Kritik und der Umgang mit ihr

M

maria45

Guest
Eli7 schrieb:
unter anderem topic dies:
Deshalb kann ich von jeder Art von konstruktiver Kritik lernen. Das ist auch der Grund, warum mir die oft herbe Kritik hier gefällt, auch der Grund, warum ich überhaupt hier schreibe. Meinen Dank an alle Kritiker.
und handwerker fragte zurück:
und was tust du, wenn dir die kritik nicht konstruktionsfähig genug ist ? liegt das dann an den kritikern oder an dir ?


und weil ich diese frage aus aktuellem Anlaß ebenfalls in mir bewegte, die frage der Kritik und des Umgangs mit Kritik, und eh schon erwog, einen thread dazu zu starten, das aber lieber in breiterem Forum zur Diskussion stellen wollte, deshalb nun dieser thread hier:

interessante Frage, handwerker. es ist beides, und es ist immer noch etwas anderes mehr als das bereits gedachte...:

...es liegt natürlich an den kritikern, denn die konstruktivste kritik ist exakt meinem verständnis angemessen, die destruktivste kritik verfehlt völlig mein verständnis. und wie sollte ich die kritik aufnehmen können, wenn ich sie entweder nicht bemerke oder von vornherein ablehnen muß, weil sie nicht meiner form entspricht, sich also nicht auf mich einläßt?

...es liegt natürlich an mir selbst, denn in immer weiter fortschreitendem erkennen nehme ich alles, was mir be-gegnet, als "kritik", als hinweis auf, an dem ich meinen kurs ausrichten kann. so übt der polarstern eine stete kritik an jedem seemann, ganz ohne jede bosheit, aber auch die schärfste und destruktivste kritik gleicht einem hinweis auf verborgene klippen, die weit hinaus ins meer gestreut sind und den rumpf meines schiffes aufschlitzen können so daß ich stranden würde.

...und es ist noch ein drittes, daß jede form von kritik äußerst unnütz ist, weil sie an und für sich eine kritik des kritisierten darstellt und sich über ihn stellt in der weise, daß sie ihm nicht zutrauen würde, einsicht in sich selbst zu gewinnen.

...andererseits noch ein viertes, daß jede form von kritik nützlich ist als spiegel von einem selbst. im kleinen mag man sich dies vergegenwärtigen an seinem "schlimmsten Feind": man halte ihm eine gardinenpredigt, man sage ihm mal in gedanken so richtig die meinung... und richte sie dann in stummer selbstkritik auf sich selbst...

...wiederum ist jede kritik ein kleiner oder großer liebesbeweis, weil nur die passive ablehnende gleichgültigkeit dem anderen die korrekturen vorenthalten würde, die doch offenbar not-wendig sind, denn weshalb sonst bin ich ihm hier begegnet und weshalb sonst kommen mir ausgerechnet diese gedanken der kritik an ihm? ist es doch eine gemeinsame realität, in der wir leben, und sind diese gedanken denn nur für mich bestimmt?

...wiederum ist jeder kritische gedanke eine herausforderung des friedens im herzen, ein test, ob noch ego in form von selbstbehauptung und abgrenzung in mir wohne. kann ich also trotzdem mit lächelndem Herzen jedem meiner Kritiker Recht geben?

...wiederum, wenn ich diesen test bestehe, und es ist kein übel in mir, sondern höchstes wohlwollen, ist es dann nicht angemessen, die kritik in der möglichst passendsten form zu erwidern?

...und wiederum, bin ich in der lage, mich scheinbar trotz innerster vollkommenheit in eine position zu begeben, in der ich allen als vom schlimmsten ego geplagt vorkommen muß? kann ich in der aktuellen situation unter schwerstem kritischem beschuß stehend, lächelnd die unterlegenste position einnehmen und dem anderen Spiel, Satz und Sieg einräumen?

...und wiederum wäre die frage, was unser wechselseitiger austausch von kritik, sich verletzen lassen, siegend und besiegt werdend, für andere für eine frucht trägt? bin ich nicht auch denen in gleicher weise verpflichtet, die eines solchen austausches zeuge sind?

