Es liegt doch nicht an irgendeinem Land.
Wer das Glück in sich erlebt, kann es in jedem Land erleben und in jedem Land erkennen.
Es ist auch nicht abhängig von anderen, wer in Gott ist und Gott in ihm, in dem ist keine Finsternis, kein Leid, kein Schmerz, kein Tod.
Die Botschaft des Reiches Gottes ist eine zweifache, die natürlich oft verkannt ist. Es gibt Menschen, die leben nicht im Reich Gottes... freiwillig. Sie wollen von Gott nichts wissen, glauben nicht an Gott... und dann haben sie es sich doch auch ausgesucht.
In den Himmeln und im Feuersee gibt es nur Freiwillige.
Wer hier auf Erden im Königreich Gottes lebt, der erlebt einen Vorgeschmack der Himmel.
Wer hier auf Erden außerhalb des Königreiches Gottes lebt, der erlebt einen Vorgeschmack des Feuersees.
Und beides, Menschen, die im Königreich Gottes leben und welche, die außerhalb leben, kann ich mit Sicherheit in jedem Land dieser Erde finden.
Also wo ist dein Problem?
Liebe M290,
zweifelsohne ein schöner Gedanke, aber ist das wirklich das Reich Gottes von dem Jesus gesprochen hatte? Wenn man in den Evangelien einmal aufmerksam ließt, wird man bemerken, dass er zwar viel über den Weg zum Reich Gottes oder dem Himmelreich spricht, aber eigentlich wenig darüber, was man sich darunter verstehen soll. Der Grund liegt darin, dass er die Kenntnis darüber bei seinen Zuhörern voraussetzte.
Die Antwort dazu liegt im Alten Testament bei Moses, Abrahm, dem Schicksal der Israeliten und den Propheten. Wie man da sehen kann, geht es da nicht so sehr um die Einkehr in ein inneres Reich, sondern um die Geburt eines Volkes, das mit einer ethnischen Kontinuität verbunden werden soll. In der Bibel werden deshalb oft über Seiten, die Nachkommen aufgezählt, um dies zu dokumentieren.
Moses hatte bei der Geburt dieses Volkes die Stämme Israels um den zentralen und verbindenden Gott JAHWE gruppiert. Deshalb geht es bei den Juden nicht nur um eine geistige Welt, wie bei den Christen, sondern auch um das Verständnis einer Nation. Ich erinnere auch daran, welche zentrale Bedeutung die Tempel in Jerusalem hatten und auch heute noch haben.
Jeder weiß ja, dass dieses Volk mehrfach zwischen den übermächtigen Imperien jener Zeit aufgerieben und der Selbstständigkeit beraubt wurde. Ein wesentlicher Punkt, der mit dem Babylonischen Exil die Propheten auf den Plan riefen, die von einem gottgesandten Retter träumten, der das Volk Israel wieder zusammenführen und ein Königreich Juda errichten sollte. Ein Reich, in dem nach Gottes Willen das auserwählte Volk von Leid und Knechtschaft befreit werden soll. Ein Reich, dem aber auch die Vernichtung des Bösen vorausgeht und mit dem Endgericht und der Auferstehung der Toten verbunden ist (siehe Offenbahrung des Johannes).
Gerade in der Zeitenwende mit dem Zerfall dem Königreich des Herodes des Großen in eine Tetrarchie unter seinen Söhne und die Einvernahme in das Römische Imperium hatte gerade diese Prophezeiungen wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Man sollte bei Herodes der Große auch noch berücksichtigen, dass er ja als Idumäer von den Juden nicht so recht als einer der Ihren aus Judäa angesehen wurde.
Sie sahen sich also als Volk nicht nur in ihrer äußeren Integrität bedroht, sondern auch von einem inneren Prozess der Auflösung. Das kann man an meiner nachstehenden Darstellung der damaligen geopolitischen Situation des Landes sehr leicht nachvollziehen:
(@Merlin)
Jesus war in jener Zeit auch nicht der einzige Messias, denn da war zeitgleich noch der Taheb der Samaritaner, der möglicherweise im gleichen Jahr durch Pilatus umgebracht worden ist und der etwas spätere Bar Kochba. Was häufig übersehen wird, ist der Umstand, dass Palästina in der Zeit Jesus mit sehr viel Unruhen verbunden war. Eine verhängnisvolle Entwicklung, die zu den Aufständen von Bar Kochba führte und letztlich das Leben der Juden in der Diaspora zur Folge hatte.
Das ist also der Hintergrund, warum sich Jesus berufen sah, die Rolle des Knecht Gottes aus den Prophezeiungen anzunehmen. Was Du vom Reich Gottes schreibst, sind lediglich die Voraussetzungen um dieses Reich Gottes errichten zu können. Deine Vorstellung kann also nicht in diesem Zusammenhang stehen, sondern ist vom hellenistischen Geist in der beginnenden Zeit Aufklärung geprägt. Das bitte nicht abwertend verstehen, denn es ging mir ja nur um das Verständnis Jesus zu seiner Welt.
Selbst wenn man diese Vorstellung vom Reich als erfüllt betrachtet, sehe ich da in Palästina nichts davon, dass die Menschen aus der Knechtschaft geführt und sie das Leid und Elend überwunden haben sollen. Ja und der Tempel ist auch nicht wieder errichtet worden, mit dem dieses Reich einhergehen soll.
Nach meinem Verständnis ist die Kabbala eine Leiter zu Gott, die sich an dem Ursprünglichen orientieren möchte. Die ursprünglich jüdische Kabbala wird also weniger mit Jesus, sondern mehr mit Moses und Adam (Kadmon) verbunden sein. Deshalb kann aber auch Jesus kein christlicher Kabbalist gewesen sein, denn er wird sich selbst wohl nicht als Christ verstanden haben können.
Merlin