ich hasse mich!

Hi Akitiann!

Das hört sich schon heftig an, v.a. wenn Du schreibst das Du die ganze Zeit daran denkst, Dich verletzen zu müssen. Ich habe davon nicht wirklich Ahnung, also "schul-psychologisch". Aber ich glaube, das es ein Ablenkungsmechanismus ist, wie auch ein "zum-Ausdruck-bringen" von psychischem Schmerz... Man will das eine nicht mehr fühlen müssen, und das verlagern der Aufmerksamkeit führt in dem einen Moment, der äußeren Selbstverletzung, psychologisch zu einer Linderung. Das ist, wenn es so ist, eine Art Holzhammermethode um die Aufmerksamkeit für einen Moment von dem "seelischen Schmerz" wegzubringen, was dann eben gleichzeitig ein Ausdruck dessen ist. Im Prinzip würde ich das erst mal als eine "Methode" ansehen und nicht so sehr als falsch bewerten. Es gibt andere Methoden, die ebenfalls in gewisser Weise verletzend sind, die Wahl der Methode ist fast immer zum Teil unbewusst und wird zu einer Art Sucht. Alles, was man tut, um seelischen Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen, wird Suchtcharakter entwickeln, wenn es "funktioniert".

Versuch vielleicht mal, wenn das überhaupt möglich ist, was ich nicht wissen kann, diese Sache mit "kühlem Kopf" zu durchdenken. Einfach mal ansehen was da geschieht. Das Du psychologisch leidest ist klar. Das Du Dich selbst verletzt ist klar. Das Du wiederum unter dem selbstverletzen psychisch leidest ist ebenfalls klar. Versuch mal für einen Moment das selbst-verletzen wirklich als eine von vielen möglichen "Methoden" zu sehen, denn letztlich ist es das für Dich. Es erfüllt ja keinen anderen Zweck, als eine Erleichterung zu verschaffen. Es gibt viele Methoden und Du würdest Dich wundern, was alles genau demselben Zweck dient. ...Beziehungen...allgemein sehr oft Kommunikation...Forum etwa.... Drogen natürlich.... Unterhaltung jeder Art....Sport auch oft....letztlich jede Art Sucht. Und ob etwas eine Sucht ist, bestimmt das Motiv für die jeweilige Handlung. Wenn das Motiv "Ich will nicht mehr leiden" ist, dann wird die Handlung zu einer Sucht, bzw. wird sie es dann, wenn man keinen Ersatz dafür sieht, weil sie eben "funktioniert". Das Problem ist: Alles was zu einer Sucht wird, erzeugt wiederum Leid und Leid ist immer und v.a. psychisch (seelisch). Das wird also ein Kreislauf, der zwei Punkte hat die man sich anschauen kann.
Erstens: Das Motiv für die Handlung.
Zweitens: Wie erzeugt die Handlung selbst, dass man leidet?

Du musst es Dir anschauen, aber nicht um Strategien zu entwickeln. Das Anschauen ist die "Strategie" oder Methode. Und solange Du Dir anschaust was die Motive sind, und die sind dort zu suchen, wo in Deinem Leben Druck erzeugt wird, solltest Du gleichzeitig Dir selbst eine gewisse Zeit geben. Damit meine ich auch, das Du egal ob Du Dich verletzt oder nicht, das nicht verurteilst und zwar ganz bewusst nicht verurteilst. Du stellst ja momentan selbst fest, das es keinen positiven Einfluss auf das Handeln hat, ob Du es verurteilst. Zumindest führt es nicht dazu, das Du es lassen kannst. Das musst Du nicht verurteilen. Das ist eine Art Mechanismus den Du momentan schwer durchschauen kannst und das ist verständlich, keine Schwäche.

Dir fallen tausend Gründe ein, warum das schlecht ist. Aber wenn Du Dir das genau anschaust, dann wirst Du sehen das Du diese Gründe gleich in Punkt 1 (Motiv: Leid) verlegst. Sie werden wieder zu Druck, der wieder zu Reaktion führt. Das nicht-verurteilen Deiner selbst, weil Du tust was Du tust, nimmt einen großen Teil des Drucks. 1 und 2... gehört also zusammen. Der Schlüssel ist letztlich hinschauen, mit dem festen Willen Dich nicht zu verurteilen, bzw. zu erkennen wie Du es dauernd tust. Das hört sich vielleicht zu simpel an, aber das was nicht leicht ist, ist eben genau das: Das man nichts tut, sondern einfach "nur" hinschaut. Wenn Du mal für einen Moment z.B. die Augen schließt und ganz im hier und jetzt bist und Dir mal Dein Gefühl anschaust, dann kannst Du eine Art Souveränität entdecken bzw. bewusst erzeugen, eine gewisse Distanz. Die ist vielleicht nur für einen kurzen Moment da und wird dann von einem Gedanken unterbrochen, der ein Urteil ausdrückt. Das kann auch sein: "Was C. schreibt ist Quatsch." Du musst verstehen, das Du erst mal keinen Einfluss darauf hast, das Du diese Gedanken hast.