...und andererseits, weshalb sollte ich nicht auch mich rechtfertigen dürfen, wohl wissend, daß jede Rechtfertigung aus mir heraus eine sehr schwache Position ist, jede Verteidigung auch zu einem erneuten Angriff einladen kann?

und so weiter...

bin auf Eure Gedanken gespannt.
:kuesse:
 
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Zunächst einen ganz herzlichen Dank
an dich, maria45,

für deine tiefsinnigen Gedanken. Ich möchte sie noch ein wenig im Inneren 'bewegen'.

L.G.v.E.
 
Hallo Maria,

es kommt auch auf das Maß an, wie oft kritisiert wird, in welchem Umfang, oder eine Verhaltensweise oder die ganze Person.

Jemand der kritisiert, kann sein Eigenes so überbewerten, dass er dies als Maßstab für alle anderen an. Hier können die anderen nur Verlieren sein.

Mit Ego kann ich die Kritik nicht in Verbindung bringen. Außer dass vielleicht manch einer sich für zu großartig ansieht und für unfehlbar hält. Was aber genau genommen nur Tarnung seines verletzten und beschämten Selbst ist. So einer kann gar nicht anders, als andere herunterzumachen, damit er seine Scham nicht spürt, die aus ganz vielen Zurechtweisungen in seinem realen Leben herrühren. Wer Opfer so eines User´s wird, ist arm dran. Außer er merkt es und zieht sich zurück.

Hinzu kommt, dass einer, der kritisiert, sich als jemand wähnt, der wie ein Lehrer ist und der andere, den er zurechtweist, wie ein Schüler. Das ist auch wieder Anmaßung. Denn hier im Forum sind wir alle gleich. Die Rollen sind auf "wir sind gleich" verteilt, und nicht auf Lehrer und Schüler. (Eltern und Kinder)

Deshalb ist Vorsicht geboten.

Manch einer hat es nämlich nötig andere in der Öffentlichkeit mit seiner Kritik bloßzustellen, damit er als Resultat gut abschneidet. Wer ihm auf den Leim geht, selber schuld. (Unter Voraussetzung er wurde auf diesen Sachverhalt hingewiesen.)

Denkt mal an eure Schulzeit oder Lehrzeit zurück. Wer hat euch mehr geholfen? Derjenige Chef (Lehrer), dem ihr nie (oder nur ganz selten) etwas recht machen konntet? Oder der, der euch so genommen hat wie ihr seid, euch die Dinge erklärt hat und wenn ihr sie nicht hingebracht habt, sie euch nochmal erklärt hat und dann auch Tipps gegeben habt, wie ihr euer Ziel erreichen könnt.

Kritik kann auch eine günstige Wirkung haben. Nur kennt diese Art der Kritik kaum einer und wendet sie auch deshalb nicht an. Und hier im Forum kenne ich nur die Kritik des "auf einen anderen herumhacken, bis er umfällt".

lg Pluto
 
Kritik kann auch eine günstige Wirkung haben.


Hallo Ihrs,
Kritik sollte eigentlich immer eine günstige Wirkung haben, meine ich.

Nur kennt diese Art der Kritik kaum einer und wendet sie auch deshalb nicht an. Und hier im Forum kenne ich nur die Kritik des "auf einen anderen herumhacken, bis er umfällt".

Das fände ich jetzt echt schade.
Nur woran liegt es?

Bei einem selbst, weil man jede Kritik als verletzend empfindet und sich demzufolge gegen jegliche Kritik sperrt?

Weil man nicht sachlich kritisieren kann?

Wären jetzt kurz mal meine Gedanken dazu

Liebe Grüße
Aralie
 
Hallo Ihrs,
Kritik sollte eigentlich immer eine günstige Wirkung haben, meine ich.



Das fände ich jetzt echt schade.
Nur woran liegt es?

Bei einem selbst, weil man jede Kritik als verletzend empfindet und sich demzufolge gegen jegliche Kritik sperrt?

