Wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit von Psychotherapie
Die Aufstellungsarbeit wird überwiegend in psychotherapeutischen Kontexten in kleinen Gruppen von 15 bis 25 TeilnehmerInnen eingesetzt, Den Psychotherapeuten, die dies machen, wird pauschal unter-stellt, sie würden auf Diagnostik, Indikationsstellung, Verlaufsbeobachtung und katamnestische Über-prüfung verzichten. Natürlich ist dies nicht so. Psychotherapeuten, die sich im Rahmen einer Therapie für eine Aufstellung entscheiden, haben in der Regel eine klassische Diagnostik durchgeführt, eine Therapie begonnen und sind in der Therapie aufgrund bestimmter Signale zu der Entscheidung ge-kommen, dass eine Familienaufstellung indiziert ist. Sie führen diese Aufstellung durch, setzen die Therapie danach fort und finden meist heraus, dass die positive Wirkung der Aufstellung die Therapie-dauer verkürzt und oft zu Symptomfreiheit führt.
Den Psychotherapeuten, die die Aufstellungsmethode als sinnvolle Ergänzung ihrer Methodik anse-hen, kann man natürlich fehlende Wissenschaftlichkeit unterstellen, weil ein umfassender Wirkungs-beweis der Methode noch fehlt.
Zunächst zur Frage, welcher Nachweis erbracht werden soll: Es gibt verschiedene Formen des Nach-weises der Wissenschaftlichkeit, die unterschiedlichen Zielen dienen. Der große Nachweis der Wis-senschaftlichkeit und Wirksamkeit beim Wissenschaftsminister wird vor allem geführt, um die Zulas-sung zur Kassenabrechnung zu bekommen. Über den großen Nachweis hinaus gibt es Studien und Fallberichte, in denen die Wirksamkeit der Methoden belegt werden, die aber insgesamt nicht umfas-send genug sind, um den Zugang zur Kassenabrechnung zu ermöglichen.
In Deutschland ist dies bisher nur drei Schulen gelungen jeweils erst nach langjährigen Bemühungen und Kämpfen, nämlich der tiefenpsychologisch-fundierten Therapie, der Verhaltenstherapie und der klientenzentrierten Therapie. Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapie haben die Zulas-sung erhalten, die klientenzentrierte Psychotherapie hofft darauf. Der Vorwurf, die Aufstellungsmetho-de habe diesen großen Nachweis bisher nicht erbracht, ist völlig nichtssagend, denn er kann noch gar nicht vorliegen. Es gibt keine einzige therapeutische Schule, die in der Lage war, einen Wissen-schaftlichkeitsnachweis zehn Jahre nach ihrer Begründung als Methode zu liefern. Das kann eine neu entstandene Methode in so kurzer Zeit nicht leisten und das hat es in der Geschichte der Psychothe-rapie bisher nicht gegeben. Die Entwicklung, Durchführung und Auswertung wissenschaftlicher Projek-te braucht mehr Zeit.
Darüber hinaus gilt der fehlende Nachweis der Wissenschaftlichkeit vor dem Wissenschaftsminister für alle nicht kassenzugelassenen Methoden wie die Gestalttherapie, das Psychodrama, die Hypnotherapie, die Transaktionsanalyse, das NLP, das EMDR, systemische Therapieformen etc.. Diesen müsste man dann ebenso fehlende Wissenschaftlichkeit nachsagen. Des Weiteren gelangen auch innerhalb der bereits anerkannten therapeutischen Schulen Methoden zur Anwendung, von denen nicht alle isoliert für sich genommen einen wissenschaftlichen Nachweis erbringen konnten. Das gilt für alle neu entstehenden Methoden, denn die Therapieschulen entwickeln sich ja weiter, aber auch für einige schon länger existierende Verfahren innerhalb dieser Schulen.
Erste Nachweise für die Wirksamkeit des Familienstellen und Initiierung weiterer Forschung
Qualitative Nachweise gibt es für all diese zuletzt genannten Methoden in Form von Fallberichten und wissenschaftlichen Studien. Eine ganze Reihe qualitativer Nachweise im Sinne von Fallstudien existie-ren auch für das Familienstellen (s. dazu zahlreiche Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift Praxis der Systemaufstellung).
Die erste quantitative Untersuchung zum Familienstellen wurde vorgelegt von G. Höppner unter dem Titel: "Heilt Demut - wo Schicksal wirkt?" Eine Studie zu Effekten des Familien-stellens nach Bert Hellinger, Profil-Verlag München-Wien.
Weitere Studien werden in Kürze publiziert, so eine aufwendige Arbeit von P. Schloetter über Positionen der Stellvertreter (Dissertation an der Universität Witten-Herdecke bei Prof. F. Simon.)
und eine Studie von A. Mahr und H. Brömer über die Wirkung des Familienstellens bei der Rehabilitation Suchtkranker.