Gutmenschen ... oder?

Also jetzt läuft das für mich in eine ganz falsche Richtung!

Menschen in Problemsituationen zu unterstützen sollte in einer Gemeinschaft etwas selbstverständliches sein. Das ist sogar mein eigener Job, und hat für mich absolut nichts mit Gutmenschentum im negativen Sinne dieses Wortes zu tun.

Wie bereits geschrieben - die Gesellschaft braucht auch Menschen, die kreative und vielleicht manchmal auch ein bisschen naive Ideen haben, um neue Alternativen aufzuzeigen, um neue Wege zu finden. Aber wenn dann eine Ideologie daraus entsteht, dann sollte man halt doch sehr gut prüfen, ob das Ganze wirklich einen Realitiätsbezug hat oder in einem grossen Kontext auch wirklich machbar ist, bevor man einer solchen Ideologie nachläuft.
Also sehe ich den Begriff "Gutmensch" im Grunde nicht negativ, sondern eher in der Kategorie "mit Vorsicht zu genießen".

Eines der negativen Beispiele in letzter Zeit für mich ist z.B. die Reaktion von Esotherikern in Punkto Wehrpflicht. Man kann zur Wehrpflicht sicherlich geteilter Meinung sein. Aber eine Argumentation mit "wir haben Licht und Liebe, und brauchen kein Heer", "wir geben keine Energie auf Negatives" oder eine ähnliche Qualität, entfernt sich für mich doch sehr weit von den Relitäten des Lebens.
Diese Menschen sind sicherlich besten Willens, nur zerstören sie mit einer Beeinflussung ihrer Klienten und eigenen Entscheidung gegen die Wehrpflicht ein funktionierendes Sozialsystem und verteuern die Katastrophenhilfe und lassen den Staat schutzlos zurück - also erreichen letztendlich Negatives aus ihrer positiven Einstellung.

Oder alle Gutscheinsysteme. Es ist sicher ein neuer und toller Ansatz, Arbeitsleistung gegen Arbeitsleistung zu tauschen. Aber was ist der Hintergrund, dass sich die Menschen damit besser fühlen? Doch nur der, dass dem Staat die für jede Arbeit fällige Steuer hinterzogen wird. Eine Steuer die vielleicht nicht immer sinnvoll verwendet wird, aber letztendlich für die gemeinschaftlichen Aufgaben notwendig ist. Da kann ich dann leicht das Gefühl haben, dass meine Arbeit mehr wert ist, wenn ich die durchschnittlichen Abgaben auf meine Arbeit von 40-70% hinterziehe.
Also wieder eine positive Ideologie, die aber in der Gesamtsicht nur negativ ist.

Beide Beispiele zeigen, dass hier eigentlich Naivität (oder fehlende Bildung?) der Auslöser für die Ideologie ist. Beide Fälle sind zwar absolut toller Input um die bestehenden Systeme zu hinterfragen, würden aber letztendlich unsere Sicherheit und Infrastruktur gefährden. In diesem Sinne finde ich die zuletzt gefundene Definition recht gut passend.

Aber vielleicht gibt's ja auch andere Argumente?
 
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KingOfLions schrieb:
Wie bereits geschrieben - die Gesellschaft braucht auch Menschen, die kreative und vielleicht manchmal auch ein bisschen naive Ideen haben, um neue Alternativen aufzuzeigen, um neue Wege zu finden. Aber wenn dann eine Ideologie daraus entsteht, dann sollte man halt doch sehr gut prüfen, ob das Ganze wirklich einen Realitiätsbezug hat oder in einem grossen Kontext auch wirklich machbar ist, bevor man einer solchen Ideologie nachläuft.
Also sehe ich den Begriff "Gutmensch" im Grunde nicht negativ, sondern eher in der Kategorie "mit Vorsicht zu genießen".

