Helfen als Berufung?

shiva74

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Ruhrgebiet
Hallo zusammen,

ich erlebe grade zum wiederholten Mal eine sehr ähnliche Situation. Ich lerne einen Menschen kennen und freunde mich mit ihm an. Relativ schnell stellt sich heraus, daß es ihm (oder eher ihr - waren bis jetzt immer Frauen) nicht besonders gut geht; finanziell, gesundheitlich, Beziehungsprobleme... oft eine Kombination davon. Ich bin dann immer gern bereit, den anderen, soweit ich kann, zu unterstützen. Allerdings habe ich jetzt zum ersten Mal sehr schnell und deutlich festgestellt, daß ich dabei oft über meine eigenen Ressourcen hinausgehe, und vergesse, auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten.
Meine Frage ist jetzt, ist das Helfen eine Fähigkeit oder sogar Berufung bei mir, und ich muß nur lernen, dabei auf mich selbst besser zu achten, oder ist das Helfen nur eine Kompensation für meine eigenen Probleme? Von meinem Gefühl her tippe ich ja eher auf das erste. Es wurde mir auch schon aus meinem Horoskop gesagt, daß ich eine intensive Bindung zu einem anderen Menschen suche. Das kann ich nur bestätigen. Lieber beschäftige ich mich mit einem Menschen intensiv, als mehrere oberflächlichere Kontakte zu haben.

Meine zweite Frage ist: läuft grade der Saturn über meinen Mond? Ich bin nämlich vor 2 Wochen durch einen "Zufall" auf eine Blockade gestoßen, die mit meiner Mutter und meiner frühesten Kindheit zu tun hat. Nun versuche ich, mehr darüber herauszufinden und bin dabei, die Blockade aufzulösen. Da gibt es doch sicher eine Auslösung im Horoskop, oder?

Meine Daten sind: 4.2.1974, 9.15 Uhr, Berlin

Bin gespannt auf Eure Infos.

Liebe Grüße
Shiva
 
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Hallo shiva74,
bei der ersten Frage tippe ich auf: ... eine Kompensation für deine eigenen Probleme. Warum?, weil es mir bis vor ein paar Jahren genauso gegangen ist wie dir. Jetzt helfe ich wohl noch gerne, aber diese "krassen" Leute, lerne ich nicht mehr kennen. Vor Jahren habe ich sie magisch angezogen. Ich hatte ein Faible für Aussenseiter. Im Nachhinein kann ich sagen - ich wollte mich von meinen eigenen Problemen drücken und habe das halt so kompensiert. Für den Zeitraum war es ok, bis ich mich soweit runterziehen ließ, das mein Umfeld gesagt hat, so kann es nicht weitergehen. Ich habe mein Leben dann in die Hand genommen, mich von der Person die mich so runterzog etwas distanziert. Nun helfe ich immer noch gerne, aber aus völlig anderen Motiven. Ich kann mich irren :rolleyes: - aber is´ ja nur ´n Tipp.

zweite Frage - da hab´ ich leider keine Ahnung von

LG Tarot
 
Liebe Shiva,

du hilfst, weil du immer noch deine Mutter von etwas überzeugen willst. Du brauchst die Geholfenen vermutlich mehr, als sie dich und die sind so nett und stellen sich zur Verfügung.

Lies mal das TB "Zum Helfen geboren" von Bertold Ulsamer, im Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach erschienen. Das wird dir ein wenig weiter helfen bei deinem Anliegen.

Alles Gute dir!
Christoph
 
hallo shiva74

ich bin erst mal so der meinung. helfen sollte berufung sein.

wobei ich helfen jetzt so definiere, helfen im großen ramen, z. b als altenpfleger, krankenpfleger...

was du machst sehe ich eher als kleine gefallen gegenüber "jammernden " an. eher so wie ein wenig ausgenutzt werden. sehe dich eher zu gutmütig, ein wenig "naiv " im geben, an. wohl weil du selber (innerlich, unterbewustsein) denkst dadurch liebe und anerkennung zurück zu bekommen.

daher ich finde man muß sehr zwischen helfen als berufung und helfen aus selbstzwecken unterscheiden.
obwohl ich zweiteres auch nicht schlecht finde, nur man darf dabei nicht leiden.
 
Hallo,

und danke erstmal für die Beiträge.

