... so heißt der taz-artikel , auf den sich meine so kontrovers gesehene aussage im iman-thread stützte. also auf die prozentzahlen, nicht aufs köpfen. *fg*
und irgendwie ist mir jetzt auch noch danach, diesen artikel hier reinzustellen. *ggg*
Risikofaktor Mann
Der starke Anstieg der Gewaltkriminalität in den vergangenen
Jahren geht fast ausnahmslos auf das Konto von Männern.
Warum ist das so? Und wie kann und soll die Gesellschaft auf das Aggressionspotenzial der männlichen Bevölkerungshälfte reagieren? Ein mono.mag zum Frauentag
von JÜRGEN NEFFE
Kriminalstatistiken sprechen eine kalte Sprache. Seit Mitte der Achtzigerjahre, so ist daraus zu lesen, hat die Zahl gewaltsamer Verbrechen in Deutschland und anderen europäischen Ländern stark zugenommen - verantwortlich dafür sind zum größten Teil männliche Täter. "Eine derart ausgeprägte Dominanz der Männer bei der Gewaltkriminalität hat die Polizei zuvor noch nie gemessen", stellt der bekannte Kriminologe und frühere niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer fest.
Noch krasser fällt das Urteil in der Analyse des Osnabrücker Sozialwissenschaftlers Dieter Otten aus: "Verbrechen ist männlich", schreibt er in seinem Buch "MännerVersagen". "Nicht Gewalt und Kriminalität bedrohen unsere Gesellschaftsordnung", sagt der Soziologieprofessor, "sondern Männer."
Otten und seine Mitarbeiter haben einzelne Bereiche der Kriminalität nach Geschlechtern unterschieden. Danach "gibt es nicht einen Kriminalitätsbereich, in dem Frauen eine nennenswerte Rolle spielen". Selbst die meisten Ordnungswidrigkeiten "kennen nahezu überhaupt keine weiblichen Beteiligungsquoten". Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Tätern bei Sexualdelikten - 99,99 zu 0,01 Prozent - mag weniger überraschen. Aber auch bei Raub beträgt es noch 99,9 zu 0,1 Prozent, bei Betrug 99 zu 1.
Selbst bei Verkehrsdelikten förderte die kriminologische Differenzialanalyse eine Männerquote von 98,8 Prozent zutage. Frauen verursachen zwar mehr als die Hälfte aller Blechschäden, ihr Anteil an den geahndeten Vergehen wie Überfahren roter Ampeln oder Überholen trotz Verbots fällt aber so gut wie nicht ins Gewicht.
Dass der weibliche Teil der Bevölkerung überhaupt mit 11,4 Prozent bei den "Gesamtdelikten" zu Buche schlägt, ist im Wesentlichen auf den Faktor Ladendiebstahl zurückzuführen. Hierbei gelte es allerdings zu berücksichtigen, sagt der Wissenschaftler, dass Frauen sehr viel häufiger einkaufen gehen. Gemessen daran, wie viel öfter sie Geschäfte aufsuchen, sei auch in diesem Bereich die Anzahl der Täterinnen "eklatant niedrig". Betrete ein Mann einen Laden, dann sei "die Gefahr, die von ihm für den Warenbestand, für die Kasse oder für die Mitarbeiter des Supermarktes ausgeht, genauso groß wie die Gefahr von 25 bis 30 Frauen".
Alarmierend, so Otten, sei vor allem das wachsende Missverhältnis zwischen den Geschlechtern, eine Schere, die sich immer weiter öffnet: Während die Anzahl männlichen Straftäter in den vergangenen zwanzig Jahren überproportional mit über dreihundert Prozent stieg, ging die der weiblichen um 1,4 Prozent leicht zurück.
Im Kern des Anwachsens männlicher Kriminalität steckt das Grundübel Männergewalt. Seine Spur durchzieht den gesamten Zivilisationsprozess, nistet mehr oder weniger tief im Gewebe aller Gesellschaften. Krieg, Bürgerkrieg und Terrorismus bilden nur die spektakuläre Spitze eines ewigen Eisbergs, der ohne männliche Aggression längst dahinschmelzen würde.
Darunter befindet sich ein breites Fundament alltäglicher "Devianz" (so der Fachausdruck für die Normabweichung), die von der Züchtigung wehrloser Kinder und erzwungenem Sex im Intimfeld der Familie bis zum weltweiten Geschäft mit Kinderpornografie per Internet und Video sowie dem internationalen Mädchenhandel stets eine maskuline Handschrift trägt. Amoklauf, bis zur Schreckenstat von Erfurt im vorigen Jahr fälschlicherweise für eine hauptsächlich amerikanische Erscheinung gehalten, ist ein rein männliches Phänomen.