Hm, wieso dann Kategorie "Gutmensch"? Für mich sind Menschen mit neuen Ideen (ob nun naiv oder nicht naiv, das ist ja egal - längst nicht jede Idee ist auch in der Realität umsetzbar) Pioniere. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ideen von diversen "grossen" heute bekannten Pionieren wegen Undurchführbarkeit verworfen wurden. Sorry, aber für mich ist Gutmensch was anderes.

KingOfLions schrieb:
Oder alle Gutscheinsysteme. Es ist sicher ein neuer und toller Ansatz, Arbeitsleistung gegen Arbeitsleistung zu tauschen. Aber was ist der Hintergrund, dass sich die Menschen damit besser fühlen? Doch nur der, dass dem Staat die für jede Arbeit fällige Steuer hinterzogen wird. Eine Steuer die vielleicht nicht immer sinnvoll verwendet wird, aber letztendlich für die gemeinschaftlichen Aufgaben notwendig ist. Da kann ich dann leicht das Gefühl haben, dass meine Arbeit mehr wert ist, wenn ich die durchschnittlichen Abgaben auf meine Arbeit von 40-70% hinterziehe.
Also wieder eine positive Ideologie, die aber in der Gesamtsicht nur negativ ist.

Meine ehrliche Meinung? Ich würde mal an der eigenen Einstellung arbeiten.

Gutscheinsysteme, Zeitguthaben (wie immer sie sich auch nennen) zeigen in erster Linie eines.... Den Anfang - den Samen - einer Bewegung/Ideologie zur Veränderung der Gesellschaft. Das zeigt doch nur, wie unglücklick die Leute mit dem herrschenden System sind. Einerseits Banken, andererseits niedrige Gehälter/Löhne, so dass etwas, das man benötigen würde (z.B. Nachhilfeunterricht für das Kind) unerschwinglich wird.

Und was fällt dir dazu ein? Steuerhinterziehung......

Ehrlich... ich fass' es nicht.

Im übrigen sehe ich als Auslöser für derartige Ideen nicht Naivität (oder noch schlimmer fehlende Bildung) sondern den tiefen Wunsch nach einem besseren - leistbaren - Leben; nach Veränderung des Gesellschaftssystems, wo der Mensch nur noch nach Leistung und Produktivität beurteilt wird.

LP
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber für mich ist Gutmensch was anderes.

Dann würde mich deine Sichtweise interessieren!


Meine ehrliche Meinung? Ich würde mal an der eigenen Einstellung arbeiten.

:tomate: Was gibt Dir das Recht, aus einer abstrakten Diskussion auf meine Einstellungen zu schließen?

Gutscheinsysteme, Zeitguthaben (wie immer sie sich auch nennen) zeigen in erster Linie eines.... Den Anfang - den Samen - einer Bewegung/Ideologie zur Veränderung der Gesellschaft. Das zeigt doch nur, wie unglücklich die Leute mit dem herrschenden System sind. Einerseits Banken, andererseits niedrige Gehälter/Löhne, so dass etwas, das man benötigen würde (z.B. Nachhilfeunterricht für das Kind) unerschwinglich wird.

Und was habe ich anderes ausgesagt? Alle diese Systeme entstehen NUR aus Unzufriedenheit mit dem herrschenden System. Wenn ich aber - so wie mit den Gutscheinsystemen - tatsächlich und tagtäglich die Gemeinschaft (auch dich) schädige - wie würdest Du einen solchen Menschen bezeichnen? Vielleicht wäre dann "Gutmensch" noch harmlos ;)?

Im übrigen sehe ich als Auslöser für derartige Ideen nicht Naivität (oder noch schlimmer fehlende Bildung) sondern den tiefen Wunsch nach einem besseren - leistbaren - Leben; nach Veränderung des Gesellschaftssystems, wo der Mensch nur noch nach Leistung und Produktivität beurteilt wird.