Kompensation für eigene Probleme kann ich weitgehend als Grund ausschließen. Die Geholfenen waren auch nicht nur "Jammerer", sondern sehr wohl reflektierte und sehr bewußte Menschen, und sowohl sie als auch ich konnten aus den Beziehungen einiges an Erfahrung für unser Leben mitnehmen. Mich hat jeder dieser Menschen auf geistiger Ebene und was meine Persönlichkeit betrifft weiter gebracht. Ich habe halt nur den Fehler gemacht, nicht genügend auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten.

@Christoph: wie meinst Du "ich helfe, weil ich immer noch meine Mutter von etwas überzeugen will"? Das ist ein interessanter Ansatz. Allerdings sehe ich da weniger meine Mutter im echten Leben. Eher den Teil meiner Mutter in mir, den ich übernommen habe ("ich bin nur etwas wert, wenn ich viel leiste").

Hat noch jemand eine Idee direkt aus dem Horoskop?
 
Hallo Shiva,

Eher den Teil meiner Mutter in mir, den ich übernommen habe ("ich bin nur etwas wert, wenn ich viel leiste").

Ich glaube es ist unerheblich, ob es um deine Mutter oder einen Teil von ihr in dir geht, Du bist zur Hälfte deine Mutter.

Aber diese kindliche Sehnsucht danach gebraucht zu werden ist ein schlechter Ratgeber bei der Wahl eines Helferberufes. Dann brauchst du die Klientel mehr als sie dich und du wirst unbewusst dafür sorgen, dass sie dich länger und mehr brauchen, als ihnen vielleicht gut tut. Und schon haben wir eine der schädlichen "therapeutischen Beziehungen". Klienten merken deine Bedürftigkeit sofort und stellen sich auf sie ein. Sie produzieren immer neue Schwierigkeiten, bei denen sie angeblich deine Hilfe brauchen. Von außen mag man dann sagen: die brauchen dich doch. Aber darunter ist es ganz anders.

Im von mir empfohlenen Buch findest du mehr dazu.

Liebe Grüße
Christoph
 
Hallo Shiva :)

Ich möchte schon meinen, daß du dich berufen fühlst, zu helfen (Sonne, Merkur, Jupiter in Haus 12, Mond in Krebs in Haus 4, Mond-Neptun-Ouninkunx, Sonne-Neptun-Sextil, Herrscher von 6 in 12). Damit zeigst du ganz stark Qualitäten, die dich mitfühlen lassen sowie den Wunsch, anderen helfend zu dienen. Die Frage, dich sich mir stellt: Inwieweit dient deine Fähigkeit, dich emotional zu identifizieren, erst einmal dir selbst (Herrscher von 4 in Haus 4)? In gewisser Weise fehlt dir die Haut auf der Seele, und diese Durchlässigkeit kann dich daran hindern, dich so abzugrenzen, daß du in der Lage bist, zu helfen, ohne dich selbst aufzugeben. Wer in einen helfenden Beruf arbeiten möchte, sollte sich überlegen, ob er Hilfestellung zur Selbsthilfe geben möchte oder sich als Retter der Menschheit betrachtet (damit meine ich jetzt nicht speziell dich – das ist eine Frage, mit der sich jeder zum eigenen Wohle auseinandersetzen sollte, wenn er sich zum Helfen berufen fühlt). Ein Krebs-Mond ist eher der Typ, der zuviel bemuttert, weil er sich ständig mit den Gefühlen anderer identifiziert und im Zusammenspiel mit Neptun einfach nicht mehr herausfiltern kann, was denn nun seins und was das des Gegenübers ist. Gepaart mit hohen, fast unerreichbaren Idealen (Jupiter in 12) und einer hohen Motivation sowie der Neigung, die eigenen Kräfte zu überschätzen (Mars-Jupiter-Quadrat, Mars in Haus 1) ist aus meiner Sicht auch die Gefahr des Burnouts gegeben.

Ich will dich nicht abhalten, einen solchen Beruf zu ergreifen. Es könnte gut sein, wenn du vor einer Entscheidung Praktika absolvierst und auf der Grundlage dieser Erfahrungen dann so realistisch wie möglich einzuschätzen, ob es das Richtige für dich ist.

