Camajan schrieb:
Wie kann man auch einen Sachverhalt beurteilen, ohne sich davon eine gewisse Vorstellung gemacht zu haben?
Genau das ist der Fehler der Atheisten: Es ist gar nicht möglich, den "Sachverhalt Gott" zu prüfen. Um das zu tun, müssen sie sich eine Vorstellung von Gott machen. Und was sie dann prüfen, ist nicht Gott, sondern ihre Vorstellung von ihm. Selbst wenn sie diese Vorstellung widerlegen - Gott haben sie nicht widerlegt, sondern ihre Vorstellung davon.
Die Gläubigen unterschieden sich nicht wirklich von diesen Atheisten, sie stehen einfach nur auf der andern Seite. Sie machen sich ebenfalls eine Vorstellung, aber das Resultat, zu dem sie bei der Prüfung ihrer Vorstellungen kommen, ist ein anderes.
Ich rede hier gegen eine Wand. Ich habe hier in diesem Forum unzählige Debatten geführt über genau dieses Thema. Es ist erschreckend, dass selbst die meisten Wissenschaftler diesen Einwand nicht verstehen. Sie stellen ein Modell X auf, widerlegen das Modell im Rahmen ihrer Modellannahmen und behaupten dann, die Welt sei genauso und nicht anders. Die Welt schert sich in Wahrheit einen Dreck darum, wie das Modell irgendeines Wissenschaftlers ist.
Wo lag der Fehler? In den stillschweigend vorausgesetzten Modellannahmen. Diese mögen noch so einleuchtend sein oder scheinen, oft entpuppen sie sich bei genauerem Hinschauen als nichtig. Namo - und er ist wohlgemerkt Physiker - weist in diesem Forum immer wieder darauf hin, dass weder Zeit noch Raum tatsächlich empirisch messbar sind. Es handelt sich um eine Übereinkunft, einen beliebig angesetzten,
erfundenen Massstab, der der Welt aufgezwängt wird. Der Massstab besitzt keine ihm innewohnende Realität.
Es zeugt nicht gerade von Wissenschaftlichkeit, wenn die meisten Physiker glauben, ihre Massstäbe seien real.
Im Umgang mit Gott ist der Massstab üblicherweise Logik (oder seltener auch Empirie).
Ist es in dieser Situation logischer anzunehmen, dass es ihn gäbe?
Ich erkenne keinen einleuchtenden Grund, warum Gott den Gesetzen der Logik unterworfen sein sollte. Logik ist kein Naturgesetz, tatsächlich ist Logik empirisch nirgendwo nachweisbar. Aber es gibt ebenfalls keinen einleuchtenden Grund, warum Gott den Forderungen der Empirie unterworfen sein sollte.
Also, aus der Tatsache, dass Gott nicht erfassbar ist folgt für dich, dass er in
einer nicht-erfassbaren "Sphäre" existieren muss?
Argumentum ad logicam + Bifurcation (vgl.
hier):
Ich habe gesagt: Gott ist nicht fassbar. Du schliesst daraus, dass ich behaupte, es gäbe ihn. "Entweder glaubt einer an Gott, oder einer glaubt nicht an Gott." Die binäre Weltsicht ist eine unreife. Dahinter steckt der psychologische Anspruch, die Welt in (die eigenen) Begrifflichkeiten zu zwängen und ihrer Herr zu werden.
(*grins* Genau darauf hat mich Caya kürzlich wiedermal netterweise aufmerksam gemacht. Danke!)