D'accord was die Wünsche nach einem menschenwürdigen Leben betrifft! Aber z.B. das Beispiel mit dem Wehrdienst hat nichts mit menschenwürdigem Leben zu tun (auch wenn ich meinen Wehrdienst nicht wirklich als menschenwürdig empfunden habe). Es geht hier nicht mehr um den Einzelnen, sondern um Sicherheit und Unterstützung auf staatlicher Ebene. Das lässt sich aber nicht mehr aus der Froschperspektive betrachten, sondern ist im internationalen und staatlichen Kontext zu sehen.

Beim Beispiel mit den Gutscheinen wird nur eines passieren. Nämlich dass das der Staat letztendlich erkennen wird, dass hier Steuer hinterzogen wird (daher für mich der Knackpunkt dieser Systeme) und diese letztendlich eingestellt werden und ggf. die Beteiligten zu hohen Strafen verurteilt werden. Kann das der Sinn eines neuen Systems sein? Kann es der Sinn eines neuen "guten" :confused: Systems sein, die Gemeinschaft durch Vorenthalten von Leistungen zu schädigen (jetzt mal wie geschrieben unabhängig von der Berechtigung oder Notwendigkeit der Leistung - das ist eine andere Diskussionsebene)?
 
KingOfLions schrieb:
Dann würde mich deine Sichtweise interessieren!

Habe ich doch schon deponiert! ;) Für mich ist ein sogenannter (ich verwende diesen Ausdruck nicht) Gutmensch jemand, der für Mensch, Tier, Natur (was, wem auch immer) Gutes tun möchte und auch tut - einfach aus seinem inneren Bedürfnis heraus.

KingOfLions schrieb:
Was gibt Dir das Recht, aus einer abstrakten Diskussion auf meine Einstellungen zu schließen?

Deine ureigenste Aussage, welche ich fett hervorgehoben habe.

KingOfLions schrieb:
Oder alle Gutscheinsysteme. Es ist sicher ein neuer und toller Ansatz, Arbeitsleistung gegen Arbeitsleistung zu tauschen. Aber was ist der Hintergrund, dass sich die Menschen damit besser fühlen? Doch nur der, dass dem Staat die für jede Arbeit fällige Steuer hinterzogen wird.

Steht doch deutlich da. Wenn du das anders gemeint hast.... tja, sorry, aber dann musst du halt auch schreiben, was du genau meinst - und nicht einfach, dass der Grund für Gutscheinsysteme & Co. Steuer hinterzogen werden soll. Deine Tomate kannst wieder einpacken *tztz.

KingOfLions schrieb:
Beim Beispiel mit den Gutscheinen wird nur eines passieren. Nämlich dass das der Staat letztendlich erkennen wird, dass hier Steuer hinterzogen wird (daher für mich der Knackpunkt dieser Systeme) und diese letztendlich eingestellt werden und ggf. die Beteiligten zu hohen Strafen verurteilt werden. Kann das der Sinn eines neuen Systems sein? Kann es der Sinn eines neuen "guten" Systems sein, die Gemeinschaft durch Vorenthalten von Leistungen zu schädigen (jetzt mal wie geschrieben unabhängig von der Berechtigung oder Notwendigkeit der Leistung - das ist eine andere Diskussionsebene)?

Geh doch mal weg vom Steuer hinterziehen und die Gemeinschaft schädigen zu wollen. So wie es jetzt ist (und voraussichtlich noch lange bleiben wird, so lange es uns gut geht), fallen Gutscheinsysteme eher unter Nachbarschaftshilfe. "Ich gebe deinem Kind Nachhilfeunterricht, dafür putzt du mir die Fenster". Wo bitte, wird da der Staat geschädigt, die Gemeinschaft geschädigt?
Und wenn es den Menschen so dreckig geht, dass sie nichts mehr zum Essen kaufen können (so wie es aktuell in Griechenland & Co. war/ist), dann bitteschön sei so human und gestehe einem Bäcker oder Gemüsehändler zu, dass er diesem Menschen etwas zum Essen gibt, und dafür fegt derjenige mal die Backstube aus.

