Castaneda - Der Ring der Kraft - Don Juan in den Städten
2.Teil - Das Tonal und Nagual
Sehr interessant.
Als ich noch ca. 17 Jahre alt war, habe ich eine Diskussion mit meinem Cousin über die Beschaffenheit der Realität geführt.
Ich wollte damals ein Buch über "Die Befreiung der Lichter" schreiben.
Er wollte wissen, um was für eine Befreiung es dabei geht.
Ich erzählte ihm von meiner Vision, von der Vision, wie Lichter in dunklen Kerkern gefangen gehalten werden und befreit werden müssen.
Er fragte, warum in dieser Realität was befreit werden müsse.
Ich konnte es mir geistig so richtig vorstellen, wie unendlich viele Lichter in allen möglichen Farben aus ihren Kerkern befreit wie in einer wunderschönen Sylvesternacht tanzend und schwingend ins Weite schossen. Diese Vision hatte ich seit fast meiner Kindheit und ich wusste nicht warum.
Wir nahmen damals als Beispiel für die Realität unseren Wohnzimmertisch.
Daher wurde mir etwas mulmig als ich las, dass auch Don JUan im Restaurant ein Tisch als Beispiel für das Tonal nahm.
Mein Cousin wollte wissen, warum es mich interessiert, was jenseits des Tischs abgeht.
Ich erklärte ihm, weil mich das, was auf dem Tisch ist, nicht sonderlich anzieht und ich empfinde das, was darauf abgeht, nicht immer moralisch gut und vertretbar.
Damals war ich jedoch etwas zu leichtgläubig, denn ich sah nicht, dass alles, was auf dem Tisch abgeht, gleichzeitig im Raum selbst abgeht, denn der Tisch befindet sich ja nicht ausserhalb des Raums.
Don Juan erzählt in diesem Abschnitt des Buchs, dass das Tonal sich verselbständigt hat und statt wie ein Wächter zu arbeiten, zum Wärter geworden ist. Wächter für was und wogegen? Für das Nagual? Wozu braucht das Nagual einen Wächter? Gegen wen?
Weiterhin beschreibt er, dass das Tonal keine schöpferischen Fähigkeiten besitzt, sondern nur mit dem arbeitet, was bereits als Idee im Nagual da ist.
Demnach stammt die Idee des Todes, Krankheit, Leid, Armut, Angst, Sorgen, Getrenntheit, Junkismus, Opfer und Täter nicht vom Tonal, denn es kann ja sowas nicht erschaffen, es arbeitet stattdessen damit. Es scheint die Schöpfung des Nagual gegen das Nagual anzuwenden. Fragt sich nur, warum?
Nun soll das Tonal das Zepter der Führung an das Nagual abgeben und Don Juan sagt, das tut es nicht freiwillig. Der Wächter hat hier anscheinend seine Schützlinge gefangen genommen. Fragt sich nur, wozu das Nagual einen Wächter ursprünglich brauchte?
Hört sich für mich bis zu diesem Punkt an, wie eine perverse Sado-Maso-Geschichte, die man auch im Leben oft genug beobachten kann: Jo hasch mich, ich habe dich gefangen genommen.