz-Gesetze, die für die Arbeitslosen sozial eine Katastrophe sind, lebte in Saus und in Braus.Herr Florian Gerster, ehemaliger SPD-Sozialminister, verantwortlich auch für die neue Art der Arbeitsmarktpolitik, hatte sich schon bei der umgewandelten Bundesanstalt für Arbeit ein sehr hohes Gehalt genehmigen lassen. Nachdem er von diesem Posten ausgeschieden wurde, geht er zu den Leuten, die im genauen Gegensatz zu dem stehen, was die Partei sagt, der er angehört.


Ist das, worüber sie sprechen, die Figur des „Raffke“, wie es sie nach dem Ersten Weltkrieg gab?


Den Raffke hatte schon immer gegeben. Wir sind alle kleine Raffkes. Mir geht es um etwas anderes. Dass Menschen Raffkes sind, aber gleichzeitig der Mehrheit sagen: Ihr müsst mit immer weniger auskommen und das nicht nur sagen, sondern auch politisch umsetzen. Ihre Entschuldigung heißt stets: Globalisierung. Aber das einzige, was diese Globalisierung gebracht hat, ist dass viel Kapital weltweit floriert, das nicht mehr kontrolliert wird. Für die Arbeitnehmer hat sich im Grunde zum positiven nichts verändert.


Sie kritisieren den Neoliberalismus, aber wir haben doch in Deutschland deutlich über unsere Verhältnisse gelebt und müssen dies korrigieren?


Wer hat denn über seine Verhältnisse gelebt? Haben sie über ihre Verhältnisse gelebt? Habe ich es? Dass es Probleme im sozialen Bereich zum Beispiel wegen der demographischen Entwicklung gibt, ist unbestritten. Aber überlegen Sie: im Bereich der Wirtschaftskriminalität - auch darüber handelt mein Buch - werden 95 Prozent aller Fälle nicht aufgeklärt. Wenn diese Wirtschaftskriminalität wirklich bekämpft werden würde, könnten nach Schätzungen zwischen 30 und 100 Milliarden € in die Kassen des Staates zu fließen. Das sage nicht ich, sondern der Bund deutscher Kriminalbeamter.


Hat niemand etwas unternommen?


In der Vergangenheit wurden die notwendigen Mittel nicht bereitgestellt und sie werden bis heute nicht bereitgestellt. Deshalb frage ich: wer hat ein Interesse, dass dies nicht geschieht? Sicher zockt auch der so genannte kleine Mann ab. Aber was er abzockt, sind doch peanuts im Vergleich zu dem, was im Bereich der Wirtschaftskriminalität geschehen ist und noch geschieht. Das Gleiche gilt für die Korruption. Da zahlen wir, die Bürger und auch hier sind die kleinen „Aufmerksamkeiten“ nicht mehr der Kühlschrank, sondern die Jacht oder das Aktienpaket. Hier muss man doch die Größenordnungen zwischen dem kleinen Betrüger und dem großen Kriminellen genauer ansehen.


Das Thema des Buches ist nicht so sehr die Korruption, sondern die Lüge und Doppelmoral?


Die Lüge ist ein politisches Instrument geworden. Die Korruption ist ein Teil dieser Erscheinung. Als die Diskussion über Korruption vor über 10 Jahren begann, waren es Einzelfälle. Später wusste man: es ist ein strukturelles Problem. Es gab eine Vielzahl von Gesetzen und einen öffentlichen Aufschrei, aber es hat sich an der Korruption nichts geändert, im Gegenteil. Die Korruption greift immer tiefer in die Gesellschaft ein, sie ist teilweise ein gesellschaftliches System geworden.


Was ist der Grund dafür?


Ich habe keine Erklärung dafür.


Sind die Menschen so viel geldgieriger geworden?


Die Menschen sind es nicht, eine bestimmte Klasse, zum Beispiel der Politiker ist es. Noch einmal: jeder soll soviel Geld verdienen, wie er will. Nur erstens soll er es nicht mit kriminellen Machenschaften tun und zweitens soll er nicht Wasser predigen und Champagner trinken und dicke Havannas rauchen, also sich selber reich bedienen und von anderen verlangen, dass sie den Gürtel enger schnallen.


