Unser Ich-Erleben beinhaltet immer die Wahrnehmung mehrerer Teile in uns, die miteinander kommunizieren. Da ist jemand, der kritisiert, da ist hoffentlich jemand, der unterstützt, da ist jemand, der liebt und der zweifelt und so weiter. All dies sind unterschiedliche Teile unseres Wesens, wie es sich in einem Körper und in einem Geist mit seiner Seele/Psyche beschäftigt.
Jetzt müssen wir unterscheiden: was ist akutes psychotisches Erleben? Und was ist chronisches Erleben von psychotischen Inhalten, wie es bei Dir der Fall zu sein scheint? Wie kommt beides physiologisch zustande?
Bei der akuten Psychose hat man Eins: die Hirnchemie gerät durcheinander. Und dadurch entsteht ein wahnhaftes Erleben.
Beim chronischen psychotischen Erleben hat man etwas ganz Anderes: man hat neuronale Verknüpfungen gebildet, welche dieses wahnhafte Erleben im Gehirn als Nervenbahnen abbilden. Damit ist vom Erkrankten das wahnhafte Erleben dauerhaft nicht vom ebenfalls stattfindenden, gesunden Ich-Erleben unterscheidbar. Er meint, er sei gesund, obwohl er chronisch krank ist.
Bei akuten psychotischen Schub setzt man daher sinnvollerweise Medikamente ein, um dem Menschen ein "herunterkommen" aus der Wahrnehmung zu ermöglichen und zu verhindern, daß das wahnhafte Erleben solange andauert, daß sich neuronale Strukturen im gesamten Gehirn bilden, welche dieses wahnhafte Erleben dann langfristig ermöglichen. Täte man das nicht, würde vermutlich ein sehr großer Teil aller auftretenden Psychosen chronisch.
So war es wohl früher, als an jeder Ecke noch ein Heiliger saß, auch in Europa. Es gab da noch keine Medizin, man wußte nichts über Gesundheit und Krankheit, daher ging man zu diesen aus heutiger Sicht "kranken" Menschen, die dann für einen Obulus Auskunft aus dem Jenseits gaben, als Medium. (Nur leider wählten diese "Heiligen" nicht selber, ob sie überhaupt ein Leben in dieser Zwischenwelt zwischen zwei Wesen führen möchten, ober ob sie doch ein integriertes Leben führen möchten. Heute dagegen geht das schon eher.)
Jetzt kann man weiterdenken: wenn in meinem Gehirn also neuronale Verknüpfungen vorhanden sind, die mir immer wieder das Ich-Erleben als integrierte Ganzheit zerstören, indem sich ein Jehova oder sonstwer dazwischenschiebt,
dann muß ich lernen, damit sich neue neuronale Verknüpfungen bilden können, welche die "krankhaften" Verknüpfungen neutralisieren können.
Nachdenken und so weiter kann ich unbegrenzt - das wird nicht viel nützen, denn ich bewege mich dann im Rahmen meines eigenen neuronalen Netzwerkes mit seinen Schwachstellen. Um über mich selber hinaus zu wachsen, auch neuronal, muß ich also lernen. Es geht nicht anders! Anders geht es nicht.
Verstanden, wie das neurologisch und kognitiv zusammenhängt?