Wenn alles zusammenbricht... glaubst du wirklich, da fragt noch einer, ob er Steuern hinterzieht? Da gehts nur noch ums nackte Überleben.

LP
 
Habe ich doch schon deponiert! ;) Für mich ist ein sogenannter (ich verwende diesen Ausdruck nicht) Gutmensch jemand, der für Mensch, Tier, Natur (was, wem auch immer) Gutes tun möchte und auch tut - einfach aus seinem inneren Bedürfnis heraus.

Diese Kategorie von Menschen hatte ich weiter vorher in der Diskussion schon ausgeschlossen, da diese einerseits wirklich "gut" sind, und auch in den seltensten Fällen das Schild "Gutmensch" vor sich hertragen. Die machen es einfach, genauso wie viele andere Menschen auf vielen Gebieten.

Mir geht es aber genau um diese Menschen, die sich das Mäntelchen umhängen, aber konkret nichts oder nur Kontraproduktives für unsere Gesellschaft leisten.

Geh doch mal weg vom Steuer hinterziehen und die Gemeinschaft schädigen zu wollen. So wie es jetzt ist (und voraussichtlich noch lange bleiben wird, so lange es uns gut geht), fallen Gutscheinsysteme eher unter Nachbarschaftshilfe. "Ich gebe deinem Kind Nachhilfeunterricht, dafür putzt du mir die Fenster". Wo bitte, wird da der Staat geschädigt, die Gemeinschaft geschädigt?
Und wenn es den Menschen so dreckig geht, dass sie nichts mehr zum Essen kaufen können (so wie es aktuell in Griechenland & Co. war/ist), dann bitteschön sei so human und gestehe einem Bäcker oder Gemüsehändler zu, dass er diesem Menschen etwas zum Essen gibt, und dafür fegt derjenige mal die Backstube aus.

Die Gutscheinsysteme gehen mittlerweile zum Teil über die reine Nachbarschaftshilfe hinaus. Zum Teil eben in die gesetzlichen Bereiche Pfuscherei und eben Steuerhinterziehung.

:trost: Ich gestehe jedem Menschen zu, dass er Nachbarschaftshilfe in Anspruch nimmt, wenn es ihm dreckig geht. Ich kenne aus meinem Klientenkreis genügend Menschen, die sich nur sehr schwer die Butter am Brot leisten können.

Aber wo ich persönlich nicht einverstanden bin sind Gutscheinsysteme, bei denen eben gepfuscht und Steuern hinterzogen werden, zum Teil von Trittbrettfahrern des Systems in bewusster Absicht, zum Teil halt einfach in gutem Glauben.

Du siehst keinen Schaden für die Gemeinschaft? Wie schon vorher angezogen wird jede Arbeitsstunde die wir leisten real mit etwa 40-70% besteuert. Steuern die auch deine Infrastruktur finanzieren, von deiner Schulausbildung über deine Straße bis zum Kindergarten in den Du dein Kind gibst (und dem Spital in dem es geboren ist). Eine Infrastruktur die also auch Du genießt :banane:.
Damit wird aber in einem Gutscheinsystem genau der Steueranteil an deiner Arbeitsleistung der Gemeinschaft vorenthalten. Was letztendlich heisst, dass die Anderen diesen Anteil mit finanzieren müssen.

Natürlich haben solche Gutscheinsysteme einen enormen Zulauf. Ich würde es auch toll finden, wenn ich für 100% Arbeitsleistung auch 100% Leistung zurückbekomme. Nur dann halt keine Pension (Rente) mehr, keine ärztliche Betreuung, keine Straßen, was aber egal ist, weil zu Fuß das Wandern im Grünen sowieso schöner ist :rolleyes:. Selbst deine Exkremente darfst dann selber zur Kloake bringen. Der Arbeitsweg zieht sich halt dann mit dem eigenen Pferd (Esel) auch ein bisschen mehr. Selbst der Tod wird unkommot ... verwesen wo man abgelöffelt hat.

