Gibt es von Grund auf "böse" Menschen?

Es müsste zuerst erklärt werden, was "böse" bedeutet. Wenn man nach utilitaristischer Regelung geht, würde das bedeuten, dass Handlungen grundsätzlich mehr Schaden als Nutzen anrichten müssten, um als "schlecht" eingestuft zu werden.

Grundsätzlich sag ich: Ja, das gibt es. Es gibt eine gewisse genetische Prädisposition, die einen eher zu einem Gewaltverbrecher machen lässt. Gewisse Störungen in den Transmitterspiegeln im frontalen Kortex sind dafür bekannt, die möglichen Konsequenzen von Handlungen zu ignorieren oder schlechter abschätzen zu können. Das führt zu impulsivem und möglicherweise gefährlichen Handlungen - hat auch viel mit ADS/ADHS zu tun.
 
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Grundsätzlich sag ich: Ja, das gibt es. Es gibt eine gewisse genetische Prädisposition, die einen eher zu einem Gewaltverbrecher machen lässt. Gewisse Störungen in den Transmitterspiegeln im frontalen Kortex sind dafür bekannt, die möglichen Konsequenzen von Handlungen zu ignorieren oder schlechter abschätzen zu können. Das führt zu impulsivem und möglicherweise gefährlichen Handlungen - hat auch viel mit ADS/ADHS zu tun.

Aber kann man in dem Falle von "böse" Sprechen? Ich mein, böse sein setzt in meinem Verständniss das bewusste und Freiwillige hinwenden zu "Bösen" Handlungen und Verhaltensmuster voraus. Was ja nicht gegeben ist, wenn ein Mensch durch eine Beeinträchtigung seiner Hirnfunktionen gerade in dieser Hinsicht eingeschränkt ist.

Was natürlich nicht heisst, dass die Handlungen von solchen Personen als "Böse" weil zerstöhrerisch Wahrgenommen werden - nichts desto trotz würd ich da nicht auf Böse sondern auf Krank urteilen.

Ich mein man kann ja auch einem Menschen mit Tourettesyndrom nicht vorwerfen dass er flucht und beleidigt ;)
 
Deshalb habe ich vorher das Wort "böse" zu definieren versucht. Meiner Ansicht nach gibt es kein inhärent "böses" Verhalten - jeder hat seine Gründe und seine Motive, das zu tun was er tut. Alles nur Ursache und Wirkung, nach dem Determinismus.

Wenn man jetzt aber von einem gesellschaftlichen Standpunkt ausgeht und "böse" durch die Konsequenzen der Taten definiert (willkürlich Menschen töten = schlecht für Gesellschaft), dann gilt das, was ich gesagt habe.
Dieser Gesichtspunkt ist natürlich ein zweischneidiges Schwert - denn wenn man es auf die Spitze treibt, kann man sagen, dass ein Mörder für seine Tat genausowenig kann wie jemand, der Tourettes hat und jemanden beschimpft. Er wird halt nicht direkt durch eine neurologische Krankheit "gezwungen", aber durch seine genetische Vorbelastung, durch die neuralen Verknüpfungen in seinem Gehirn, die durch seine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse geprägt worden sind, und so weiter.

Dadurch wird jedes Verbrechen automatisch irgendwie legitimisiert, was gesellschaftlich natürlich eher unbrauchbar ist. Philosophisch/moralisch ist diese Ansicht aber durchaus überdenkenswert.
 
Wenn man jetzt aber von einem gesellschaftlichen Standpunkt ausgeht und "böse" durch die Konsequenzen der Taten definiert (willkürlich Menschen töten = schlecht für Gesellschaft), dann gilt das, was ich gesagt habe.
Dieser Gesichtspunkt ist natürlich ein zweischneidiges Schwert - denn wenn man es auf die Spitze treibt, kann man sagen, dass ein Mörder für seine Tat genausowenig kann wie jemand, der Tourettes hat und jemanden beschimpft. Er wird halt nicht direkt durch eine neurologische Krankheit "gezwungen", aber durch seine genetische Vorbelastung, durch die neuralen Verknüpfungen in seinem Gehirn, die durch seine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse geprägt worden sind, und so weiter.

Dadurch wird jedes Verbrechen automatisch irgendwie legitimisiert, was gesellschaftlich natürlich eher unbrauchbar ist. Philosophisch/moralisch ist diese Ansicht aber durchaus überdenkenswert.

Das wiederum denk ich nicht. Denn auch wenn ein Mensch nichts für seine Taten kann heisst das nicht, dass man die Gesellschaft nicht vor seinen Taten schützen muss - und den Täter vor den Konsequenzen seines tuns. Es ist schon richtig solche Menschen aus dem Gesellschaftlichen Verkehr zu ziehen, aber nicht auf der Basis von Strafe, sondern auf der Basis von Schutz von Leben.

