Hallo,
a1526 schrieb:
Mein Appell: testet die Antragsteller auf ihre wirkliche Motivation, dann bietet ihnen an, sie bei denjenigen Schritten zu unterstützen, die ihnen Wege in einen Job aufzeigen, der zunächst einmal ihren Lebensunterhalt sichert (damit sie sich auf dieser Basis aus eigner Kraft um die Verwirklichung ihrer "Berufung" kümmern können...
JA, GENAU! Es geht also darum, dass man die Leute einfach nur unterbringt.
Es ist egal, wo, und wie.
Aber in dieser Argumentation widersprichst sich a1526:
Verwirklichung der Berufung? Denn wenn ich egal was tun soll, kann ich meine Berufung nur hintenanstellen. Komme ich dem Amt mit meinen Vorstellungen über meine Zukunft, sagen die mir: SIE SIND VOM GESETZ HER VERPFLICHTET SO UND SOVIELE BEWERBUNGEN ZU SCHREIBEN, ARBEITSANGEBOTE ANZUNEHMEN BLAHBLAH. ALSO: werde ich dazu gedrängt, verdrossen zu reagieren und mir mein Stück vom Kuchen abzuschneiden, weil alles so eingestellt ist. Wer mir dann sagen würde, ich wäre ein Schmarotzer, oder (ist jetzt nicht persönlich gemeint), ein geniales Talent, empfinde ich das als ignorant.
Oder es heisst in dieser Argumentation, dass die VERWIRKLICHUNG DER BERUFUNG EINES MENSCHEN DARIN BESTEHT, SEINE EXISTENZ ZU SICHERN UND ZWAR MIT ALLEM ÜBERFLUSS. Willkommen bei Orwells 1984?
Aber vielleicht ist es auch so: Konsum soll erhalten bleiben, damit die Wirtschaft weiter boomt, und der Mensch braucht dafür ja faktisch nur zu funktionieren. Wer schmarotzt von meiner Arbeitsleistung, WENN ich arbeite, was der Staat mir als EIN EURO JOB vorsetzt?
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Alles was ich nun schreibe, mag etwas erregt klingen, und das ist es auch, aber ich meine es zu niemanden persönlich... bitte locker sehen
Wie ich schon mal dargelegt habe, finde ich es pervers, dass man davon spricht, die Sozialsysteme werden von den Arbeitslosen ausgelaugt.
Denn der STAAT SORGT GERADE DURCH DIE SOGENANNTE ARMUTSGRENZE UND DEN MINDESTSATZ DER SOZIALLEISTUNGEN dafür, dass dies so ist. Es ist so eingerichtet, dass man alles oder nichts kriegt.
Man muss die Krankenversicherung auch durchgängig bezahlen, kann sich nicht mal ein Jahr abmelden, auf sowieso eigenem Risiko, - denn dazu sagt die Krankenkasse: WIR WOLLEN ES DENJENIGEN, DIE AUS DEM SOLIDARSYSTEM AUSSTEIGEN, ES SCHWER MACHEN, WIEDER REIN ZU KOMMEN.
Liegt eigentlich auf der Hand, wenn das jeder sporadisch tun tun würde, gäbe es keine Einzahlung ins System. Oder man wird irgendwann krank, während man keine Beiträge zahlt, meldet sich wieder an. Aber das Problem ist und bleibt: dass ich alles oder nichts kriege. Und im Detail liesse sich das auch regeln, dass man dann, wenn man wieder rein kommt, eben etwas höhere Beiträge zahlt und man nicht mehr als zwei jahre insgesamt abgemeldet sein darf, vorausgesetzt man hat keine Arbeit.
Wenn ich zum Amt gehe und sage, ich möchte aber nur versichert sein und dafür ein bisschen weniger Druck vom Amt kriegen, dann empört das die Leute dort. Das ist kein Unterschied. Es ist immer: ALLES ODER NICHTS.
Deswegen ist es meiner Meinung nach pervers anzudeuten, die Arbeitslosen sind daran schuld, dass dieser Staat nicht haushalten kann.
Sind wir noch auf der Ebene der 80zigger Jahre? Wir (ich meine die ZIVILISATION) könnten viel mehr!
Aber die, die haben, verteidigen ihren Status Quo. Und es kann ruhig so bleiben. Ein paar Reförmchen und dann kann es weiter gehen, bis dass irgendwann alles zuende ist, aber das erleben wir ja nicht mehr.
Mir persönlich geht es nicht darum, dass ich oder jemand auf Kosten anderer lebt. Mir geht es um die Verhältnismässigkeit. Und um menschenwürdigere Strukturen, etwa Abbau der Bürokratie.
Man wird in dieses System regelrecht gezwungen, ohne etwas wählen zu können. Es geht immer um alles oder nichts. Da ist kein Dialog zwischen Staat und Arbeitsloser.
Wie kann man sich zB vorstellen, dass Leute ihren Verdruss, den sie durch müssige Arbeitszeiten sich aufbauen, oder durch eine Arbeit, die überhaupt wenig ihren Fähigkeiten entspricht (Überforderung, Unterforderung) NICHT in der Familie oder anderswo ausagieren? Somit kommt alles wieder zurück auf die Gesellschaft.
Wir könnten viel mehr!
Oh ja, das klingt wie ein Ausruf des Propheten.
