Puh, erstmal herzliches Beileid zu den Verlusten.
Küchenpsychologisch sehe ich das so: Dir ist bewusst, dass Spiritualität (den Ausdruck mag ich am liebsten) hilft, die Endlichkeit zu verkraften. Gleichzeitig versagst du dir den Glauben, weil er nicht naturwissenschaftlich belegt ist. Ich weiß, dass man sich nicht einfach einen Glauben so überstülpen kann, aber ich lese das so raus, dass die Naturwissenschaften zwischen psyschischem Halt und dem dafür notwendigen Glauben bei dir stehen...
Jain. Zum einen sind beide Todesfaelle schon relativ lange her - sie jaehren sich jetzt in diesem Jahr beide zum 10. Mal. Da kann ich schon sagen: Zeit heilt Wunden (auch, wenn es lange gedauert hat). Und den "Halt" hole ich mir in der sehr leisen Hoffnung, dass ich mich mit der Ueberzeugung, dass es kein jenseits gibt, auch irren kann. Ich glaube kaum jemand wird froher sein als ich, sollte ich eines Tages (in hoffentlich ferner Zukunft) "tot aufwachen". Aber solange ich nicht tot bin - und ich lebe sehr gerne - sehe ich bisher nichts, was gross dafuer spricht, dass es so kommen wird, und so lange will ich auch nicht dieser Hoffnungs-Illusion gross nachlaufen.
Das tut mir leid für dich. Aber ich glaube, auch nicht-religiöse Ratschläge können in so einem Fall total verkehrt sein. Da braucht es wohl eher einen Psychologen...
Natuerlich koennen auch nicht-religioese Ratschlaege da verkehrt sein.
Aber in solchen religioesen/esoterischen gedankengebaeuden laesst sich mitunter die Schuld ja beliebig verschieben. Wenn es nicht klappt, hat man halt nicht gut genug gebetet, hat zuwenig Gottvertrauen etc.
Kennst Du die Telefon-Talkshow Domian? Da hat mal eine Frau angerufen, die ebenfalls Mitglied einer Freikirche war. Diese Freikirche hat auch regelmaessig Heilkreise (oder so aehnlich) veranstaltet. Die Frau erkrankte schwer an Depressionen und liess sich in diesem heilkreis "behandeln". Als es nicht anschlug, wurde ihr dafuer die Schuld gegeben... sie glaubt nicht fest genug daran etc. Depressionen sind da sowieso eine ganz miese Sache, weil ahnungslose Aussenstehende dann gerne sagen: "Nun stell Dich nicht so an. Ich bin auch ab und zu mal traurig, aber lass den Kopf nicht so haengen wie Du." Das kann natuerlich auch im nicht-religioesem Kontext kommen, aber im religioesen Kontext gewinnt dieser Spruch noch zusaetzlich an Brisanz. Dann sagt es nicht nur ein nicht-empathischer Mitmensch, sondern es wird Gott in den Mund gelegt.
Aber wenn es doch keinem wehtut? Die Reinkarnationstheorie zum Neugeborenen oder die Empfehlung von Beten bei Mobbing oder Lichtmeditation bei lebensbedrohlichen Erkrankungen... da sträuben sich mir die Haare, da wird unnötiges Leid verursacht.
Aber wenn jemand an Astrologie glaubt (ich wollte mir auch immer mal ein Horoskop erstellen lassen, weil mir schon sehr intelligente, glaubwürdige Menschen mit Begeisterung erzählt haben, dass das so stimmig sei), dann tut er damit erstmal keinem weh und hat mMn das Recht, seine Meinung kundzutun.
Natuerlich hat er das Recht dazu. Und ich habe das Recht, dazu meine Meinung dagegen zu setzen.
Fuer mich existiert wie gesagt mindestens ein Horoskop, was ich mal in den Akten meiner Elter nsuchen muesste, wenn ich Lust dazu habe. Und Simi (die leider zu frueh verstorben ist) kannte meine Daten und hat in diesen Diskussionen schon Andeutungen darueber gemacht, was sie in meinem Horoskop sieht. Ich fand nicht, dass es sonderlich gut passte, was natuerlich auch daran liegen koennte, dass ich mit meiner Negativeinstellung gebiast bin. Aber um solche Biasse abzustellen hilft nunmal nur gute wissenschaftliche Methodik. Wer sich oder anderen einreden will, irgendwie vor slektiver Wahrnehmung, Suggestion, Fehlattribution etc. gefeit zu sein, der luegt sich und/oder anderen etwas vor.
ich habe mir vor ein paar Jahren mal die Karten legen lassen, weil ich da ziemlich heftig ungluecklich verliebt war. Das tat ich nicht, weil ich dran glaubte, sondern einfach nur, weil ich irgendeine Antwort hoeren wollte, die ueber die einzig sinnvolle Antwort "Man kann nicht wissen, ob vielleicht doch noch was draus werden koennte... wenn Du es nicht probierst, wird es sehr wahrscheinlich schiefgehen" hinausgeht. Die Gefuehle und gedanken, die einen zu so etwas verleiten koennen, kann ich sehr gut nachvollziehen und verstehen. Das macht die Sache aber nicht wahrer oder sinnvoller.
Es haben uebrigens auch diese Extermfaelle das Recht, ihre Meinung kundzutun. Aber hier ist dann auch Widerspruch erlaubt... wenn nicht gar erforderlich.