Eine Verallgemeinerung der bisherigen Befunde ist aufgrund z. T. widersprüchlicher und methodisch problematischer Studien nur eingeschränkt möglich. Unter diesem Vorbehalt kann die bisherige Forschungslage – mit aller Vorsicht – folgendermaßen zusammengefasst werden:
Die Ergebnisse der meisten Untersuchungen sprechen für einen kleinen bis mittelstarken Zusammenhang zwischen Mediengewalt und Aggressivität. Schon beim Vergleich, der Aggressionspotenziale von gewaltprägenden Fernseh- oder Filminhalten mit denen von Computerspielen gibt es widersprüchliche Ergebnisse.
Viele Studien stimmen darin überein, dass die Nutzung gewalthaltiger Spiele kurzfristig
- zu aggressivem Verhalten führt,
- das aggressive Denken fördert,
- aggressive Gemütszustände fördert, also Wut- und Ärger-Emotionen zunehmen,
- zu einer Abnahme des pro-sozialen Verhaltens und
- zu einer Erhöhung der Erregung der Spieler führt (Hartmann 2006: 13).
Als ein aggressionsfördernder Effekt wird das Priming genannt, ein automatisch ablaufender Prozess, bei dem das Gehirn sich während des Computerspiels „aufwärmt“, d. h. sich mit aggressiven Gedanken anreichert, die auch noch nach dem Spiel dominieren können. Dieser Effekt wurde insbesondere bei belohnender Gewalt im Spiel beobachtet 3 .
Ein weiteres Folge-Phänomen von Killerspielen ist die als „hostil attribution bios“ 4 bezeichnete, eher feindselige Wahrnehmung ambivalenter Erlebnisse (Hartmann 2006). Weiter wurde der „hostil expectation bios – Effekt“ beobachtet, der die automatische Annahme einer aggressiven Haltung oder Reaktion des Gegners in einer Konfliktsituation bezeichnet.
Auch wenn – trotz der oben beschriebenen Probleme – von einer generellen Ungefährlichkeit von Mediengewalt fast nicht mehr ausgegangen werden kann, herrscht weit reichende Übereinstimmung darüber, dass die Auswirkungen von Mediengewalt differenziert betrachtet werden müssen. Auch stellt Mediengewalt nur einen Faktor innerhalb eines komplexen Bündels von Ursachen für die Entstehung gewalttätigen Verhaltens dar.
Der Medienforscher Michael Kunczik sieht die Auswirkungen von Mediengewalt auf Aggressionsverhalten am ehesten bei jüngeren, männlichen Vielsehern, die in Familien mit hohem Fernsehgewaltkonsum aufwachsen und in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld viel Gewalt erleben (PM-Magazin 5 ).