Liebe
@Norderney,
ich kann Deine Frage sehr gut nachvollziehen, und Du bist sicherlich nicht die Einzige, die sich diese Frage schon einmal gestellt hat.
Was hingegen die Beantwortung Deiner Frage anbelangt, denke ich nicht, dass man diese Frage bezogen auf alle Fälle und alle Bereiche des Lebens quasi pauschal und allgemeinverbindlich mit einem einem uneingeschränkten Ja oder einem uneingeschränkten Nein beantworten kann. Da kommt es meines Erachtens schon sehr auf den ganz konkreten Einzelfall, die ganz konkret beteiligten Personen und die ganz konkreten Lebensumstände an.
Natürlich ist es - gerade wenn in einem Kartenblatt gehäuft unschöne Kombinationen liegen, die nicht wirklich etwas Gutes erwarten lassen - für den Fragesteller eine psychische Entlastung, ihm als Kartendeuter zu sagen, dass es in seiner Hand liegt, was er daraus macht. Ein Kartendeuter möchte einem Fragesteller ja generell am liebsten immer etwas nur Positives, Aufbauendes und Mutmachendes mitteilen.
Und natürlich haben "die Karten" als solche keine Macht über den Fragesteller, handelt es sich bei diesen als solches ja zunächst nur "um ein Stück buntes Papier".
Und gleichwohl würde ich nicht generell und nicht in allen Fällen behaupten wollen, dass jeder Fragesteller es wirklich ausschließlich in seiner eigenen und alleinigen Hand hat, was er daraus macht, denn - auch wenn "die Papierkarten" keine "Macht" über ihn haben -, so können jedoch beispielsweise andere - übergeordnete - Lebensgegebenheiten oder andere Menschen "Macht" über den Fragesteller haben, weshalb sein eigener Wunsch und Wille ab einem bestimmten Punkt leider nicht mehr ausschlaggebend und nicht mehr maßgeblich ist.
So kann der eigene insgeheime Wunsch und der eigene insgeheime Wille eines Fragestellers ja
z. B. nicht gerade selten an dem entgegenstehenden Wunsch und dem entgegenstehenden Willen einer anderen Person scheitern, welche bei dem, was sich ein Fragesteller wünscht, ebenfalls "ein entscheidendes Wörtchen mitzureden hat".
Wir leben als Menschen ja nicht in einem "Vakuum", wo nur "unsere eigenen Gesetze" und Vorstellungen gelten. Treffen zwei oder mehrere Personen aufeinander, von denen jeder jedoch einen unterschiedlichen Willen und eine unterschiedliche Auffassung davon hat, in welche Richtung sich etwas entwickeln soll und was als gut und richtig oder als schlecht und falsch betrachtet wird, dann zählt eben beileibe nicht nur der eigene Entwicklungswunsch, sondern dann werden den eigenen Wünschen und dem eigenen Willen eben sehr schnell machtvolle Grenzen gesetzt, die zu überwinden uns in nicht wenigen Fällen eben gerade nicht möglich und gegeben ist.
Und in solchen Fällen, die es meines Erachtens auch nicht selten gibt, in denen es also gerade nicht in unserer Hand liegt, was wir daraus machen, betrachte ich die Grenzen der eigenen Möglichkeiten, die die Karten dann aufzeigen können, als Aufforderung an den Fragesteller, sich quasi mit dem von ihm in machen Fällen "Unbeeinflussbaren" so frühzeitig wie möglich auseinanderzusetzen und, ja, sich auch mit dem für ihn so Nicht-Erreichbaren innerlich abzufinden, um nicht auf unbestimmte Zeit einer illusorischen Wunschvorstellung hinterher zu laufen und stoisch an etwas festzuhalten, was sich leider nicht wie gewünscht realisieren lässt.
Karten zu deuten heißt für mich, sich in manchen Fällen auch mal mit unangenehmen Wahrheiten auseinander zu setzen, die eigenen Grenzen des eigenen Wirkungs- und Beeinflussungsbereiches zu erkennen und auch anzuerkennen - und damit so frühzeitig wie möglich die Chance zu haben, einen anderen, wenn auch weniger schönen Weg zu beschreiten, der - auch wenn er nicht der gewünschten eigenen Priorität entspricht - gleichwohl nicht immer und nicht in allen Fällen umgangen werden kann.
Also:
Dort, wo wir aus eigener Kraft und aufgrund eigener Bestimmungsmöglichkeiten etwas beeinflussen können, dort sind Kartenkonstellationen nicht in Stein gemeißelt.
Aber dort, wo unsere eigene Kraft eben nicht alleine ausreicht, und wo unseren eigenen Bestimmungsmöglichkeiten Grenzen gesetzt werden, z. B. durch die stärkeren und mächtigeren Bestimmungsmöglichkeiten anderer Menschen oder durch für uns unbeeinflussbare Lebensgegenbenheiten, dort kann eine ungute Kartenkonstellation im Kartenblatt meines Erachtens sehr wohl in Stein gemeißelt sein - eben weil es für uns nicht umkehrbar und nicht ergebnismäßig wandelbar ist.
Und davor sollten wir dann nicht unsere Augen verschließen, sondern versuchen, einen Weg der Verabschiedung und der Aussöhnung zu gehen.
Nicht alles lässt sich in einem menschlichen Leben für jeden zu jeder Zeit erreichen. Auch das ist eine Erkenntnis, die uns die Karten vermitteln können.
Meine Meinung.
Wie seht ihr das?