In vielen ihrer Geschichten spielt das Ausland einer Rolle. Ist die Korruption importiert?


Nein, sie ist nicht importiert, aber sie ist ohne dieses Beziehungssystem ins Ausland nicht zu begreifen. Die Wirtschaftsbeziehungen sind heute besonders gut in Richtung Russland. Wir stoßen dort häufig auf ein korruptes, kriminelles System. Wir lassen uns darauf ein und glauben, wir könnten uns die eine Hand schmutzig machen, während die andere sauber bleibt. Aber das geht nicht. Hier spielt die Globalisierung tatsächlich eine Rolle: Wir passen uns den Machenschaften an und nicht umgekehrt, wie man gehofft oder geglaubt hat.


Sie schreiben über Schröder und Gasprom. Der größte Teil des Kapitels handelt aber von Putin und Gasprom. Wollen sie vor allem vor der Krake Gasprom warnen?


Was mich ärgert an dieser Diskussion um Schröder, Putin und Gasprom, ist natürlich einerseits, dass Schröder diesen Posten angenommen hat. Das ist höchst suspekt. Es gibt in der Rechtsprechung den Begriff des bösen Anscheins der Käuflichkeit, der nicht erweckt werden darf und der bereits in den Paragraphen der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme hineinführt. Ich kenne kleine Beamte, die deswegen vor Gericht gezerrt und verurteilt wurden.


Das ist ein schwerer Vorwurf.


Das ist ein schwerer Vorwurf, aber es ist auch eine Meinung zu den Vorgängen. Vielleicht wusste Schröder alles nicht so genau. Wenn jemand aber Putin als „reinen Demokraten“ bezeichnet, dann lügt er. Ein Politiker sollte in diesem Punkt zurückhaltend sein. Was mich stört, ist, wie Gasprom behandelt wird. Es wird angesehen wie ein ganz normaler multinationaler Konzern. Gasprom ist viel mehr. Gasprom ist eine politische Waffe, die eingesetzt wird, um zu erpressen. Das Beispiel Ukraine ist jedem geläufig. Gasprom erpresst und das ist ein Strafrechtstatbestand. Gasprom hat über Tochterunternehmen Beziehungen zu traditionell kriminellen Organisationen.


Sie nennen Beispiele in Ihrem Buch.


Ja. In der italienischen wie in der rumänischen Presse wurde darüber berichtet, dass ein traditioneller italienischer Mafia-Clan einen großen Gas-Vertrag mit Alexander Medwedew, einem der führenden Männer bei Gasprom, verhandelte. Das Geschäft kam nur deshalb nicht zustande, weil die Anti-Mafia-Kommission in Italien gegen diesen Cosa-Nostra-Clan vorgegangen ist. Sonst wäre die Mafia direkt ins Gasgeschäft eingestiegen. Bei den Firmen Eural Trans Gas und RosUkr Energo, über die kürzlich öffentlich diskutiert wurde, spielt ein Mann einer Rolle, der vom amerikanischen FBI per Haftbefehl gesucht wird: Semjon Mogiljewitsch. Er lebt völlig unbehindert in Moskau und hat großen politischen Einfluss im Kreml.


Ist das Schröder bekannt?


Als Gerhard Schröder noch Bundeskanzler war, muss ihn der deutsche Auslands-Nachrichtendienst BND darüber informiert haben. Aber das scheint ihn nicht zu interessieren. Auch die Behauptung der SPD ist doch gelogen, Schröder solle sich mit diesem Posten um die deutsche Energieversorgung kümmern. Das ist lachhaft. Seine Aufgabe als Vorsitzender des Aufsichtsrats ist ausschließlich, sich um die Interessen der Firma zu kümmern und möglichst viel Gewinn zu machen.


Haben Sie Sorge um die Sicherheit Deutschlands, zum Beispiel im Hinblick auf Gasprom?