Weil man nicht sachlich kritisieren kann?

Wären jetzt kurz mal meine Gedanken dazu

Liebe Grüße
Aralie

weil drauflos kritisiert wird, ohne vorher Kenntnisse eingeholt zu haben!
 
...es liegt natürlich an den kritikern, denn die konstruktivste kritik ist exakt meinem verständnis angemessen, die destruktivste kritik verfehlt völlig mein verständnis. und wie sollte ich die kritik aufnehmen können, wenn ich sie entweder nicht bemerke oder von vornherein ablehnen muß, weil sie nicht meiner form entspricht, sich also nicht auf mich einläßt?

konstruktiv beschreibt die genehme Kritik, die dich ich zulassen kann/moechte... die Kritik, die mir "nah" steht...
destruktiv ist wohl dann die, die ich nicht annehmen will/kann... sie wird dann so abgetan als Bloedsinn oder nicht weiter fuehrend, nicht Fruechte bringend/tagend


...es liegt natürlich an mir selbst, denn in immer weiter fortschreitendem erkennen nehme ich alles, was mir be-gegnet, als "kritik", als hinweis auf, an dem ich meinen kurs ausrichten kann. so übt der polarstern eine stete kritik an jedem seemann, ganz ohne jede bosheit, aber auch die schärfste und destruktivste kritik gleicht einem hinweis auf verborgene klippen, die weit hinaus ins meer gestreut sind und den rumpf meines schiffes aufschlitzen können so daß ich stranden würde.

das zu erkennen ist schon grossartig, doch es im Herzen auch wirklich zu fuehlen und zu integrieren, in den Kurs aufzunehmen, ist erst zielfuehrend

...und es ist noch ein drittes, daß jede form von kritik äußerst unnütz ist, weil sie an und für sich eine kritik des kritisierten darstellt und sich über ihn stellt in der weise, daß sie ihm nicht zutrauen würde, einsicht in sich selbst zu gewinnen.

wenn es der Kritisierte so sehen mag, dann ja... wenn es das Motiv des Kritikers ist, dann ebenfalls ja... unnuetz ist sie dennoch nicht, weil sie beiden, Kritiker und Kritisiertem, etwas ueber sich selbst offenbart

...andererseits noch ein viertes, daß jede form von kritik nützlich ist als spiegel von einem selbst. im kleinen mag man sich dies vergegenwärtigen an seinem "schlimmsten Feind": man halte ihm eine gardinenpredigt, man sage ihm mal in gedanken so richtig die meinung... und richte sie dann in stummer selbstkritik auf sich selbst...

Spieglein,Spieglein an der Wand, ist fuer wen ist die Kritik mir(k)ein Tand

...wiederum ist jede kritik ein kleiner oder großer liebesbeweis, weil nur die passive ablehnende gleichgültigkeit dem anderen die korrekturen vorenthalten würde, die doch offenbar not-wendig sind, denn weshalb sonst bin ich ihm hier begegnet und weshalb sonst kommen mir ausgerechnet diese gedanken der kritik an ihm? ist es doch eine gemeinsame realität, in der wir leben, und sind diese gedanken denn nur für mich bestimmt?

beachtendwert die Energie, die zum Hervorbringen der Kritik aufgewendet wird... Kritik ist ein Geben vom Ich zum Du.... Kritik ist Be-Achtung, Hinwendung mit dem "Ziel" der Korrektur...

...wiederum ist jeder kritische gedanke eine herausforderung des friedens im herzen, ein test, ob noch ego in form von selbstbehauptung und abgrenzung in mir wohne. kann ich also trotzdem mit lächelndem Herzen jedem meiner Kritiker Recht geben?

ein Mass zur Selbstpruefung

...wiederum, wenn ich diesen test bestehe, und es ist kein übel in mir, sondern höchstes wohlwollen, ist es dann nicht angemessen, die kritik in der möglichst passendsten form zu erwidern?