Ich verrate Dir ein "Geheimnis": Alles funktioniert, wenn man es nicht kaputtmachen läßt, was durch unbewusste Überzeugungen geschieht. Bzw., sie sind nicht mal wirklich unbewusst, aber man hält sie für wahr. Man muss nichts richtig machen, man macht objektiv gesehen auch nichts falsch. Man muss aber erkennen das man vieles "zu falsch macht", einfach indem man es falsch findet, verurteilt. Deine Reaktion die sich in Selbstverletzung ausdrückt, ist eine von vielen möglichen Reaktionen und Du hättest Dich für andere entscheiden können, die auch selbst-verletzend wären. Die Gründe, die Du selbst aufzählen kannst, sind subjektiv. Versuche keine Objektiven zu finden. Es geht um Deine Überzeugungen. Sowohl: Wo liegt der Druck? Warum reagiere ich so oder so darauf? usw. Das alles ist subjektiv, aber aus Deiner eigenen Perspektive und nur die zählt ja, ist es objektiv ABER: Veränderbar, also... was jetzt ist, ist aus Deiner Perspektive SO... aber es muss nicht dauerhaft so sein.


hallo....

ich hab kommenden Freitag einen termin bei einer Psychotherapeutin... das nur vorweg.

ich hab mich vor ca zwei wochen das erste mal verletzt...das heißt, ich hab gläser gegen die wand geschmissen, und mir dann mit dem scherben die Hände aufgeritzt.
ich war so wütend auf mich, ich wollte mir einfach weh tun.
seit dem habe ich den Drang es immer wieder zu tun.
Ich kenne das sogar tendenziell... Du wirst mein Beispiel nicht annährend so "schlimm" finden. Aber der Mechanismus ist derselbe... Ich habe früher Kampfsport und sowieso viel Sport gemacht. Und manchmal flippte ich so aus, hatte so einen Druck und große Wut, das ich meinen Sandsack so bearbeitete, das er voll mit Blut war. Oder ich bin gejoggt, bis mir übel wurde... Das läuft für viele unter... keine Ahnung, vielleicht würden es manche als Ehrgeiz empfinden. Aber ich weiß und wusste das auch damals, das es eine Art Selbstverletzung ist. Schau Dich um, und Du siehst jede Menge Menschen die sich auf viele verschiedene Arten selbst verletzen, aus dem Motiv heraus dem inneren Druck für Momente entfliehen zu können. Deine "Methode" ist erst einmal wirklich eine Methode und auch wenn Dir joggen bis zum umfallen vielleicht nicht so schlimm erscheint: Das was dahintersteht ist vom Prinzip her nicht anders.


heute ist meine tochter (fast 2 jahre) in eine der Scherben getreten...ich hab wohl nicht gründlich genug sauber gemacht.
im prinzi hab ich nicht nur mich geschnitten, sondern auch meine tochter.
es ist so furchtbar, ich bin so schrecklich, ich hasse mich dafür, dass ich so bin.
Das wäre z.B. Punkt 2... Du hast viele Gründe warum Du Dein Handeln falsch findest. Aber, auch wenn das jetzt sogar etwas kühl klingen wird... Sieh es doch mal anders: Deine Tochter hätte sich genauso schneiden können, wenn Dir ein Glas kaputtgegangen wäre. Sie hat sicher kein großes Problem damit gehabt, nicht dauerhaft. Das Problem ist nicht das Leiden Deiner Tochter. Das Problem ist, das Du Dir hier wieder extremen Druck machst. Versuch wirklich die Schuldgefühle loszuwerden, was das angeht. Das ist der schnellste Weg heraus... Schuldgefühle wird man übrigens dann los, wenn man Verständnis entwickelt. Hättest Du Abstand... würdest Deinen Post etwa aus einer distanzierten Perspektive lesen können wie ich z.B., weil ich erstens Distanz zu Dir habe, zweitens vielleicht ein bisschen verstehe, was abläuft, dann hättest Du schon ein gewisses Verständnis für die Frau die das schreibt.