Natürlich. Wir sind erpressbar. Die deutsche Bundesregierung brauchte nur eine andere Politik gegenüber Russland zu machen, zum Beispiel die Vorgänge in Tschetschenien oder die Einschränkungen der Pressefreiheit heftig zu kritisieren, dann besteht die Gefahr - weil hier Putin und auch der FSB, der frühere KGB Einfluss nehmen - dass der Gashahn ein wenig oder auch ein wenig mehr zugedreht oder der Preis erhöht werden wird. Das liegt auf der Hand und wird auch von niemandem bestritten. Es wird nur verdrängt.

Ich denke, die regelmäßige Präsenz des doch sehr brisanten Themas in den Medien ist das, was die Leute wachrüttelt.
Quelle:
http://www.sicherheit-heute.de/gese...Clan_Die_Luege_ist_Instrument_der_Politik.htm
 
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Hier wird eine interessante Diskussion geführt. Wegen den vielen Seiten habe ich mir erstmal nur die ersten 4 Seiten durchgelesen, um einen gewissen Eindruck von den verschiedenen Schreibern zu bekommen.

Ich habe das erhellende Gefühl, dass ich hier nicht auf das Übelste beleidigt werde, nachdem ihr meine Sicht der Dinge gelesen habt. Ich freue mich auf jeden Fall auf eure Reaktionen auf meinen Beitrag und auf die daraus entstehende Diskussionen.

Am Besten ich erzähle euch erstmal meine bisherigen Eindrücke von der Arbeit.

Es fing an als ich 16 Jahre alt war und mit Mühe und Not den Realschulabschluss (Durchschnitt 3,9) bekommen habe. In meiner Realschulzeit habe ich zwei Praktika gemacht bzw. machen müssen. Das erste Praktikum war als Einzelhandelskaufmann und im zweiten Praktikum habe ich in den Beruf des Altenpflegers hineingeschnuppert.

Das erste Praktikum war okay und hat mir zum Teil auch Spaß gemacht. Die Leute mit denen ich dort zusammengearbeitet habe waren nett und haben sich in diesem Leben nun mal dazu entschieden bis zur Rente im Supermarkt arbeiten.

Obwohl diese 3 Wochen mir Spaß gemacht haben konnte ich es mir absolut nicht vorstellen diesen Beruf mal zu erlernen und mit einem ewig freundlichem Lächeln an der Kasse den Leuten den Gesamtbetrag ihrer gekauften Waren zu nennen.

Das Praktikum als Altenpfleger fand ich weniger prickelnd. Das lag aber auch sicher daran, dass ich erst 16 war und sehr unsicher im Umgang mit den alten Leuten gewesen bin, die mich irgendwie nicht zu mögen schienen. Außerdem hätte ich dort rund um die Uhr Volksmusik hören müssen, sogar bei uns im Personalraum hörten die Angestellten diese Musik und geistreiche Gespräche wären mit den Leuten dort wohl auch eher nicht möglich gewesen.

Hinzu kommt noch, dass ich nicht gerade ein Kraftpaket bin und schon viel Energie investieren müsste um einen bettlägerigen Menschen beispielsweise zu wenden oder in den Rollstuhl zu setzen. Hätte Gott gewollt, dass ich eine Menge körperliche Arbeit verrichte, dann hätte er mir einen kräftigeren Körper gegeben. Ich bin ganz froh darüber, dass er mich eher schlank, aber dennoch körperlich gesund erschaffen hat 

Also gut nach der Realschule bin ich zu der Höheren Handelsschule gegangen, die ich als sehr einfach empfand. Ich habe selten gelernt und erlangte dort trotzdem die Berechtigung auf ein Gymnasium gehen zu können.

Doch ich hatte mich auch um Ausbildungsplätze beworben, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, was ich im Leben will. Meine Eltern haben immer gesagt wie toll es doch für mich wäre im Büro zu arbeiten, da ich genau dafür der Typ wäre. Ich war noch jung und naiv und habe denen, dass sogar zum Teil geglaubt.