Unternehmer die als Trittbrettfahrer in diesen Systemen mitmachen leben natürlich auch sehr steuersparend wenn sie 20-30% ihres Umsatzes mit Gutscheinen machen. Und dort ist es echte Steuerhinterziehung in größerem Stil. Es entfallen dadurch Kommunalsteuern, und wiederum staatliche Steuern.

Man kann also darüber diskutieren, ob 70% Abgaben gerechtfertigt sind, oder nicht (im Mittelalter ging's noch mit dem Zehent, allerdings waren das bestenfalls primär "Verteidigungsausgaben"). Aber dann müssen wir auch darüber diskutieren, was wir bereit sind an Infrastruktur und damit einem gewissen Luxus und einer gewissen Sicherheit aufzugeben. Aber das wäre eine andere Diskussion.

Stinken lässt es sich halt nur mit voller Hose ... aber gegen ein funktionierendes System zu rebellieren und es sogar zu schädigen, ohne wirklich etwas daran zu verändern, das ist für mich der falsche Weg. Es ist ein Zeichen, ja, aber mehr auch nicht.

Wenn alles zusammenbricht... glaubst du wirklich, da fragt noch einer, ob er Steuern hinterzieht? Da gehts nur noch ums nackte Überleben.

:D, dann haben aber auch alle Gutscheinsysteme ausgegutscheint. Denn dann kämpft jeder nurmehr ums nackte Überleben ... dann wird man sehen, wer bereit ist für Andere etwas zu tun, und wer die Gelegenheit nutzt um den Anderen auch noch das Wenige das sie haben abzunehmen.

Nur - so weit sind wir nicht, und so weit werden wir auch hoffentlich nie kommen. Da sind ganz andere Szenarien viel wahrscheinlicher!

Aber vielleicht wäre es doch besser, wenigsten ein wenig optimistisch in die Zukunft zu schauen?
 
KingOfLion schrieb:
Mir geht es aber genau um diese Menschen, die sich das Mäntelchen umhängen, aber konkret nichts oder nur Kontraproduktives für unsere Gesellschaft leisten.

Vielleicht ist es ihnen gar nicht bewusst, dass sie dieses Mäntelchen um haben und das nur dein Empfinden ist.
Was heisst denn "nichts oder nur Kontraproduktives beitragen"? Das kann doch niemand wirklich beurteilen. Abgesehen davon glaube ich, dass genau diese Einstellung, Menschen nur nach ihrer Produktivität zu messen, generell sehr kontraproduktiv für die Gemeinschaft ist. ;)

KingOfLions schrieb:
Aber wo ich persönlich nicht einverstanden bin sind Gutscheinsysteme, bei denen eben gepfuscht und Steuern hinterzogen werden, zum Teil von Trittbrettfahrern des Systems in bewusster Absicht, zum Teil halt einfach in gutem Glauben.

Ich habe keine reale Erfahrung mit Gutscheinen, zahle brav alles mit Scheinchen und Münzen *g. Wo ich wohne, ist das (noch) nicht wirklich Thema. Gutschein-Verrechnung gibt es vorwiegend in Gebieten, wo eine hohe Arbeitslosenrate herrscht, oder aber in manchen ländlichen Gegenden die Parallelwährung, aber das ist wieder was anderes.
Allerdings frage ich mich, ob nicht genau das der Sinn der Sache ist - diese verminderten Steuereinnahmen. Ist wohl die einzige Chance, dass der Staat irgendwann mal bemerkt, dass da was schiefläuft im System, dass die Menschen das nicht mehr wollen. So lange der Euro ins Staatssäckel rollt, braucht keiner der Finanzminister auch nur eine einzige Gehirnwindung zu krümmen, um sich Alternativen zu überlegen.

