Chloroplast
Sehr aktives Mitglied
Das glaube ich nicht, das ist (vermutlich) die Ansicht von judasishkeriot. Ich habe ja auch auf sein Beitrag geantwortet und nicht auf deinen (den er zitiert hat). Ich wollte da einfach genauer nachhaken, wie er das versteht.Wieso glaubst Du einfach so, was Walsch so von sich gibt - obwohl es überhaupt keinen Sinn ergibt?
Ansonsten finde ich das System von Walsch schon stimmig/logisch und in sich sinnvoll. Das heißt allerdings nicht, dass ich glaube, dass es wahr ist.
Frag mich lieber, warum ich denke, dass diese Idee so attraktiv auf die Menschen wirkt, denn so kann ich diese Frage nicht beantworten, ich bin ja nicht der Meinung, dass das so passiert. Warum ich denke, dass diese Idee attraktiv ist, ist einfach: Sie erzeugt das Gefühl von Macht (nicht im negativen Sinne, sondern die neutrale Definition: Macht als Potential Dinge zu beeinflussen). Wer glaubt, dass er (als Seele) sich seine Erfahrung vor der Geburt bzw. auch während (nach Walsch) aussucht, der fühlt sich viel weniger als Opfer der Umstände. Wenn dich jemand zusammenschlägt, dann bist du nicht mehr Opfer, sondern auf irgendeiner höheren Ebene Initiator. Du wolltest damit etwas erfahren und kannst dich nun mit Hilfe dieser Erfahrung weiterentwickeln bzw. weitere Erfahrungen machen.Wieso soll sich eine Seele Erfahrungen aussuchen ??
Das klingt doch viel schöner als "Du bist das Opfer eines Gewaltverbrechens geworden." Und deswegen ist diese Idee so attraktiv. In meinen frühen 20ern habe ich damit die Mobbingerfahrungen aus der Schulzeit zu verarbeiten versucht. Damals fand ich die Idee von Walsch wirklich toll, ich habe nicht nur die drei Hauptbücher gelesen, sondern auch alle weiteren und die Hauptbücher selbst habe ich in Ausschnitten auch immer wieder gelesen. Die Idee bewirkt ja auch erstmal was Gutes, sie bringt dich in die Verantwortung für dein Leben. Anstatt zumzujammern oder die Opferrolle zu pflegen, hört man damit auf und sucht aktiv nach Lösungen. Dafür bin ich auch dankbar - aber Entwicklung geht weiter und irgendwann werden die Schattenseiten von diesen Ideen sichtbar und dann war es für mich Zeit mich weiter zu entwickeln.
Die menschliche Natur und menschliche Erfahrungen verschwinden ja nicht so einfach.
Ja und Nein, es führt schon zu Eigenverantwortung, weil Walsch ja sagt, dass du selbst Schöpfer deiner Erfahrung bist. Gott ist halt nur mit allem einverstanden und alles, was passiert ist halt auch Gottes Wille. Wenn ich mich als Schöpfer sehe, dann muss ich die Verantwortung tragen. (lt. Walsch)Was Walsch hier von sich gibt führt von der Eigenverantwortung des Menschen weg - egal, was er tut, es war oder ist Gottes Wille! Er hat also keine Schuld, keine Verantwortung und keinen freien Willen ! So stimmt es eben nicht.
Allerdings und da hakt die Geschichte, die meisten erleben sich nicht als Schöpfer. Man kann diese Idee im Kopf total plausibel machen, man kann sogar so fest daran glauben, dass man alles durch den Filter dieser Idee sieht und sich bei jeder Erfahrung sagt "Das habe ich so gewollt.", aber ich glaube nicht, dass sich das wirklich dauerhaft auf Empfindungsebene einstellt (ohne sich selbst zu belügen).
Mein Gegenentwurf, den ich irgendwann angewandt habe, geht nicht davon aus, dass Ich der Schöpfer bin. Es ist eine viel menschlichere und dynamischere Sichtweise. Ich gebe durch mein Sein Impulse in die Welt und die werden beantwortet. Das ist mehr eine Art Kommunikation und andere tun das auch und es ist durchaus möglich, dass Impulse kollidieren und somit nicht zwangsläufig immer eine Antwort kommt, die 100 % zu meinen Impulsen passt. Ich bin ja eben ungetrennt und als Einheit stets im Wechselspiel mit allen anderen Aspekten und damit auch oft Teil einer Antwort auf Impulse anderer Menschen ohne dass ich da unbedingt selbst etwas dazu getan habe. Was mir bleibt ist Vertrauen in DAS. Das funktioniert erschreckend gut und fühlt sich sehr passend zu meinen Erfahrungen an. Ich brauche da auch kein riesiges Gedankengebäude für um das plausibel zu machen.
Diese Ansicht wird viel mehr der menschlichen Erfahrung und auch der Situation der Welt gerecht. Vor allem aber auch den Empfindungen die viele Menschen in Bezug auf die Welt und das Leben haben. Aber das ist wahrscheinlich auch nur eine weitere, temporäre Idee.