Hallo jake.
Du schreibst wie ein Anhänger des kritischen Rationalismus ... demnach solltest Du auch das Falsifizierungsprinzip anerkennen. Wenn es Deine These wäre, das "alle bisher zum Thema durchgeführten Studien" die Astrologie widerlegt hätten, dann kann diese These dadurch falsifiziert werden, dass es mindestens eine Studie gibt, die signifikante Trefferquoten für astrologische Thesen ergibt. Schau mal
hier... die GWUP wirst Du wohl für eine unverdächtige Quelle halten.
Ich zitiere mal:
"deren Ergebnisse -
nach Meinung der Autorin - zentrale Annahmen der Astrologie unterstützen."
Forenbeitrag von Dr. Peter Niehenke, in dem er kurz zu dieser Studie Stellung nimmt:
Forum-Astrologie.de
Im übrigen gibt es auch ein interessantes Papier von Edgar Wunder und Ulrike Voltmer zur Formulierung eines Grundkonsenses über Astrologie ...
hier zu finden, setzt allerdings die Bereitschaft voraus, 71 PDF-Seiten zu lesen.
Kenne ich. Ist zwar schon eine ganze Weile her, dass ich das gelesen habe, aber eine Grundthese war AFAIR, dass es keine ernstzunehmenden Studien gibt, die der Astrologie ein Funktionieren bescheinigen könnten.
Genau, darum geht es auch. Wobei der Zusammenhang zwischen Deutung und Deiner Existenz ein anderer ist als der zwischen Zeitqualität (bevor sie durch den Filter einer Deutung geht) und Deiner Existenz. Wobei die beiden Fragen auftauchen, was a) Zeitqualität überhaupt sein könnte und b) in welchem Zusammenhang sie mit astronomischen Konstellationen stehen könnte.
Mir drängt sich da noch eine wesentlich wichtigere Frage auf: Gibt es überhaupt einen Zusammenhang,
bevor diese Zeitqualität durch den Filter geht.
Zur Frage, was "Qualität" eigentlich ist, gibt es eine Fülle philosophischer Ansätze - unterhaltsam zu lesen ist das ganze in eine Road-Story verpackt bei Robert Pirsig, "Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten".
Philosophische Ansätze gibt es wie Sand am Meer. Für den Prozess der Erkenntnisgewinnung taugen leider die wenigsten.
Sperriger beginnt es bei Plato. Kurz heruntergebrochen: Qualität ist ein Phänomen der Beziehung zwischen einem, der Kriterien für Qualität formuliert und/oder verinnerlicht hat und einer Entität, der diese Qualität zugeschrieben wird. Sie ist also weder ausschließlich und objektiv eine Eigenschaft dieser Entität noch ausschließlich und subjektiv eine Projektion des Betrachters. Es gibt da keine Kausalzusammenhänge (und immerhin durfte Ludwig Wittgenstein in Oxford lehren "Der Glaube an den Kausalzusammenhang ist DER Aberglaube!"), es gibt Beziehungen.
Das setzt aber den subjektiven Charakter der Projektion voraus. Wenn Sperriger hier von "Beziehungen zwischen dieser Entität und dem Betrachter" spricht, kann es sich beim Betrachter nur um den Astrologen handeln, der wiederum auf den Klienten projeziert. Da er Kausalzusammenhänge ausschließt, kann ich mich dem anschließen.
Zeitqualität wäre demnach das, was ich a) nach bestimmten Kriterien beschreiben (nicht im technischen Sinn definieren, das ist weder nötig noch möglich) und b) in beobachtbaren Erscheinungsformen von Zeit antreffen kann
Geht's vielleicht eine Spur genauer?
... also etwa wie in der Voltmer-Studie, die bestimmten astronomischen Konstellationen bestimmte Ereignishorizonte beschreibend zuweist und dann in den (vorher per Fragebogen erhobenen) Biographien von Testpersonen signifikante Korrelationen dazu nachweist.
Als Nachweis kann man diese Studie wohl allenfalls werten, wenn sie den Prozess der Reproduzierbarkeit und Falsifizierbarkeit überstanden hat. 400 Personen sind für einen solchen Versuch doch arg wenige. Zudem muss man befürchten, dass Voltmer aufgrund ihres Berufs und ihrer Erwartungen den Ausgang stark beeinflusst haben könnte.