Aber wie klingt das anders herum: WIR KÖNNTEN VIEL MEHR FESTHALTEN! KLAMMERN WIR UNS DOCH AN DIESES LAND UND SEINE STRUKTUREN! AN DIESE WELT!
BEKÄMPFEN WIR FLEISSIG DIEJENIGEN, DIE SICH WIDERSETZEN ALLEM ANSTAND UND MORAL DER ARBEITSGESELLSCHAFT! ES IST UNSER GELD! HAMSTERN WIR UNSER GELD, VON DEM WIR MEHR ALS GENUG HABEN, UND SCHICKEN ALLE ANDEREN IN DIE FREIE WÜSTE, DESSEN LAND WIR EH SCHON GEKAUFT HABEN, UND DESSEN AUFENTHALT DORT DURCH OBDACHLOSE WIR ALSO NICHT DULDEN.
Sind wir denn noch immer in der Steinzeit? Ist es verpönt, von neuen Strukturen zu schwärmen? Neuen Möglichkeiten? Das Alte kritisch zu hinterfragen? Eine menschenwürdige Gesellschaft muss keine Utopie sein, aber es fängt mit solchen utopisch anmutenden Gedanken an. Die Haltung, dass alles wie es ist, schon okay ist, stößt auf Widerstand ebenso wie auf Befürwortung. Das war in allen Zeiten so. Die Entwicklung geht aber voran, da hilft kein Klammern. Denn Krisen werden es aufnötigen, und Zeitgeist fordern.
Sicher, der eine oder andere möchte gerne, dass dies, was ist, so bleibt.
Und:
Sicher, der eine oder andere möchte gerne, dass dies, was ist, nicht so bleibt.
Bleibt uns auf jeden Fall also die kommende Zeit, um auszuloten, was die Zukunft überdauern wird...; oder ob es vielleicht ein (geistig ausgetragener) Bürgerkrieg wird, der dahin münden könnte, dass Supermärkte aus Verdruss und Ignoranz der Betroffenen gegenüber, einfach mal in Krawallen ausgeräumt werden. Das wäre die Quittung für "wir mehr, ihr weniger" (denn das wird auf allen Ebenen widergespiegelt, "diejenigen" haben mehr Entscheidung, "die anderen" immer weniger Einfluss auf Gestaltung, usw.). Da bauen sich kollektive Energien auf, wie selbstverständlich müssen sie irgendwann ausagiert werden. Lässt man es auch immer weniger zu, dann explodiert irgendwann das Ventil.
Sollen wir uns mit Argumenten in die berüchtigte Wolle kriegen, den 68er`Stil: lebt von den Ressourcen, bis nix mehr da ist, macht Ödland aus diesem Planeten, zieht die grüne Socken an, Ackerbau jetzt, oder elektrische Handfesseln für Arbeitslose, die sich ständig zuhause aufhalten sollen um erreichbar zu sein...
Heute wird viel Überfluss produziert und verschleudert. Wir haben reichlich davon und wissen damit eigentlich nichts anzufangen. Wer sich darüber hinweg täuscht, der erkläre mir mal, warum es in einer Straße drei Apotheken nebeneinander geben soll, die alle dieselben Medikamente haben.
Ich habe persönlich keine Vorstellung, wie es genau aussehen sollte. Wenn es anders sein sollte.
Aber ich habe eine Vorstellung davon, dass es besser sein könnte. Das lässt sich nicht ändern, durch noch so viele Gesten der Moral. Mich hat niemand gefragt, ob ich mit diesen Strukturen einverstanden bin. Mich hat niemand gefragt, ob ich in eine Schule komme, in der man mir das Lernen abbringt, mich hat niemand gefragt, dass ich derart entmutigt lange Zeit darum kämpfte, alle diese Illusionen, die man mir eintrichterte, abzulegen!
Für mich ist es banal, dass die Leute, die viel haben, davon auch etwas abgeben können, ohne dadurch zu wenig zu haben. Sie würden es vergelten, wenn sie zum Beispiel einfach weniegr arbeiten müssten, und diese Arbeit sich auf mehrere Schultern verteilen würde.
Man schaue bsplw. auf die Poltiker: Die haben so viel Arbeit zu verrichten! 600 Leute vertreten das Volk, und sie sind längst zu einer Elite geworden. Die kriegen soviel Geld, 10.000 - 15.000 Euro oder so, dass davon mind. 15*600 Leute leben könnten! Das sind 9000 Menschen.
Ich sehe nicht ein, warum manche Arbeit, die auch nicht mehr Verantwortung bedeutet, als wie andere Arbeit, einfach mehr Lohn einbringen sollte. Was wollen wir darüber diskutieren, ob wir wir reich sind mit viel Geld? Oder reich an Erfahrung, mal mit weniger Geld auszukommen, aber wenigstens Nahrung und Obdach zu haben, oder dass die Kinder versorgt sind mit Spielzeug?
Diejenigen die wenig haben, brauchen dadurch ja noch keinen Freischein zu bekommen, um viel haben zu können.
Nahrung, Obdach, das ist nun einmal wichtiger, als ein Auto oder teure Kneipenbesuche oder Alkoholsucht, die einem Arbeitslosen finanziert wird.
Diejenigen, die sagen, man müsse die materielle Armut aufhalten, halte ich entgegen: man muss die seelisch-geistige Armut aufhalten.
Lg
Stefan