Dann kommen meist irgendwelche Ideen, "die Reichen" mehr zu besteuern. Leider funktioniert das in der Praxis nicht wirklich, weil die Reichen deswegen reich sind, weil sie schlau sind und mit Geld umgehen können.
Die Reichen sind reich, weil sie mit Geld umgehen können und schlau sind????
Das ist selbst für jemanden wie Dich, der offensichtlich neoliberalen Wirtschaftsideen anhängt, eine ziemlich dumme, herablassende und ganz nebenbei extrem verächtliche, Ansage!
Sie macht das Ausmaß Deines Nicht-Verstehens und die komplette Verkennung von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen sehr deutlich.
Nicht nur, dass es im Umkehrschluss hieße, dass Arme arm wären, weil sie dumm seinen und mit Geld nicht umgehen könnten, ist diese Annahme inhaltlich kompletter Nonsens - aber Victim-Blaming ist ja bekanntermaßen beliebt (ich denke noch mit Schaudern an die Griechenland-Berichte...).
Wenn Du Dich z.B. mit dem Begriff der
Sparquote beschäftigst wirst Du erkennen, dass Menschen mit niedrigen Einkommen NICHT SPAREN KÖNNEN. Die Sparquote hängt direttissima vom Verfügbaren Einkommen ab.
Die finanziellen Aufwendungen für Miete, Strom, Heizung, Lebensunterhalt zehren praktisch das gesamte Einkommen auf - gleichzeitig liegt der relative Anteil an indirekten Steuern wie z.B. Mehrwertsteuer (zu denen Unternehmen gar keinen Beitrag leisten) bei BezieherInnen niedriger Einkommen wesentlich höher als bei Wohlhabenden oder gar Reichen.
In Deutschland gingen 2016 bei 46% der Haushalte im 5., untersten Einkommensquintil mehr als 40% des Netto -Äquivaltenzeinkommens pro Haushalt (=
Überbelastung für Wohnkosten) für Wohnkosten drauf. Im 4. Einkommensquintil waren noch fast 20% der Haushalte! Bei alleinstehenden Personen sind es (über alle Einkommensquintile hinweg) 35%.
Der Anteil an Menschen, die ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsquote und sozialer Ausgrenzung haben, beträgt in D knapp 20% (= gut 16 Mio. Menschen), und selbst Vollzeitbeschäftigte sind mit einem Anteil von 7% aller Beschäftigten davon betroffen.
http://ec.europa.eu/eurostat/web/income-and-living-conditions/data/main-tables
Durch ein Arbeitseinkommen (und ich rede hier nicht von den überbezahlten Top-Managern und Boni-Beziehern, die fallen auch nicht unter den Begriff Arbeitnehmer) kannst Du es, sofern es halbwegs angemessen ist, zu etwas Wohlstand bringen.
Wer glaubt, dass er/sie durch Arbeit reich werden kann, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten...
Reichtum basiert auf Kapitaleinkommen, auf Zinses-Zinses-Zinsen, riskanten Geschäften mit Fremdkapital und in den letzten Jahrzehnten auch auf einem Staat, der schützend die Hand drüber hält...
wo kämen wir da hin, wenn Vermögen besteuert würde... tztztztz, dann schon lieber die Einkommenschwachen treten...
Dass der Staat hergeht und sagt "du hast zwar dein Geld verdient, aber jetzt zahlst du bitte erstmal hier in diese Arbeitslosenversicherung ein" - und wenn ich dann mal drauf zugreifen will, was passiert dann? Du sagst es ja selbst, dann fall ich schnell ausm ALG I raus und leb dann von Hartz 4 - genauso wie Leute, die anders als ich vielleicht gar nicht eingezahlt haben. Der Staat geht genauso her und lässt mich in eine Rentenversicherung einzahlen, aus der ich vermutlich keinen einzigen Cent mehr wiedersehen werde. Findest du das keine Gängelung? Keine Bevormundung?
"Findest du das keine Gängelung? Keine Bevormundung?"
Nein, das nennt man Solidarität. Und das ist eine unglaublich wichtige Sache!!!!
Ich erwarte von Dir, dass Du, im Rahmen Deines Einkommens Deinen Beitrag für die soziale Sicherheit ALLER leistest - davon profitierst Du erheblich!
Zu glauben, Du wärst nur Aufgrund Deines persönlichen Fleißes in der (finanziellen oder bildungstechnischen) Lage, in der Du jetzt bist ist unfassbar kurzsichtig. Die sozialen Transferleistungen sind bei weitem nicht nur Arbeitslosengeld, es umfasst von Kindergarten, Schule, Familienbeihilfe, Mitversicherung von Kindern.... viel, viel mehr.
Vieles davon ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, eine vernünftige Ausbildung zu machen, schützt Menschen bei schweren Erkrankungen vor dem existentiellen Abgrund uvm.
Eine Private Krankenversicherung partizipiert ganz unverschämt an den Leistungen der öffentlichen Versicherung. Müssten die privaten Träger alle medizinischen Leistungen zahlen, wären diese Versicherungen immens teuer - sie rechnen aber mit den öffentlichen Trägern ab und die med. Leistung trägt die Krankenkasse. So zahlen diese Versicherungen den Chi-Chi (Einzelzimmer, Wahlarzt, Verpflegungsextras, Zusatzuntersuchungen...) und Du erkaufst Dir einen Zeitvorteil (geringere Wartezeit) im öffentlichen System.
Das Nachsehen haben alle jene, die sich dieses Extra nicht leisten können.
Wenn Du eine schwere Krankheit hast, die Deiner Privatversicherung hohe Kosten verursacht, so schmeißt Dich eine Privatversicherung entweder raus, oder erhöht die Beiträge exorbitant.
Das sind eben gewinnorientierte Unternehmen. Das sieht man auch an den "Eigenkosten".
Die österreichische Sozialversicherung hat einen Verwaltungskostenaufwand von knapp 2%. D.h. von einbezahlten € 100,- gehen gut € 98,- in die Versichertenleistung.
Bei privaten Versicherungen liegen diese Eigenkosten bei 15 - 20% (bei einigen auch deutlich höher...).
Privat-Versicherungen sind gewinnorientierte Unternehmen. Gewinne werden privatisiert, Kosten bzw. Verluste werden "der Allgemeinheit" umgehängt.
So geht Kapitalismus.