Nach einem Vorstellungsgespräch für die Ausbildung zum Bürokaufmann waren der Chef und seine Gattin auf jeden Fall begeistert von mir, da ich ihrer Ansicht nach ja auch so kommunikativ gewesen bin und das wäre schliesslich sehr wichtig in dem Job als Bürokaufmann.

Sie wollten noch ein fünftägiges Praktikum von mir und danach stand fest, dass sie mich auch ausbilden würden und ich habe auch erstmal zugesagt, dass ich es machen werde.

Doch es kamen wieder diese Zweifel, ob diese Ausbildung wirklich gut für mich ist. Ständig in irgendeinem Büro sitzen, wahrscheinlich noch die nächsten 50 Jahre und von Jahr zu Jahr immer mehr abstumpfen. Viele in meiner Situation hätten sich wohl alle Finger nach dieser Ausbildung geleckt und meine Eltern, Verwandten und Freunde sagten, dass ich diese Ausbildung machen sollte. Schliesslich sei das ja alles so schwierig mit den Ausbildungsstellen und man sollte froh sein, dass man was hat.

Nur da ich nicht dauerhaft glücklich in einer für mich sinnlosen Tätigkeit wäre, habe ich mich dazu entschlossen doch lieber auf ein Gymnasium zu wechseln. Nicht weil ich das Lernen so toll fand, sondern weil ich dort unter Gleichaltrigen war und der rauen Arbeitswelt entfliehen wollte *g*

Okay, das erste Jahr auf dem Gymnasium musste ich wiederholen und ich schaffte bei der Wiederholung es dann doch noch knapp in den 12. Jahrgang des Gymnasiums. Den 12. Jahrgang packte ich sofort. Aber im ersten Halbjahr der 13. Stufe habe ich dann abgebrochen, weil meine Noten zu schlecht waren, als dass ich noch zu den Abiturprüfungen zugelassen worden wäre. Wiederholen konnte ich nicht, weil wir der letzte Jahrgang waren, der nach irgendwelchen alten Lerninhalten unterrichtet worden ist mit denen es nicht möglich gewesen wäre den 13. Jahrgang zu wiederholen.


Dennoch war es für mich im Großen und Ganzen eine schöne Zeit, ich habe da ein paar gute Freunde gefunden und wir hatten eine Menge Spass. Hätte ich das Abitur geschafft, dann hätte ich damit auch nichts anzufangen gewusst, denn studieren erschien mir zu anstrengend.

Ich war also 21 und hatte gerade das Abi in den Sand gesetzt. Für mich begann eine schöne Zeit, die lediglich von den Versuchen meiner Eltern mich zur Arbeit zu treiben überschattet wurden. Dennoch habe ich circa anderthalb zuhause gesessen viel über die Liebe, die Arbeit, das Leben und seinen Sinn philosophiert und auch viel Bücher, die mir das Leben erklären sollten gelesen. In dieser Zeit habe ich mich auch sozial und menschlich weiter entwickelt. Ich habe aus eigenem Antrieb gelernt einfühlsamer zu sein. Habe mir häufiger die Probleme meiner Freunde angehört und ihnen gute Ratschläge gegeben.

In der Zeit habe ich mich auch viel mit Frauen beschäftigt, ich fand es schon immer spannend mit Frauen zu flirten und eine gewisse Anziehung auf geistiger und seelischer Ebene entstehen zu lassen, ohne, dass es dann gleich mit ihnen zusammen ins Bett gehen musste. Ich habe viel mit ihnen gesprochen und ihren Geist stimuliert.

Ich habe gelernt, wie viel Macht ich doch über Menschen haben kann und auch, dass ich damit vorsichtig sein muss, weil man mit falsch angewandter Macht auch anderen Menschen schaden kann., was leider auch manchmal ungewollt geschehen ist.

