Das eigentliche Problem liegt schlichtweg an unserer Rachegesellschaft und fehlenden Strukturen, wie es etwa ein starker Familienverband usw. wäre.
Die Aufgabe von uns, unserer Gesellschaft müsste sein, solche Auswüchse gar nicht entstehen zu lassen und nicht diese primitiv zu rächen, strafen wegsperren.....Unrecht mit Unrecht vergelten. Das brachte noch nie etwas, bringt nichts und wird nie etwas bringen.
Es gab Naturvölker, welche so ein perfektes Gesellschaftssystem entwickelten, dass für Diebstahl oder Mord in deren Sprache nicht einmal ein Wort vorhanden war - das gab es schlichtweg nicht. (das kommt nicht von irgendwelchen Sehern oder von anderen Planeten, das ist jene Realität auf unserer Erde)
Eine lebenswerte Gesellschaft müsste das fehlgeleitete Potential dieses armen Jungen rechtzeitig erkennen und reagieren. Ein bisschen Therapie hätte da wahrscheinlich schon gereicht, rechtzeitig. Und wenn nicht, darf es mehr Therapie sein .....
Natürlich kann in unserem System das alles nicht funktionieren und Kinder aus sozial schwachen Familien müssen schon recht viel aushalten. Etwa tagtäglich die illusionäre TV-Welt, in welcher uns ja vorgegauckelt wird, dass jeder normale Mensch mindestens drei Autos, eine elegante Villa und zwei Pools haben muss. Und wie soll sich das jetzt auf jemanden auswirken, dessen Vater/Mutter mühsam und nicht immer, gerade dafür Sorge trägt, dass genug Brot auf den Tisch kommt.
New Orleans gerade diese Tage ist ein ebenfalls schönes Beispiel, wie unsere Gesellschaft reagiert. Da haben doch die Amis die Evakuierung unterbrochen, um das materielle Gut vor den "Räuberbanden" zu schützen, die durch die Stadt ziehen. Genau so ist sie, unsere Gesellschaft, dass so ein armer Schwarzer aus den New Orleans Slums drei Tomaten klauen könnte, ist viel wichtiger, als dass noch Zehntausende ohne genügend Wasser, Nahrung und Hygiene darben. Und aus der Sicht der Armen in New Orleans habe ich sogar Verständnis fürs Stehlen: Muss ein erhebendes Gefühl sein, einmal im Supermarkt einfach zugreifen zu können, was immer man will und braucht, anstelle von Essensgutscheine (die gibt es in den USA für Sozialfälle) umdrehen und herumrechnen, ob noch eine Kartoffel ausgeht.
Glaubt aber ja nicht, dass das bei uns differenziert ablaufen würde.
Unser Rechtssystem ist auf "Erfolg" ausgelegt. Es gibt da ein wunderbares Beispiel, dies zu veranschaulichen: Wenn jemand bei Rot über eine Kreuzung rast und nicht erwischt wird, geschieht gar nichts. Wenn er bei Rot über die Kreuzung rast und wird erwischt, zahlt er irgendeine kleinere Geldstrafe. Wenn er bei Rot über eine Kreuzung rast und erwischt ein anderes Auto (Blechschaden), ist es neben einer Strafe ein Versicherungsfall. Wenn er bei Rot über eine Kreuzung rast, erwischt ein anderes Auto und darin sterben Menschen, marschiert er ins Gefängnis.
Was soll daran logisch oder gerecht sein - die eigentliche Tat ist in allen Fällen die Gleiche: ER IST BEI ROT ÜBER EINE KREUZUNG GERAST.
In unserem System aber zählt der Erfolg und zudem auch noch das Kapital (wie soll es anders sein in einer Kapitalgesellschaft) Stirbt im anderen Auto ein sozial schwacher Familienvater mit seinen Kindern, kommte er besser weg, als wenn da ausgerechnet ein Politiker oder anderer Prominenter oder Firmenchef starb. Meist wird viel höher bestraft, wenn es um mehr Geld ging oder überhaupt um Geld geht, als wenn es um Gewalt geht. In der Regel kommt so ein Schwein, welches ein Kleinkind vergewaltigt besser weg, als einer, der seinem Chef eine anständige Summe unterschlägt.
Zurück zum Unfall. Wem hilft nun das Wegsperren dieses Autofahrers, ausser dass die Angehörigen der Toten vielleicht primitive Rachegefühle befriedigen können. Kann es deswegen einem anderen oder selbst ihm nicht mehr passieren, eine Ampel zu übersehen ? Ändert es etwas am Unfall oder dem Tod der Opfer ? Es bringt niemandem etwas, ausser dem Industriezweig Justiz (Anwälte usw.), wofür aber dann der Steuerzahler den Aufenthalt des Autofahrers bezahlen muss und dieser u. U. aus der Bahn gerät und selbst zu einem Sozialfall wird, also nochmals kostet.
Wie auch immer, ohne dass wir eine soziale Gerechtigkeit ins System bringen, wird es nie funktionieren und der jetztige Extremkapitalismus wird uns alle umbringen, so oder so.(gleich vorneweg ich bin kein Sozialist - es hat sich bisher kein System wirklich bewährt)
Und zur Justiz selbst lasse ich besser Bundesverfassungsrichter a.D. Prof. Willi Geiger aus Karlsruhe zu Wort kommen:
"Ich wage nach einem langen Berufsleben in der Justiz, wenn ich gefragt werde, den Ausgang eines Prozesses nur noch nachdem im ganzen System angelegten Grundsatz vorauszusagen: Nach der Regel müßte er so entschieden werden; aber nach einer der vielen unbestimmten Ausnahmen und Einschränkungen, die das Recht kennt, kann er auch anders entschieden werden. Das genaue Ergebnis ist schlechthin unberechenbar geworden. Allenfalls kann man mit einiger Sicherheit sagen: Wenn du meinst, du bekommst alles, was dir nach deiner Überzeugungzusteht, irrst du dich. Ein der Entlastung der Gerichte dienlicher Rat könnte bei dieser Lage der Dinge sein: Führe möglichst keinen Prozeß; der außergerichtliche Vergleich oder das Knobeln erledigt den Streit allemal rascher, billiger und im Zweifel ebenso gerecht wie ein Urteil. Das heisst in allem Ernst: Unter den in der Bundesrepublik obwaltenden Verhältnissen von den Gerichten Gerechtigkeit zu fordern, ist illusionär."
"Daß in Lehre und Rechtsprechung ständig gegen die Grundregeln des Denkens verstoßen wird, ließe sich ohne weiteres durch die Tag für Tag erscheinenden Veröffentlichungen belegen. so kommt es auch, daß zahlreiche juristische Kontroversen und Diskussionen nur auf Definitionsfehlern, Begriffsvertauschungen, Schlußfehlern und Trugschlüssen beruhen"
Diese Einschätzung stammt von einem Mann, der es wissen muß, dem ehemaligen OLG-Richter Dr. Egon Schneider, Autor des Buchs Logik für Juristen und Herausgeber des ZAP-Justizspiegel, in welchem er die schwarzen Schafe der Justiz knapp aber zutreffend beschreibt:
"Unfähig, schamlos - aber unabhängig"
L. G.
Ramar