Original geschrieben von Ng Mui
Gibt es Karma? Ist es das, was ich denke, wenn nein, was ist es dann? Dinge aus früheren Leben, die ich jetzt bewältigen muss. Menschen aus früheren mit denen ich zu tun habe. Nicht abgeschlossene Angelegenheiten. Dienen diese Dinge meinem Wachstum? Wenn ja, wohin? Könntet ihr mir das besser erklären?
Mein Bruder zeigt Symptome eines Borderliners. Ist es gut für mich, mir darüber Gedanken machen zu wollen und Klärung zu bekommen. Befinde mich gerade in Therapie, weil mein Bruder mich auslaugt, ich ohne Energie bin und deshalb Antworten suche.
Lieber NM,
Du kannst es selbst erkennen: Das, was Dich belastet, bewegt dich, Dir 'Gedanken zu machen', Du suchst nach einem Verständnis.
Ein generelles Prinzip hierbei ist 'das sich selbst Lösen
von' der 'Last'. Das bedeutet, daß man nicht das Problem zu lösen versucht, sondern sich vom Problem löst.
Wie Du Dir vorstellen kannst, bist Du nicht der Einzige, der in dieser Weise vom Schicksal heraus gefordert ist. Es ist ein jeder herausgefordert durch sein individuelles Schicksal.
Es gab viele Seelen in dieser Welt, die über ihre Loslösung von der Last berichtet haben und es ist wohl auch ein Prinzip, daß jene, deren Last groß ist, sich um so eher gelöst haben von ihren Lasten. Von ihnen kann man lernen. Allerdings ist es nicht einfach, die oftmals widersprüchlich scheinenden Erkenntnisse nach zu vollziehen, es geht auch nicht ohne eigenes Leid beim Lösen von.
Wie Du wahrscheinlich weißt, existiert in jedem lebendigen Wesen eine göttliche Seele. Aber dies ist vielen nicht bewußt; sie sind sich dann nur ihres Egos und ihres Körpers bewußt. Ein aufgeladenes Ego, auf geladen mit Stolz, Geltungsbedürfnis, Eitelkeit, Machtgier, usw. ist brauchbar als Politiker oder Diktator, aber es kennt seine Seele nicht. Und es ist nicht möglich mit dieser Seele zu kommunizieren, das Ego läßt es nicht zu.
Man muß hier unterscheiden zwischen den beiden Ichs. Die Seele ist von gleicher Art, wie die eigene Seele, aber jedes Ego ist ein isoliertes Wesen, das mit jedem anderen Ego fighted.
Über diese Ambivalenz hat Jesus viele schöne Parabeln auch über das Verhältnis zu Brüdern hinterlassen: Jesus sagt: Wer seine Schwestern und Brüder nicht verachtet und nicht sein Leben wie ich, wird meiner nicht würdig sein. Das ist die Loslösung von der sozialen Bindung um entbunden als Seele frei zu sein. Dann sagt er: Liebe deinen Bruder wie deine Seele, hege ihn wie die Pupille deines Auges! Den Splitter im Auge deines Bruders siehst du; den Balken in deinem Auge siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge ziehst, wirst du genug sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen zu können. Das ist die Identität der göttlichen Seele im Bruder und im Selbst. Ein Schüler sagt zu Jesus: Deine Brüder und deine Mutter stehen draußen. Er sagt zu ihnen: Diese hier an diesem Ort, die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter. Diese gehen ein in das Reich meines Vaters. Er hat sich entbunden von seinen sozialen Bindungen, dem Familienclan und ist in Verbindung mit den bewußten Seelen und denen, die sich ihrer Seele in sich und in dem anderen bewusst sind. Jemand sagte zu Jesus: Sage meinen Brüdern, sie sollen die Sachen meines Vaters mit mir teilen! Er sagt zu ihm: He, Mann! Wer hat mich zum Teiler gemacht? Er dreht sich zu seinen Schülern, sagt zu ihnen: kann ich vielleicht teilen?
Vielleicht kannst Du daraus erkennen, daß Du Dich von deinem Bruder lösen kannst, von seinem Ego und daß Du trotzdem für ihn eine Liebe haben kannst. Du bist nicht verantwortlich für ihn, Du bist verantwortlich für Dich, er ist verantwortlich für sich (Karma).
Karma. Mach Dir keine Gedanken. Es gibt eine Ordnung in dieser und in jeder anderen Welt. Und jede Handlung (Karma) wirkt kausal. Auch wenn man die Ordnung nicht erkennt, so ist sie doch da.
Mit dem bewußt Sein über die spirituellen Gesetze erkennt man diese spirituelle Ordnung mehr und mehr und man man verändert sein Verhalten vom Handeln zum Nichthandeln (Lao=Tzu), dem Erkennen.
Rumi sagt:
"Komm nur, ja komm nur, wer immer Du bist;
Sucher, Verehrer, Freund des Verlassens.
Es ist kein Problem, was es auch ist,
mit Zweifeln müssen wir uns nicht befassen.
Du hast Eide gebrochen? Und das tausendmal?
Auch dann komme wieder, beginne nochmal."
Es ist die Umkehr in der Richtung (Ordnung), die einzig von Bedeutung ist.
All dies geht nicht ohne Leid. Jesus sagt: Glücklich der Mensch, der gelitten hat: er hat zum Leben gefunden.
Rumi sagt:
Der spirituelle Weg bringt den Körper zum Scheitern
und danach läßt er ihn wieder gesunden.
Er zerstört das Haus um irdischen Reichtum
in nichtirdischen zu wandeln,
und mit diesem Reichtum baut es sich besser als vorher."
Es ist das spirituelle Wissen, das dadurch ermöglicht wird und es ist konträr zu dem Wissen, das in unserer sozialen Welt eine Bedeutung hat.
Lao=Tzu sagt:
Wer nicht weiß, dass er weiß ist weise
Wer weiß, daß er nicht weiß ist leidend
Doch nur wer an diesem Leiden leidet leidet darum nicht
Der Weise leidet nicht weil er an diesem Leiden leidet
Darum leidet er nicht
und
Meine Worte sind leicht zu verstehen leicht zu befolgen
Aber auf der Welt ist niemand fähig sie zu verstehen sie zu befolgen
Meine Worte haben einen Ursprung meine Taten haben eine Richtung
Weil sie diese nicht verstehen verstehen sie auch mich nicht
Die wenigen, die sie verstehen werden mich schätzen
Darum trägt der Weise außen grobe Kleider
innen kostbare Jade.
Vielleicht kannst Du aus diesen Gedanken auch erkennen, daß sowohl Lao=Tsu als auch Jesus wußten, daß das Wissen um die spirituellen Gesetze im Inneren nur von jenen erkannt wird, die durch das Leid darauf hin bewegt wurden.
Lieber Gruß
Namo