Also gut, zurück zu meinen Erfahrungen mit der Arbeit. Ich saß wie erwähnt zwar anderthalb Jahre zuhause, aber zwischenzeitlich hatte mein Vater durch Vitamin B (Beziehungen) für mich einen Ausbildungsplatz bekommen und zwar als Automobilkaufmann 

Ich muss sagen, dass ich mich wenig für Autos interessiere, aber meinen Eltern zuliebe und auch weil ich neugierig war, was für Menschen das wohl sind, die Autos verkaufen  habe ich diese Ausbildung angetreten.

Nach 10 Tagen habe ich sie aber schon wieder abgebrochen. Das war mir aber schon vor dem Beginn der Ausbildung bewusst, dass ich sie nicht durchziehen werde, doch einige Sachen gefielen mir dort sowieso überhaupt nicht.

Einer meiner Mitarbeiter meinte Folgendes: „Also Marco, du tust, was ich dir hier sage, wenn ich sage, lege dieses weiße Blatt Papier von Links nach Rechts, dann hast du dass auch ohne nachzufragen, warum du das tun musst zu erledigen.“

Ich dachte im ersten Augenblick an einen Scherz, doch da er nicht zu lachen schien meinte er es wohl ernst und ich sagte „Ja natürlich“, obwohl ich lieber meine Meinung gesagt hätte, aber ich stand ein wenig unter Schock…..dramatisch ausgedrückt.


In einer anderen Situation hat der Chef ein neues Autohaus eröffnet und ich durfte an einem Samstag dort hin und mithelfen. Ich hatte 3 oder 4 Stunden durchgearbeitet und im Gegensatz zu meinen Mitarbeitern noch keine Pause gemacht und setze mich gerade hin.

Ich saß noch keine Minute. Da kam ausgerechnet der Chef, sah, dass die anderen arbeiteten und ich auf dem Stuhl saß und drückte mir irgendwas in die Hand und sagte, dass ich nicht rumsitzen soll, sondern arbeiten.

Verteidigen hätte ich mich können, aber das fand ich in der Situation irgendwie albern und habe lieber gehorcht. Außerdem hätten meine Mitarbeiter mich ja verteidigen können, was sie nicht taten. Aber ich habe ihn vergeben, schließlich sind sie von der Gesellschaft geprägte Sklaven, die den neuen Azubi lieber nicht verteidigen, weil das beim Chef ja nicht so dolle ankommt.

Da waren noch einige andere belustigende Situationen, die ich in den nur 10 Tagen erlebt habe, aber die erspare ich euch, falls ihr jetzt noch mitlest, so hoffe ich, dass ich euch nicht allzu sehr mit meinen Ausführungen langweile.

Nach den anderthalb Jahren habe ich im Herbst 2004 just for fun so eine sechsmonatige Maßnahme mitgemacht in der Jugendliche und junge Erwachsene unter 26 waren . Dort wurde man in Praktikas vermittelt, mit dem Ziel im darauf folgenden Jahr eine Ausbildung zu haben.

Ich habe mich mit einigen anderen aber für ein außerbetriebliches Praktikum als Bürokaufmann entschieden, dass direkt von der Maßnahme angeboten wurde. Das war in meinen Augen weniger anstrengend und ging nur von 8 bis 16 Uhr. Die Lerninhalte des Praktikums waren nicht so spannend, aber die Leute mit denen ich dort zusammen war, die fand ich super. Wir haben viel Spaß gehabt und da wir nicht so wirklich beaufsichtigt wurden, konnten wir immer eine Menge reden und ein wenig Blödsinn machen.

Jaja, ich weiss, ich war zu dem Zeitpunkt 22/23 und eigentlich ein erwachsener Mann. Aber die meisten dort waren zwischen 16 und 20 und ein wenig überdreht, aber dennoch nett, so dass ich mich ihnen gerne angepasst habe 





Okay, also nach der Maßnahme habe ich im Sommer letzten Jahres im Alter von 23 die schulische Ausbildung zum kaufmännischen Assistenten für Wirtschaftsinformatik begonnen und bin kurz davor, dass erste von insgesamt zwei Ausbildungsjahren erfolgreich zu überstehen (kleine Anmerkung: wir waren 28 zu Beginn der Ausbildung, doch wie es aussieht schaffen es nur 8 – 10 ins zweite Ausbildungsjahr )

Auch in dieser Ausbildung bin ich mit mittlerweile 24 Jahren der älteste Teilnehmer, doch ich habe absolut kein Problem damit und verhalte mich zumindestens in der Ausbildung auch häufiger wie ein 18-jähriger. Hinzu kommt noch, dass ich manchmal vom Aussehen her eher für 17 oder 18 gehalten werde.