KingOfLions schrieb:
Stinken lässt es sich halt nur mit voller Hose ... aber gegen ein funktionierendes System zu rebellieren und es sogar zu schädigen, ohne wirklich etwas daran zu verändern, das ist für mich der falsche Weg. Es ist ein Zeichen, ja, aber mehr auch nicht.

Es gibt verd. viele Menschen, denen es dreckig geht. Aber in Summe geht es uns immer noch "zu" gut, um da wirklich sehr plötzlich eine umwälzende Veränderung zu erreichen. Was willst du denn ändern? Geld abschaffen von heute auf morgen? Wird nicht funktionieren, da hängt die gesamte Wirtschaft dran, einschließlich diverser Gehälter und Löhne. Ich glaube auch, dass "der Deutsche" ähnlich tickt wie "der Österreicher". So lange es halbwegs funktioniert, wird zwar gern gejammert, aber für tiefgreifende Veränderungen, wo wirklich alle Bürger die Ärmel aufkrempeln müssten, fehlt der Mumm (bzw. siegt die Bequemlichkeit).

LP
 
Vielleicht ist es ihnen gar nicht bewusst, dass sie dieses Mäntelchen um haben und das nur dein Empfinden ist.

:D, kann schon sein. Oft aber auch abgestimmt mit anderen Leuten, die den gleichen Eindruck haben.

Was heisst denn "nichts oder nur Kontraproduktives beitragen"? Das kann doch niemand wirklich beurteilen. Abgesehen davon glaube ich, dass genau diese Einstellung, Menschen nur nach ihrer Produktivität zu messen, generell sehr kontraproduktiv für die Gemeinschaft ist. ;)

Produktiv für die Gemeinschaft kann sehr vieles sein. Vom Künstler bis zum Führer tragen alle zur Gemeinschaft bei. Aber nicht die, die sich in einer sozialen Hängematte ausruhen (nicht die, die sie unverschuldet in Anspruch nehmen müssen).

Ich sehe das immer im Vergleich mit einer Stammesgemeinschaft. Alle sind für ihren Lebensunterhalt selber verantwortlich, und zusätzlich haben sich auch noch Aufgaben für die Gemeinschaft zu erbringen. Wer seinen Anteil nicht bringt, wird ausgeschlossen.

Heute leisten wir uns den Luxus, solche Leute auch durchzufüttern. Aber wo ist die Grenze? Wieviele dieser Leute können wir uns leisten - nicht nur sie zu füttern, sondern auch ihre Produktivität für die Gemeinschaft zu verlieren?

Ich habe keine reale Erfahrung mit Gutscheinen, zahle brav alles mit Scheinchen und Münzen *g. Wo ich wohne, ist das (noch) nicht wirklich Thema. Gutschein-Verrechnung gibt es vorwiegend in Gebieten, wo eine hohe Arbeitslosenrate herrscht, oder aber in manchen ländlichen Gegenden die Parallelwährung, aber das ist wieder was anderes.

Soweit ich weiss, gibt es sogar in Wien 2-3 Tauschkreise. Hier also doch mit sehr weiten Kreisen und einem noch größeren Potential.

Allerdings frage ich mich, ob nicht genau das der Sinn der Sache ist - diese verminderten Steuereinnahmen. Ist wohl die einzige Chance, dass der Staat irgendwann mal bemerkt, dass da was schiefläuft im System, dass die Menschen das nicht mehr wollen. So lange der Euro ins Staatssäckel rollt, braucht keiner der Finanzminister auch nur eine einzige Gehirnwindung zu krümmen, um sich Alternativen zu überlegen.

:D, also wer das denkt, hat Politik noch nicht verstanden. Wenn die Einnahmen weniger werden (der Finanzminister weiss ja selten warum), dann wird einfach eine neue Steuer erfunden. Oder so wie jetzt, einfach rigoroser die bereits definierten eingetrieben. Das bringt keine Systemveränderung, nur zusätzliche Belastungen ... weil die neuen Steuern kommen schneller, als sie wieder abgeschafft werden.