Zwar haben sich, statistisch gesehen, Jugendkriminalität und Jugendgewalt seit 1998 leicht rückläufig entwickelt, die Brutalität der Gewaltausübung aber hat sich verstärkt, als Anlass reicht häufig eine Bagatelle, während das Ausmaß und die Hemmungslosigkeit in der Wahl der Mittel zunehmen. Ein Viertel aller Schüler wird nach neuesten Erhebungen jedes Jahr Opfer "massiver Schulgewalt". Regelmäßig wird die Frage nach Macht und Einfluss innerhalb von Klassen und Cliquen über das Faustrecht entschieden, und in der erdrückenden Mehrzahl der Fälle gehört die Faust einem Jungen oder einem jungen Mann. Bei der Altersgruppe des Erfurter Täters, bei den 18- bis 21-Jährigen, lag die Quote registrierter männlicher Gewalttäter im Jahr 2000 um das 12,5fache über der weiblichen.
"Wir haben kein Jugendgewaltproblem", betont Christian Pfeiffer wieder und wieder, "wir haben ein Jungengewaltproblem." Es sei endlich an der Zeit, diese Tatsache zu thematisieren. "Gewalt hat ein Geschlecht", sekundiert Emma und spricht vom "bestgehüteten Geheimnis". Die Praxis selbst aufgeklärter kritischer Medien scheint diese Vermutung zu bestätigen: In der "Kursbuch"-Ausgabe vom März 2002 zum Thema Gewalt etwa wird das Problem Männergewalt auf über 170 Seiten mit keiner Zeile behandelt.
Während "man Frauen attestieren kann", so Dieter Otten angesichts seiner Statistiken, "dass sie auf ganz wunderbare Weise harmlos sind", muss die Gesellschaft "damit leben, dass ein harter Kern von Männern, vielleicht drei bis vier Prozent, kriminell ist".
Täter Mann. Polizei und Staatsanwaltschaften, Einsatzkommandos gegen rechte wie linke Schläger und Fußballrowdys, Betrugsdezernate, Mordkommissionen, Straf- und Verkehrsgerichte, Gefängnisse und forensische Psychiatrien, aber auch Spezialisten im Kampf gegen erzwungene Prostitution und Pornografie und nicht zuletzt Einrichtungen zum Schutz misshandelter und missbrauchte Frauen und Kinder beschäftigen sich fast ausschließlich mit den Folgen männlichen Fehlverhaltens. Die volkswirtschaftlichen Belastungen hat noch niemand genau ermittelt. Sie dürften sich in Deutschland jährlich im hohen zweistelligen Milliardenbereich bewegen. Der Soziologe Walter Hollstein hat vor einiger Zeit die dem Staat allein durch "fehlgeleitetes Ausleben der traditionellen Männlichkeit" entstehenden Kosten auf 15 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Und nicht nur der materielle Schaden ist immens. Männergewalt vergiftet das soziale Miteinander.
Dass dabei häufig große Mengen Alkohol eine Rolle spielen, darf nicht als mildernder Umstand gewertet werden. Es verschärft nur das Problem. Wer erinnert sich nicht an die schockierenden Bilder während der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich, als drei deutsche Hooligans den Polizisten Daniel Nivel in der Stadt Lens niederschlugen und den Wehrlosen dann so zurichteten, dass er mit seinen schweren Kopfverletzungen wochenlang im Koma lag und bleibende Schäden davontrug? Oder an den Überfall dreier Skinheads im Juni 2000 in Dessau auf den Mosambikaner Alberto Adriano, der seinen Verletzungen erlag? Oder auch an Frank Schmökel und Dieter Zurwehme? Oder Bad Reichenhall, Erfurt? Täter: Männer.
Ob rassistisch begründete Überfälle auf Ausländer, ermordete Asylbewerber und Obdachlose, ob verwüstete Innenstädte nach Fußballspielen oder demolierte Eisenbahnwagen, ob autonome Putztruppen, militante Chaoten, Türkengangs oder Mafiabanden, ganz abgesehen von den oft grausamen Folgen struktureller Gewalt in Familie und Betrieb - ohne das destruktive Machogehabe wären Länder wie die Bundesrepublik dem Ideal einer "Zivilgesellschaft", wie Bundeskanzler Schröder sie fordert, schon ziemlich nahe.
und irgendwie ist mir jetzt auch noch danach, diesen artikel hier reinzustellen. *ggg*
Risikofaktor Mann
Der starke Anstieg der Gewaltkriminalität in den vergangenen
Jahren geht fast ausnahmslos auf das Konto von Männern.
