Ich nenne das Familienfluch und die Schandtaten der damals Regierenden lösten millionenfach Traumata aus, die auch bis in die heutige Generation hineinwirken.
Meine Familie konnten sich weitreichend vor dem Kriegsdienst drücken, aus gesundheitlichen Gründen, inkl. der Flucht vor der Roten Armee zum Kriegsende hin, die ganzen Grausamkeiten oft selbst nicht miterlebt und wenn, dann tief in sich vergraben, als es Stück um Stück bekannt wurde, was alles wirklich ablief.
Dieser Schock sitzt in ganzen Generationen, wurde meist überhaupt nicht verarbeitet, sondern mehr wie eine große Schuld und Scham auf den Schultern weiterhin getragen. Und da ist es egal, ob Menschen direkt Täter waren oder selbst passive Opfer in Unwissenheit oder tatsächlich Opfer der Schreckenstaten. Diese Last ist auch heute bei manchen Menschen noch so schwer, dass es ihnen unmöglich ist sie loszulassen und hinzusehen, wirklich zu verarbeiten und daraus zu lernen.
Sich weiterhin einfach nur schuldig zu fühlen und zu schämen hilft nicht dabei zu verarbeiten, im Gegenteil, es wirkt verhindernd. Drum reicht es nicht "nicht zu vergessen", sondern sich zu erinnern und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Vergangenheit dann tatsächlich in Frieden loslassen zu können. Damit Menschen die so gebundene Kraft und den Mut wieder freisetzen können, damit sich diese Geschichte nicht wiederholt. Und ein Schritt ist zu sehen, dass der Holocaust und der Krieg so viele Millionen Opfer brachte, die ich gar nicht differenzieren mag nach Nationalität oder Religionszugehörigkeit, weil alle Menschen Opfer waren.
Nur solange die Nachkommen sich selbst auch nur als Opfer begreifen, werden auch zukünftige Generationen Opfer bleiben und stumm, wenn sich Ähnliches drohend anbahnt in der Politik. Und dafür braucht es Mut und Rückgrat, um dann ganz aktiv NEIN zu sagen, wenn sich ähnliche Muster auftun, auch da unabhängig, wie eine Diktatur zustande kommt, ob rein politisch motiviert, kulturell oder religiös begründet.
LG
Any