Warum nicht? Ich habe empfangen und bekam so die Moeglichkeit, an und mit der Kritik zu wachsen, warum sollte ich das meinem Kritiker verwehren... so ich bei ihm etwas zur Korrektur sehe... is ja eh wieder meins :rolleyes:

...und wiederum, bin ich in der lage, mich scheinbar trotz innerster vollkommenheit in eine position zu begeben, in der ich allen als vom schlimmsten ego geplagt vorkommen muß? kann ich in der aktuellen situation unter schwerstem kritischem beschuß stehend, lächelnd die unterlegenste position einnehmen und dem anderen Spiel, Satz und Sieg einräumen?

:)

...und wiederum wäre die frage, was unser wechselseitiger austausch von kritik, sich verletzen lassen, siegend und besiegt werdend, für andere für eine frucht trägt? bin ich nicht auch denen in gleicher weise verpflichtet, die eines solchen austausches zeuge sind?

wenn ich die Verplichtung in mir spuere ja, wenn die Zeugen dies auch wuenschen eindeutig ja, wenn nur die Zeugen es wuenschen, ich aber nicht, dann je nachdem, wie weit ich zu teilen bereit bin/sein kann


...und andererseits, weshalb sollte ich nicht auch mich rechtfertigen dürfen, wohl wissend, daß jede Rechtfertigung aus mir heraus eine sehr schwache Position ist, jede Verteidigung auch zu einem erneuten Angriff einladen kann?

Rechtfertigung ist er-klaerend und kann weiter klaeren, deutlich machen und zu Wachstum fuehren, ueber gemeinsamen Austausch verschiedene Standpunkte einen. Schwach ist sie nur, wenn sie in und auf sich verharrt und die Kritik ablehnt. und so weiter...

bin auf Eure Gedanken gespannt.

:kuesse:


so long
 
kritik ist nur unter trennung möglich
..und sowas geht dann sinnvoll,
wo ich verbundenheit fühle.
wo ich geringschätzung spüre,
stelle ich fragen. und wenns dabei bleibt
schweige ich.
 
Hallo Maria,

Du hast einen schönen Beitrag geschrieben, der die Kritik kritisiert - Du könntest eine Reinkarnation Aristoteles sein.

Meiner Meinung nach ist jede Kritik erstmal neutral - erst der Kritisierte definiert die Kritik als Positiv oder Negativ. Dieser Umstand hat beruht natürlich auf den Ansichten des Individuum selbst, so kann die selbe Kritik für unterschiedliche Personen unterschiedliche Formen haben.
Niemand kann Kritik objektiv abgeben und objektiv entgegen nehmen. Jede Kritik kann als solches kritisiert werden.

Die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters!

Gruß Lifthrasir
 
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Hallo Maria
Seltsamerweise fühlt man sich oft in dem Masse mehr geliebt, je weniger Kritik man von jemandem bekommt. Man spricht wohl nicht umsonst von *gleicher Wellenlänge*.
Wenn aber der Blinde den Blinden führt, fallen beide in die Grube. Und ein anderer, der mit etwas Bestimmten nicht in Resonanz geht, schliesst sich dieser Gruppe vermutlich gar nicht erst an.
Das ist ein Widerspruch in sich, denn entweder bedeutet Liebe sehr wohl Kritik und Kritikfähigkeit oder aber das Gegenteil.
Ja, was denn nun?
Je intensiver man sich in Selbstkritik übt, um so freier wird man vom Kritisieren anderer. Das kann ignorant wirken, wenn das Ego dies schön säuberlich unter *du bist ja dumm* verbucht oder aber liebevoll, wenn das Herz sprechen gelernt hat.
Manch einer kann sein Herz nicht sprechen lassen, weil in ihm noch die Spannung wohnt. Dann bringt es auch nichts zu kritisieren, weil Spannung sich dadurch bloß erhöht. Ausweg wäre wiederum, die innere Spannung abzubauen.
So oder so, an Arbeit an sich selbst kommt keiner herum, der Frieden mit sich und der Welt machen möchte.
Sayalla
 
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