Chinnamasta
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da jetzt gerade um die tiere geht und hier sowieso alles rein darf, was nirgendwo anders passt:
ein kleines tribut an Joseph Beuys

dieses bild ist für mich eine ikone...
als ich es zum ersten mal sah, hatte ich von Beuys und seinen spektakulären aktionen noch gar nichts gehört...
es bleibt für mich bis heute das schönste foto aller zeiten ob dieser einfachheit oder der stimmung wegen... (schade, habe keins in grösserer auflösung gefunden)
es stammt von seiner aktion I like America and America likes Me,
die vom 21. bis zum 25. mai 1974 in der galerie René Block in New York stattfand.
Die Aktion begann mit dem Abflug in Düsseldorf und endete mit der Ankunft in Düsseldorf.
Am John F. Kennedy Airport angekommen, ließ sich Beuys komplett in Filz einwickeln.
Anschließend wurde er von einem Ambulanzwagen in die Galerie gefahren, wo er in einem Raum der Galerie
mehrere Tage mit einem Kojoten namens Little John verbringen wollte.
Bei der Aktion spielte Beuys mit dem Koyoten, ließ sich, verkleidet wie ein Schäfer mit Hirtenstock und Filzumhang,
den Mantel von dem Tier herunterreißen und stapelte während der Aktion die Ausgaben der Tageszeitung Wall Street Journal.
Das ausgelegte Stroh, vorgesehen für den Koyoten, wurde nicht angenommen. Das Tier machte es sich lieber auf den Zeitungen gemütlich, wobei es ab und an auf dieselben pinkelte. Für Beuys blieben nur noch das Stroh, die Filzbahnen, der besagte Hirtenstock und eine Triangel, die er hin und wieder betätigte. Der anfangs aggressiv-verängstigte Koyote gewann während der Aktion zunehmend an Vertrauen, so dass sich eine Beziehung zwischen Mensch und Tier aufbaute. Zum Abschied drückte Beuys den Präriewolf an sich und verstreute das Stroh, auf dem sich die beiden das Lager geteilt hatten, im Raum. Anschließend ließ sich der Künstler erneut in Filz einwickeln und wurde im Ambulanzwagen zum Flughafen zurückgebracht, ohne dass er, mit Ausnahme auf den Kojoten, die Wall Street Journals und auf diesen Raum, auch nur einen einzigen Blick auf Amerika geworfen hatte. Beuys sagte später, dass er außer diesem Koyoten nichts habe sehen wollen, weil dieses von den Weißen verhasste Tier auch als ein Engel angesehen werden könne.
Der Kojote gehört zu einer in Nordamerika heimischen Hundeart, die einer kleineren Ausgabe eines Wolfs ähnelt. Von den nordamerikanischen Ureinwohnern wird der Kojote als ein heiliges Tier verehrt und spielt im Schöpfungsmythos der Ureinwohner Nordamerikas eine aktive Rolle in der Entstehung der Welt. Heute ist das Tier vom Aussterben bedroht.
Beuys nahm das Tier in seine Aktion auf, weil er in ihm die elementaren Kräfte sah, die die einstigen spirituellen Energien der Indianer, aber auch deren Vertreibung, Umsiedlung oder Ermordung definierten und deren Bewusstsein unterdessen in einem technologisierten und kommerzialisierten amerikanischen Alltag und dem darin fehlenden Dialog zwischen den Ureinwohnern und den ehemals europäischen Siedlern verloren gegangen sei.

Joseph Beuys äußerte sich dazu so: Warum ich mit Tieren arbeite, um unsichtbare Kräfte auszudrücken? - Sie können diese Energien sehr deutlich machen, wenn Sie ein anderes, längst vergessenes Reich betreten, indem unermeßliche Kräfte als große Persönlichkeiten überleben. Und wenn ich versuche, mit diesen spirituellen Wesen in ihrer Gesamtheit wie mit Tieren zu sprechen, wirft das die Frage auf, ob nicht jeder mit höheren Wesen, diesen Geistwesen und Gottheiten sprechen kann...
aus wiki zitiert