Heyligenstädts Kindertagespflege hat sich allerdings bislang anders entwickelt, als sie sich erhofft hat. "Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir hier mehr Friedensbringer kriegen." Ihre Erklärung, warum ihr bislang kein einziges "Indigo"- oder "Kristall"-Kind untergekommen sei: "Wir haben hier viele Ausländer, wir sind ja in einem Gebiet, wo viele Asylanten sind", sagt die Frau mit den langen blonden Haaren.
In der Nachbarschaft der Kindertagespflege liegt ein Flüchtlingsheim. Entsprechend "haben wir hier nur drei deutsche und sieben ausländische Kinder". Letztere würden "von ihrer Kultur her nicht erzogen" und bräuchten vor allem Grenzen. Ein Fünfjähriger, den sie betreut, habe kürzlich vor ihr ausgespuckt und sie aufgefordert, ein Puzzleteil aufzuheben. Ein Verhalten, das man - im Rahmen der zuvor beschriebenen Logik - als rebellisches Verhalten eines "neuen Kindes" deuten könnte, aber: "Das ist kein Indigo, meiner Ansicht nach. Der hat so ein ganz altes Schema, was aus der muslimischen Kultur kommt, übernommen und führt das weiter."
Auf Nachfrage argumentiert sie mit einer Mischung aus völkischer Ideologie und Esoterik, dass "wir hier in Deutschland ja schon ein bisschen weiter sind" und führt auf Nachfrage aus: "Der Mensch an sich ist hier weiterentwickelt." Jede Kultur habe eine Gruppenseele, "so ein Kollektivbewusstsein. Und das hat ja auch einen bestimmten Entwicklungsstand." Dass in manchen Ländern Krieg herrsche, sei damit zu erklären, dass die Gruppenseele Angst vor Veränderungen habe. Deshalb würden dort auch höchstens Indigos inkarnieren, "ob sie aber Kristall-Kinder haben, bezweifle ich. Die trauen sich da bestimmt nicht hin." In Deutschland hingegen seien ihrer Schätzung nach etwa 60 Prozent der Kinder "Indigos" und 20 Prozent "Kristall-Kinder".