Dann ganz direkt an dich gerichtet:
Warum? Irgendwas an dem Thema muss dich ja emotional sehr einnehmen. Wäre es nicht sinnvoller, du richtest deine Energie darauf, was dahinter steckt?
Ich finde es sehr erstaunlich, dass jemand viel Zeit aufwendet, um Astrologie-Fans darauf hinzuweisen, dass ihr Thema nicht naturwissenschaftlich belegt ist (wenn jemand das glaubt, dann hat er ohnehin zu wenig Wissen über Naturwissenschaft, um das zu verstehen).
Also was triggert dich an dem Thema? Das wäre das eigentich interessante...
Es geht mir dabei nicht nur um Astrologie, sondern um esoterische Behauptungen allgemein. Ich wundere mich ein wenig, wie schnell solche Behauptungen aufgestellt und geglaubt werden.
Und Du hast durchaus Recht: Mit dem Thema Esoterik und Spiritualitaet nimmt mich auch emotional etwas ein. Ich bin sehr religioes im Dunstkreis einer Freikirche aufgewachsen, in der auch Esoterik etc. sehr en vouge war. Da wurde gependelt, gechannelt, astrologisiert (irgendwo in den Akten meiner Eltern muss auch noch das Horoskop fuer mich sein) etc. Ich habe miterlebt, wie einige Menschen die Bodenhaftung verloren und durchdrehten (was ich uebrigens nicht a priori der Esoterik anlaste, sondern eher vermute, dass Menschen mit Anlagen dazu tendenziel eher sich fuer Esoterik interessieren). Meine Eltern waren/sind gluecklicherweise recht bodenstaendig geblieben. Mein Vater war auch Physiker... insofern hielt ihn seine Beschaeftigung mit dieser Materie in Bodennaehe, und meine Mutter ist sowieso eine recht stabile Persoenlichkeit.
Ich habe die guten Seiten der Esoterik bzw. Religion gesehen - z.B. dass den Menschen Kraft und Zuversicht gegeben wurde. Der tiefe Glaube hat z.B. meinem Vater auf dem Sterbebett sehr viel Angst genommen. Und, da ich selbst hinterbliebener von verstorbenen menschen bin - damit meine ich nicht nur meinen Vater, sondern auch eine sehr liebe Freundin von mir - weiss ich, dass z.B. der Gedanke an ein Jenseits, wo man in (hoffentlich ferner) Zukunft alle lieben Menschen wiedertreffen wird, sehr troestlich ist. Das macht ihn aber nicht wahrer.
Ich habe aber auch sehr viele Schattenseiten gesehen... und sehe sie immernoch. Ich habe - wie gesagt - miterlebt, wie Menschen durchdrehten. ich habe miterlebt, wie zwei Frauen sich darueber gestritten haben, welche "geistige Gewand", welches eine "mediale Malerin" fuer sie jeweils gemalt hat, eine hoehere spirituelle Entwicklung bedeuten wuerde. Ich habe miterlebt (soger erst in juengerer Vergangenheit - ich habe noch lockere Kontakte zu menschen aus dieser Freikirche, die allerdings alle meine inzwischen skeptische Grundhaltung kennen), wie eine Frau behauptet, ihr neugeborener Sohn waere eine Reinkarnation ihres ein paar Jahre vorher verstorbenen Vaters; ein Glaube, der sich meiner Ansicht nach eher negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken wird. Ich hatte in der Schulzeit leichte Probleme mit Mobbing, und der haeufigste Ratschlag war: "Du musst zu Gott beten, dass er Dir helfen moege..." (habe ich getan... rate mal, wieviel es geholfen hat).
Und und und... ich koennte die Liste der Schattenseiten, die ich in Religion und Esoterik gesehen habe und immernoch sehe, noch seitenlang aufzaehlen.
Dann sehe ich immernoch - z.B. in diesem Forum - diverse Behauptungen. Z.B. sinngemaess, dass man mit der alternativen Heilmethode XY positiv in den Gesundungsprozess eingreifen kann." - was dann mit "Engelenergien", der "Aura", oder jetzt ganz modern mit der Quantenmechanik begruendet wird. Wenn es wahr waere, waeren Belege mit guter wissenschaftlicher methodik kein Problem.
Oder eben auch, dass man aufgrund des Horoskops irgendwelche Rueckschluesse ueber Anlagen oder so ziehen kann. Auch das waere gut belegbar, wenn es wahr waere.
Bei sowas moechte ich dann gerne danebenschreiben (und gut begruenden), warum solche Behauptungen seeeehr fragwuerdig sind, bzw. was noetig waere, sie zu belegen, wenn sie wahr waeren. Meine Begruendungen werden dann von einigen gerne auf- und angegriffen, und dann will ich auch weiter beschreiben und begruenden, warum diese Entgegnungen nichts an dieser Sichtweise aendern. Wenn dabei immer die gleichen Punkte kommen ("fehlendes Messinstrument", "zu individuel", "Anlagen machen keine Korrelationen" oder aehnliches), werde ich auch immer wieder das gleiche antworten und versuchen weiter begreifbar zu machen, warum das "Messinstrument" doch da ist, wie auch individuelle Herangehensweisen wissenschaftlich untersucht werden koennen, und warum auch Anlagen zu Korrelationen fuehren, bzw. ohne Korrelation die Annahme einer Anlage irrelevant bzw. falsch ist.
Was da nun meine "wahre Intention" ist, oder ob sich da noch weiteres im Hintergrund versteckt... das mag fuer mich interessant sein, aber fuer das Forum irrelevant, weil ich denke, dass auch solche kritischen Stimmen sehr wichtig sind und eben einen guten Zweck erfuellen. Und, solange ich dazu noch Lust habe, werde ich damit fortfahren. Spass macht es nicht immer... und sollte diese Unlust mal zu gross werden, werde ich die Reissleine ziehen und eine Forumsauszeit nehmen oder mich gar ganz abmelden.