Diese schulische Ausbildung hat auch den Vorteil, dass ich Schülerbafög bekomme, da ich vom Ausbildungsort circa 20 Kilometer weit weg wohne bekomme ich insgesamt 412 Euro BAFÖG, so dass ich mir eine Wohnung leisten kann. Auf die 412 Euro kommt natürlich noch das Kindergeld, nicht zu vergessen Geld von den Eltern und Grosseltern 
Schülerbafög muss übrigens nicht zurückgezahlt werden. Was Geld angeht bin ich übrigens sehr genügsam. Materielle Dinge bedeuten mir wenig und ich hänge auch emotional nicht so sehr daran.


Im Juli nächsten Jahres werde ich diese Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Ab August 2007 werde ich zu den von der Gesellschaft nicht so wirklich innig geliebten Hartz4-Empfängern gehören. Ich weiss nicht, ob ich ein Leben lang vom Staat leben werde, für eine gewisse Zeit auf jeden Fall. Ich möchte nämlich auch wissen, wie dort auf dem Amt mit mir umgegangen wird. Sehen die dort arbeitenden Leute mich als wertvollen Menschen oder als einen Sozialschmarotzer, dem sie lieber heute und morgen die Stütze kürzen würden, aber es nicht können, da er sich an die Regeln und Gesetze hält.

Obwohl ich da auch sagen muss, dass die Menschen auf die ich im Leben treffe meist ein Spiegel meiner Selbst ist. Ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich auch dort gut behandelt werde, so ist es eigentlich auch in der Regel.

In der Zeit, wo ich „arbeitslos“ bin, werde ich nicht stumpf vor der Glotze hängen und jeden Tag bis zum Mittag im Bett liegen. Ich stehe meist zwischen 6 Uhr und 8 Uhr auf und da wird sich in meinem Leben auch wohl nichts dran ändern. Ich werde mich in der Zeit wieder verstärkt auf´s Malen und Zeichnen konzentrieren und mich dahingehend ein wenig verbessern. Das ist eines meiner liebsten Hobbies.

Außerdem spiele ich mit dem Gedanken mal ein Buch zu schreiben. Auch wenn das vielleicht keiner kaufen mag , so wäre es für mich jedoch eine kreative Herausforderung, die ich vielleicht im nächsten Jahr angehen werde.

Also arbeite ich doch auch in gewisser Weise. Im Augenblick in dieser schulische Ausbildung und sobald ich Hartz 4 erhalte, werde ich meine Kreativität und mein künstlerisches Talent a bissl trainieren. Da es Tätigkeiten sind, dir mir Freude bereiten tue ich der Welt damit doch einen größeren Gefallen, als wenn ich im dauermürrischen Zustand einer Tätigkeit nachgehen würde, die mich nicht erfüllt und sogar belastet.

Da ich glücklich bin mit dem was ich tue, strahle ich es auch auf meine Mitmenschen aus, so dass sie auch etwas von meinem Glück abbekommen und sich selbst in dem Moment auch glücklicher fühlen können.

Wer es geschafft hat bis hierher durchzuhalten und alles gelesen hat, dem sage ich herzlichen Glückwunsch und danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Einige Andere haben vielleicht nur die letzten Abschnitte gelesen, das reicht auch schon, denn dort steht wahrscheinlich, dass Wichtigste meiner Einstellung drin.

Auf jeden Fall freue ich mich auf eure Reaktionen zu meiner Einstellung zum Leben 

Ich schaue heute noch einige Male rein und werde auf eure Reaktionen eingehen.
 
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