Was ein solcher Kontext von Zeitqualität soll? Ich habe das weiter oben schon beschrieben, Rita hat sich darauf bezogen, ich werde das nicht wiederholen. Ich denke nicht, dass Du es nicht verstanden hast, Du wirst es einfach nicht akzeptieren, und das ist ja auch in Ordnung.
Ehrlich gesagt, wenn's da oben steht, dann habe ich es nicht verstanden. Wie könntest Du "ein erweitertes Verständnis für Dein Handeln, gar eine Vermehrung Deiner Freiheitsgrade (was immer das sein mag) gewinnen", wenn doch bezweifelt werden muss, a) ob so etwas wie Zeitqualität in der Form, wie Du sie Dir vorstellst existiert? und b) ob diese "Zeitqualität" sich in irgendeiner Form überhaupt in den Planetenkonstellationen widerspiegelt?
Im höheren Objektivierungsgrad und der Reproduzierbarkeit der Ausgangsdaten, die zum Beispiel die Angabe von Zeit und Ort als Kriterium ausreichend erscheinen lassen, damit AstrologInnen in aller Welt sich darüber austauschen können.
Das ist natürlich ein Aspekt, der nicht von der Hand zu weisen ist. Was ich aber meinte, war eigentlich eher das, was hinten raus kommt. Wodurch unterscheiden sich qualitativ die Aussagen der verschiedenen Disziplinen?
Wie gesagt, der von mir in erster Linie gesehene Nutzen von Astrologie besteht in der Beschreibung und Klärung von Kontexten meines Seins.
Und mir ist leider nach wie vor schleierhaft, warum man dafür ausgerechnet Planetenkonstellationen heranziehen sollte...
Übrigens: Was verstehst Du genau unter "Kontexten Deines Seins"?
Empörung? Widerspruch. Alternative Ansichten. Diskurs. Klärung. Verwirrung. Rechthaberei. Schnittmengen. Und dergl. mehr...
Bei den meisten überwiegt die Empörung.
Und vor den Mattscheiben sitzen, an Ihre Stühle gefesselt, die armen Opfer und hätten eh schon längst auf Bildungsfernsehen umgeschaltet, wenn man sie nicht zwingen würde, sich diesen Humbug anzusehen...
Dass sie dazu nicht gezwungen werden, ist wohl richtig. Ähnlich wie die armen Würstchen, die sich auf 9Live bei Abzock-Spielchen ruinieren. Besser macht das die Situation aber auch nicht.
was diesen Bereich angeht, so meine ich auch, dass diese kaltschnäuzige Geschäftemacherei mit dem Aberglauben und dem Fatalismus ein Übel ist - unter dem auch "die Astrologie" sehr leidet.
Unter dem die Astrologie
besonders leidet. Nicht zuletzt deshalb, weil sie nach wie vor offenbar nicht existente Zusammenhänge konstatiert und den weniger bedarften potentiellen Kunden gern die "Fehlbarkeit" der wissenschaftlichen Methoden weismachen möchte.
Was sind Charaktereigenschaften? Kannst Du die so definieren, dass sie verifiziert oder falsifiziert werden können?
Nehmen wir mal an, das wäre nicht möglich. Wie legen dann die Astrologen ihre Deutungstexte an? Wie gelangen sie zu ihren Evidenzen?
Und was sind Planetenkonstellationen? Da brauche ich doch schon vorher ein Deutungsraster, also eine Grundannahme von Be-Deutbarem, um eine Konstellation überhaupt als solche identifizieren zu können!?
Sind die nicht mehr oder weniger willkürlich festgelegt?
Und welcher Art könnte dieser Zusammenhang sein?
Welcher Zusammenhang? Der Zusammenhang zwischen Planetenkonstellationen und Bedeutbarem? Woher der kommt, sollte Dir als Astrologen schon bekannt sein...
Du hast recht - ich habe keine Ahnung, wofür Du Astrologie hältst. Lass es mich wissen...
Für ein Überbleibsel aus der Zeit, als den Menschen die Sterne und Planeten noch als Symbole für Götter galten. Eine hübsche Spielerei, die in meinen Augen sich heutzutage selbst viel zu Ernst nimmt.
Gruß, Schlucke.