heute hab ich mich wieder geschnitten! 2x!!!! während Neles (meine Tochter) Mittagsschlaf und dann Abends, als sie wieder im bett war.
ich hab ne freundin, die mir sehr hilft, aber sie wird soooo enttäuscht sein, sie wird sogar richtig böse auf mich sein.
Das wäre dann das Gegenteil von Verständnis. Und um es mal theoretisch zu definieren: Mangel an Verständnis ist ein Mangel an Information. Mit Offenheit stellst Du also Verständnis her.

es tut mir so leid, aber ich kann nicht anders. ich denk fast jede Minute daran mir weh zu tun, ich kann es einfach nicht abstellen.
Das ist eben der Kreislauf. Und es gibt Möglichkeiten das zu durchbrechen. Ich weiß nicht, ob Du momentan so einfach "fähig" bist, das einfach anzuschauen wie ich schrieb. Aber Du sagst ja auch, das Du eine Therapie beginnen wirst und ich glaube... das ist jetzt meine Meinung... das Du da vielleicht ein anderes Mittel, vielleicht auch Medikament, an die Hand bekommst, um erst einmal eine gewisse Ruhe und damit Abstand herzustellen.

Warum ist das so? Warum bin ich so? warum mache ich alles kaputt, warum zerstöre ich mein leben, und auch das meiner tochter, meines mannes, meiner Eltern....
alle leiden so unter mir!
Keine Ahnung ob es Dir hilft, aber tendenziell tun das alle Menschen in gewissen Sitationen ihres Lebens. Also Leid nach außen tragen. Warum? Weil es teilweise erst einmal nicht anders möglich ist. Das ist schlicht ein Fakt und hat nichts mit Schuld zu tun.

meine mutter ist sauer auf mich, weil ich nicht mit ihr darüber rede, das kann ich aber noch nicht, so ist sie doch teil meines problems...
morgen früh seh ich meine freundin wieder.... ich trau mir garnicht ihr in die Augen zu sehen...
Mal eine ganz simple Frage: Musst Du das? Oder musst Du es ihr erzählen? Ich meine damit... Du hast jede Menge Möglichkeiten. Du könntest sie nicht treffen, was wohl schon gelaufen ist, Du könntest es verheimlichen, Du kannst es ihr sagen, Du kannst tun was Du für richtig hältst. Versuch das wirklich einmal so zu sehen... Du bist dahingehend erst einmal Dir selbst verpflichtet und hast mehr Möglichkeiten damit umzugehen, als Dir wahrscheinlich klar ist. Du musst da weder mit Deiner Mutter, noch mit irgendjemandem drüber sprechen. Wähle das danach aus, ob Du glaubst das es Dir gut tut, und nicht weil Du es als einen Zwang empfindest.

ich hasse mich so!
aki
Hass ist einer von vielen Ausdrücken von Leiden und Hass bezieht sich auf die Ursache die man zu erkennen glaubt. Aber solange man hasst, kann man auch sagen: Man sieht die wahre Ursache noch nicht. Man schaut nicht tief genug. Würde man wirklich erkennen was dahinter steht, wäre man unfähig zu hassen. Hass ist also nicht-verstehen. Und das ist der Punkt: Du verstehst momentan nicht, was in Dir abläuft. Und für nicht-verstehen kann man wiederum Verständnis aufbringen. Denn das Du nicht verstehst, ist wenn Du darüber nachdenkst, eben wirklich verständlich, aber eben auch veränderbar. Versuch den Schuldfaktor wegzunehmen.

VG,
C.
 
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hi Akitiann ,

wer mit einem 2 jährigen kind um diese uhrzeit noch wach ist...................., hmm, also ich hatte diese kraft nicht.

ich habe in meiner familie zwei fälle von "ritzern", eine hilfreiche methode kann sein, dass du dir gummibänder um die arme spannst, und sie dann losläßt. das ist sehr schmerzhaft, ersparrt dir aber den blutverlust und tiefe narben.

selbsthass?................man richtet hass immer nur gegen sich selbst.

wo steckst du?

hoffe es geht dir gut,..............auch von mir, viel glück für deine therapie.


LG

Evian
 
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hey du, ich habe mir dein posting durchgelesen und möchte dir ganz dringend die seite www.verrückt.de ans herz legen, da findest du viele gleichgesinnte!! hat mir auch schon sehr geholfen.

viele liebe grüße und alles gute,
greenyxx
 


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