Hallo Siegmund,
leider kann ich jetzt keine großartige Diskussion starten, da ich gleich weg muss, aber in Kürze zu Deinem kritischen Beitrag:
Also Motivation und Emphatie lassen sich schwer in Einklang, mit Forderungen als Erziehungsmaßnahme, bringen.
Nein, beides ist wichtig. Empathie (als mütterliches Prinzip) und Konfrontation (als väterliches Prinzip). So sieht jede gesunde Kindererziehung aus. Wenn man sich immer nur empathisch, duldsam, nachgiebig präsentiert, mutiert ein Mensch zu einem narzisstischen Wesen, dessen Ego niemals ausreichend befriedigt werden kann. Auch lernt er kaum Selbstreflexion und keine Introspektionsfähigkeit, wenn man ihm den konfrontativen Sozialspiegel vorenthält. Eine übersteigerte Empathie kann auch zur emotionalen Abhängigkeit führen, aus der man sich wegen des allumfassenden Verstandenwerdens nicht herauslösen mag. Die Folge ist ein Stillstand, ein Verharren in diesem Zustand, aus dem keine echte Veränderung erwächst.
Mit Erziehen und Fordern stellst du dich immer über andere Menschen, vorallem auch erwachsene Menschen.
In der Tiefe der Psyche möchte kein Mensch abhängig, süchtig und eingeschränkt sein. Menschen suchen im Grunde nach Freiheit und Autonomie, denn die Selbstständigkeit garantiert die besten Überlebenschancen. Abhängigkeiten beinhalten zumeist auch Risiken verschiedenster Art.
Kein Mensch möchte sich selbst mittels des Alkohols, des Tabaks oder mit Hilfe von Drogen schädigen und sein eigenes Leben gefährden und sogar verkürzen. Dem widerspricht der gesunde Lebenstrieb, der uns allen innewohnt.
Unbewusste Mechanismen verleiten zur Sucht, zum krankhaften Verlangen nach etwas, das oftmals sogar ganz eklatant dem eigenen Willen widerstrebt. Deshalb agiere ich mit meinen Verhalten im Interesse eines Menschen, wenn ich ihm helfe, seine ihn fesselnde Sucht zu überwinden. Mit Empathie, die immerzu Verständnis für sämtliche Verfehlungen zeigt, lassen sich keine Süchte überwinden und auch keine Fehlverhaltensweisen korrigieren.
Noch einmal: Es nützt niemandem etwas, wenn sich ein Süchtiger in seiner Abhängigkeit verliert, wenn er sich damit selber gesundheitliche Schäden zufügt und wenn er dadurch sogar die Partnerschaft belastet. Warum soll man ihn diesem "Schicksal" überlassen?
Viele Grüße
Julia