Es gibt verd. viele Menschen, denen es dreckig geht. Aber in Summe geht es uns immer noch "zu" gut, um da wirklich sehr plötzlich eine umwälzende Veränderung zu erreichen. Was willst du denn ändern? Geld abschaffen von heute auf morgen? Wird nicht funktionieren, da hängt die gesamte Wirtschaft dran, einschließlich diverser Gehälter und Löhne. Ich glaube auch, dass "der Deutsche" ähnlich tickt wie "der Österreicher". So lange es halbwegs funktioniert, wird zwar gern gejammert, aber für tiefgreifende Veränderungen, wo wirklich alle Bürger die Ärmel aufkrempeln müssten, fehlt der Mumm (bzw. siegt die Bequemlichkeit).

Gebe ich Dir unumwunden recht, die Schmerzschwelle ist noch nicht hoch genug. Und die Politiker sind ja auch nicht dumm, und heben die Schmerzen so weit, dass es zu einem Aufstand kommt. Ausserdem ist der Mitteleuropäer auf Grund seiner Geschichte sowieso sehr duldsam.

Modelle gibt es genug. Vor allem müsste man dem Geld wieder einen realen Wert (Stichwort: alte Goldwährung) geben, und nicht mit virtuellem Spielgeld weiterarbeiten. Vor allem würde das auch wie jetzt beim Euro ein zielloses Nachdrucken zum Abdecken der Schulden (und damit einen Realwertverlust) hintanhalten.

Es gehören alle Sozialsysteme überprüft, ob notwendig und effektiv dort wo sie gebraucht werden. Arbeit gehört gerecht entlohnt, und Handel und Spekulation auf verträgliche Werte begrenzt. Und das auch schon im Kleinen (was rechtfertigt in Supermärkten 60% Spanne auf gewisse Artikel?).

Letztendlich: als erstes muss der Mensch - jeder Mensch - stehen, und nicht ein paar Abzocker, die alles kontrollieren.
 
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@ KingOfLions:

Vom sogenannten Gutmenschen (wer auch immer das sein soll) über die Politik zum Sozialschmarotzer. Hättest es gleich gesagt, worum es dir geht. Ich glaube, dieses hier ist nicht das richtige Unterforum. Mit deinem Ansinnen gehörst du ins Forum "Gesellschaft und Politik", und zu den Themen Schmarotzer (wie man da auf Gutmensch kommen kann, ist mir ein Rätsel), Sozialsystem und Steuersystem gibt es bereits jede Menge Threads.

Dir sollte erstmal klar werden, was du wirklich willst... eine Verschärfung des bestehenden Systems zu Lasten derer, die zur Gemeinschaft (oberflächlich betrachtet) nichts beitragen, oder eine Veränderung des Systems zu Gunsten einer Gemeinschaft. Einerseits Veränderung/Reformierung FÜR Menschen und gleichzeitig das Alte behalten und sogar noch verschärfen wollen, wird nicht funktionieren. Und ehrlich gesagt, eine solche Sichtweise ist mir auch ziemlich unsympathisch (hat nichts mit dir persönlich zu tun). Einer der grössten Feinde der Menschlichkeit ist für mich genau diese Leistungsgesellschaft, auf die du so sehr pochst. "Jeder" hat Angst, der andere könnte zuviel bekommen und zu wenig für "die Allgemeinheit" tun. Druck, Druck, Druck... Und mich wundert es nicht, wenn es Menschen gibt, die unter diesem System sagen "mit mir nicht" - und ausbrechen.

Diese ganze Schimpferei und Jammerei von Menschen in Deutschland und Österreich passiert im Grunde genommen (Ausnahmen bestätigen die Regel) auf sehr hohem Niveau.

LP
 
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