Warum ist das so? Und wie kann und soll die Gesellschaft auf das Aggressionspotenzial der männlichen Bevölkerungshälfte reagieren? Ein mono.mag zum Frauentag
von JÜRGEN NEFFE
Kriminalstatistiken sprechen eine kalte Sprache. Seit Mitte der Achtzigerjahre, so ist daraus zu lesen, hat die Zahl gewaltsamer Verbrechen in Deutschland und anderen europäischen Ländern stark zugenommen - verantwortlich dafür sind zum größten Teil männliche Täter. "Eine derart ausgeprägte Dominanz der Männer bei der Gewaltkriminalität hat die Polizei zuvor noch nie gemessen", stellt der bekannte Kriminologe und frühere niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer fest.
Noch krasser fällt das Urteil in der Analyse des Osnabrücker Sozialwissenschaftlers Dieter Otten aus: "Verbrechen ist männlich", schreibt er in seinem Buch "MännerVersagen". "Nicht Gewalt und Kriminalität bedrohen unsere Gesellschaftsordnung", sagt der Soziologieprofessor, "sondern Männer."
Otten und seine Mitarbeiter haben einzelne Bereiche der Kriminalität nach Geschlechtern unterschieden. Danach "gibt es nicht einen Kriminalitätsbereich, in dem Frauen eine nennenswerte Rolle spielen". Selbst die meisten Ordnungswidrigkeiten "kennen nahezu überhaupt keine weiblichen Beteiligungsquoten". Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Tätern bei Sexualdelikten - 99,99 zu 0,01 Prozent - mag weniger überraschen. Aber auch bei Raub beträgt es noch 99,9 zu 0,1 Prozent, bei Betrug 99 zu 1.
Selbst bei Verkehrsdelikten förderte die kriminologische Differenzialanalyse eine Männerquote von 98,8 Prozent zutage. Frauen verursachen zwar mehr als die Hälfte aller Blechschäden, ihr Anteil an den geahndeten Vergehen wie Überfahren roter Ampeln oder Überholen trotz Verbots fällt aber so gut wie nicht ins Gewicht.
Dass der weibliche Teil der Bevölkerung überhaupt mit 11,4 Prozent bei den "Gesamtdelikten" zu Buche schlägt, ist im Wesentlichen auf den Faktor Ladendiebstahl zurückzuführen. Hierbei gelte es allerdings zu berücksichtigen, sagt der Wissenschaftler, dass Frauen sehr viel häufiger einkaufen gehen. Gemessen daran, wie viel öfter sie Geschäfte aufsuchen, sei auch in diesem Bereich die Anzahl der Täterinnen "eklatant niedrig". Betrete ein Mann einen Laden, dann sei "die Gefahr, die von ihm für den Warenbestand, für die Kasse oder für die Mitarbeiter des Supermarktes ausgeht, genauso groß wie die Gefahr von 25 bis 30 Frauen".
Alarmierend, so Otten, sei vor allem das wachsende Missverhältnis zwischen den Geschlechtern, eine Schere, die sich immer weiter öffnet: Während die Anzahl männlichen Straftäter in den vergangenen zwanzig Jahren überproportional mit über dreihundert Prozent stieg, ging die der weiblichen um 1,4 Prozent leicht zurück.
Im Kern des Anwachsens männlicher Kriminalität steckt das Grundübel Männergewalt. Seine Spur durchzieht den gesamten Zivilisationsprozess, nistet mehr oder weniger tief im Gewebe aller Gesellschaften. Krieg, Bürgerkrieg und Terrorismus bilden nur die spektakuläre Spitze eines ewigen Eisbergs, der ohne männliche Aggression längst dahinschmelzen würde.
Darunter befindet sich ein breites Fundament alltäglicher "Devianz" (so der Fachausdruck für die Normabweichung), die von der Züchtigung wehrloser Kinder und erzwungenem Sex im Intimfeld der Familie bis zum weltweiten Geschäft mit Kinderpornografie per Internet und Video sowie dem internationalen Mädchenhandel stets eine maskuline Handschrift trägt. Amoklauf, bis zur Schreckenstat von Erfurt im vorigen Jahr fälschlicherweise für eine hauptsächlich amerikanische Erscheinung gehalten, ist ein rein männliches Phänomen.