Das mal als kurzer astrologischer Senf dazu. ;)

Alles Gute für dich
Rita


PS. Nein, Saturn läuft nicht mehr über deinen Mond, aber Neptun steht genau auf deiner Sonne - und damit sindThemen wie Helfen oder auch ganz allgemein "Durchlässigkeit", "Grenzenlosigkeit" angesprochen.
 
Liebe Rita,

Du hast es auf den Punkt gebracht! :danke: :guru:

Ich werde wirklich von jetzt ab ganz genau auf meine Befindlichkeiten achten, darf nicht zuviel geben und mich nicht zu stark reinhängen, und anderen ihre Verantwortung abnehmen.

Sehr wahrscheinlich versuche ich anderen das zu geben, was ich selbst in der Kindheit gebraucht hätte (und wo immer noch Defizite sind).

Liebe Grüße
Shiva
 
Hi shiva,
ich kann von mir auch nicht behaupten, daß ich helfe, um meine Probs zu kompensieren, oder wegen meiner Mutter oder sonst was.
Ich bin der Meinung, daß es solche Menschen einfach geben muss.
Klar, bei den Tieren, wie auch den Pflanzen läuft es so ab, daß der Stärkere siegt und der Schwächere zugrunde geht..teilweise aufgefressen wird (z.B. die Fische).
Aber bei den Menschen glaube ich nicht, daß es so laufen soll, damit nur die Starken sich weiter fortpflanzen. Ist doch voll die Scheisse.
Ich habe im Laufe der Zeit gemerkt, daß ich dafür das bin, die Schwächeren mitzuziehen und zu unterstützen.
Ich hatte in fast jeder Klasse einen Schwachen und der Rest war stark. Dieser Schwache wurde immer gehänselt und dieser hat sich immer mir gewidmet und ich habe mich für diesen eingesetzt. Es gab ja sonst niemanden.
Also denke ich, ist es meine Berufung.
Deine kann es auch sein. Aber Du musst tatsächlich darauf achten, daß Du nicht über Deine Ressoursen hinaus gehst. Musst Dich selbersoweit schützen, daß Du nicht zum Schwachen gehörst. Musst Dir auch im Klaren darüber sein, daß nichts zurrück kommt. Dass evtl. niemand für Dich da sein wird, wenn Du Hilfe brauchst. Dann kommst Du auch damit klar. Erwarte nichts. Nichts von diesem Menschen und auch nicht von anderen als Dank.
Ich hoffe, Dir ein wenig geholfen zu haben.
Viele Grüße, snake
 
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Liebe Shiva und liebe Snakebite,

eure Motivationen für das Helfen sind genau die, bei denen der Helfer sich sehr genau prüfen muss. Es kann sein, dass unter diesen Voraussetzungen das Helfen mehr dem Helfenden, als dem Geholfenen nützen soll.

Hier noch ein kleiner Lesehinweis für euch über das "andere Helfen". Es handelt sich um einen Artikel von Michael Knorr (Dipl.Soz.Päd.) einem der Mitbegründer des Netzwerkes systemische soziale Arbeit (NESSA) in der neuen Zeitschrift für soziale Arbeit "SystemBalance".

Er beleuchtet darin, wie man in eine dem Geholfenen förderlichere Position gelangt.

Und ich schreibe zu diesem Thema nicht als einer der "besser" wäre, als ihr. Auch ich lasse mich gelegentlich noch - so auch in lezter Zeit - in diese Schleife einladen und habe da noch etwas zu lernen. Doch meist rächt es sich bitter, wenn man in derlei "guter Absicht" eingreift, wo ein überlassen an das Schicksal und die gute Seele desjenigen, wo eine Zurückhaltung des helfens gefordert wäre. Der Geholfene wird dem Helfer böse: er kann nicht anders und vielleicht ist er damit auch im Recht.

Zudem ist es für viele Menschen viel leichter, ihr Leid aufrecht zu erhalten, als sich davon zu lösen. Ich habe die Erfahrung gemacht: wenn man ihnen wirkungsvolle Hilfe anbietet, die etwas verändern könnte, dann nehmen sie die nicht an, sondern wenden sich etwas zu, was garantiert das eigentliche Problem aufrecht erhält. Ein Grund, wieso Methoden, die absolut nichts bewirken, oft eine so große Popularität haben.

Die größte Herausforderung für den Helfer ist die Zurückhaltung. Und eben diese hilft am meisten.

Alles Gute euch!
Christoph
 
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