Zwar haben sich, statistisch gesehen, Jugendkriminalität und Jugendgewalt seit 1998 leicht rückläufig entwickelt, die Brutalität der Gewaltausübung aber hat sich verstärkt, als Anlass reicht häufig eine Bagatelle, während das Ausmaß und die Hemmungslosigkeit in der Wahl der Mittel zunehmen. Ein Viertel aller Schüler wird nach neuesten Erhebungen jedes Jahr Opfer "massiver Schulgewalt". Regelmäßig wird die Frage nach Macht und Einfluss innerhalb von Klassen und Cliquen über das Faustrecht entschieden, und in der erdrückenden Mehrzahl der Fälle gehört die Faust einem Jungen oder einem jungen Mann. Bei der Altersgruppe des Erfurter Täters, bei den 18- bis 21-Jährigen, lag die Quote registrierter männlicher Gewalttäter im Jahr 2000 um das 12,5fache über der weiblichen.
"Wir haben kein Jugendgewaltproblem", betont Christian Pfeiffer wieder und wieder, "wir haben ein Jungengewaltproblem." Es sei endlich an der Zeit, diese Tatsache zu thematisieren. "Gewalt hat ein Geschlecht", sekundiert Emma und spricht vom "bestgehüteten Geheimnis". Die Praxis selbst aufgeklärter kritischer Medien scheint diese Vermutung zu bestätigen: In der "Kursbuch"-Ausgabe vom März 2002 zum Thema Gewalt etwa wird das Problem Männergewalt auf über 170 Seiten mit keiner Zeile behandelt.
Während "man Frauen attestieren kann", so Dieter Otten angesichts seiner Statistiken, "dass sie auf ganz wunderbare Weise harmlos sind", muss die Gesellschaft "damit leben, dass ein harter Kern von Männern, vielleicht drei bis vier Prozent, kriminell ist".
Täter Mann. Polizei und Staatsanwaltschaften, Einsatzkommandos gegen rechte wie linke Schläger und Fußballrowdys, Betrugsdezernate, Mordkommissionen, Straf- und Verkehrsgerichte, Gefängnisse und forensische Psychiatrien, aber auch Spezialisten im Kampf gegen erzwungene Prostitution und Pornografie und nicht zuletzt Einrichtungen zum Schutz misshandelter und missbrauchte Frauen und Kinder beschäftigen sich fast ausschließlich mit den Folgen männlichen Fehlverhaltens. Die volkswirtschaftlichen Belastungen hat noch niemand genau ermittelt. Sie dürften sich in Deutschland jährlich im hohen zweistelligen Milliardenbereich bewegen. Der Soziologe Walter Hollstein hat vor einiger Zeit die dem Staat allein durch "fehlgeleitetes Ausleben der traditionellen Männlichkeit" entstehenden Kosten auf 15 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Und nicht nur der materielle Schaden ist immens. Männergewalt vergiftet das soziale Miteinander.
Dass dabei häufig große Mengen Alkohol eine Rolle spielen, darf nicht als mildernder Umstand gewertet werden. Es verschärft nur das Problem. Wer erinnert sich nicht an die schockierenden Bilder während der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich, als drei deutsche Hooligans den Polizisten Daniel Nivel in der Stadt Lens niederschlugen und den Wehrlosen dann so zurichteten, dass er mit seinen schweren Kopfverletzungen wochenlang im Koma lag und bleibende Schäden davontrug? Oder an den Überfall dreier Skinheads im Juni 2000 in Dessau auf den Mosambikaner Alberto Adriano, der seinen Verletzungen erlag? Oder auch an Frank Schmökel und Dieter Zurwehme? Oder Bad Reichenhall, Erfurt? Täter: Männer.
Ob rassistisch begründete Überfälle auf Ausländer, ermordete Asylbewerber und Obdachlose, ob verwüstete Innenstädte nach Fußballspielen oder demolierte Eisenbahnwagen, ob autonome Putztruppen, militante Chaoten, Türkengangs oder Mafiabanden, ganz abgesehen von den oft grausamen Folgen struktureller Gewalt in Familie und Betrieb - ohne das destruktive Machogehabe wären Länder wie die Bundesrepublik dem Ideal einer "Zivilgesellschaft", wie Bundeskanzler Schröder sie fordert, schon ziemlich nahe.