Nur gehören solche Menschen eben nicht in die Heutige Form von Justizvollzug, sondern in Pschiatrische Beträuung in Geschlossenen Anstallten, oder, wenn Medikamentös oder durch Behandlung kein Risiko oder nur ein Minimales besteht, in eine offene Psychiatrische Beträuung
 
Ich denke das man an den Handlungen, die der "bösen" Tat folgen, ganz gut erkennen kann, ob jemand bewusst oder unbewusst gehandelt hat.

Ein Mörder z.B. würde es nicht für nötig betrachten, sein tun zu verschleiern, indem er den Tatort weitgehend säubert oder die Leiche verschwinden lässt oder den Tatort auf irgendeine weise manipuliert, wenn er sich nicht bewusst wäre, dass das was er getan hat unrecht ist für das er bestraft werden könnte.
 
Ich denke das man an den Handlungen, die der "bösen" Tat folgen, ganz gut erkennen kann, ob jemand bewusst oder unbewusst gehandelt hat.

Ein Mörder z.B. würde es nicht für nötig betrachten, sein tun zu verschleiern, indem er den Tatort weitgehend säubert oder die Leiche verschwinden lässt oder den Tatort auf irgendeine weise manipuliert, wenn er sich nicht bewusst wäre, dass das was er getan hat unrecht ist für das er bestraft werden könnte.

Stimmt, aber das Wissen darum dass das eigene Handeln in der Gesellschaft nicht akzeptiert ist und bei Überführung bestraft wird und es deswegen verschleiern oder ableugnen ist noch nicht zwangsläufig gleichzusetzen damit es für sich selbst als Unrecht = "Böse" einzustufen.

Also kann jemand zwar seine Tat verschleiern aber trotzdem nicht das geringste schlechte Gewissen haben, nur Angst vor Strafe.
 
Interessante Frage. Ich habe mal gelesen, dass für Psychopathie das limbische System im Gehirn verantwortlich sein soll. Dieses ist bei Psychopathen und schweren Gewalttätern geringer ausgeprägt als bei gesunden Menschen mit normaler Empathie. Also ist es schon eine organische Sache. Ich habe auch gelesen, dass das limbische System in der frühen Kindheit ausgebildet wird und zwar durch Stimulation durch Wärme und Geborgenheit und Liebkosungen durch enge Bezugspersonen. Wem dies in der frühen Kindheit fehlt, der hat also ein erhöhtes Risiko, ein Psychopath/Gewalttäter zu werden.

Die Behandlung wirkt sich also auf das Gehirn aus, das Gehirn wiederum "verursacht" dann diese Störung, so verstehe ich es jedenfalls.

Schnelles Googeln hat ergeben:



Vollständiger Artikel unter

spiegel.de/spiegel/print/d-70134828.html


(ich darf wg. zu geringer Beitragszahl noch nicht verlinken)

LG Eliza

Das ist sehr wichtig! Danke Dir! :) Ich wusste irgendwie davon, hatte aber keine aktuelle Quelle.
 
Das ist sehr wichtig! Danke Dir! :) Ich wusste irgendwie davon, hatte aber keine aktuelle Quelle.

Gern geschehen. Den ursprünglichen Artikel dazu auf den ich mich anfangs bezog, habe ich soweit ich mich erinnern kann vor Jahren in der Psychologie Heute gelesen. Den kann ich allerdings nicht mehr wiederfinden.
 
Stimmt, aber das Wissen darum dass das eigene Handeln in der Gesellschaft nicht akzeptiert ist und bei Überführung bestraft wird und es deswegen verschleiern oder ableugnen ist noch nicht zwangsläufig gleichzusetzen damit es für sich selbst als Unrecht = "Böse" einzustufen.

Also kann jemand zwar seine Tat verschleiern aber trotzdem nicht das geringste schlechte Gewissen haben, nur Angst vor Strafe.

Hab mich eine Weile mit dem Phänomen Serienmörder befasst. Und, ja, auf der einen Seite geb ich Dir schon recht.
Auf der anderen Seite gibt es aber einige Serienmörder, die sich förmlich mit ihrem "böse sein" brüsten. Sie geniessen es, dass sie für den einfachen Menschen da draussen eine Quelle der Angst sind.

Oder es gibt auch welche, die ihre Neigungen lange unterdrücken, eben weil sie sich bewusst sind, dass es was schlimmes ist.
Aber statt sich professionelle Hilfe zu suchen, geben sie irgendwann ihrem Verlangen nach.
Auch in diesem Fall würde ich sagen, dass demjenigen sehr wohl bewusst ist, dass es falsch ist, was er tut.
 
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Ich habe auch gelesen, dass das limbische System in der frühen Kindheit ausgebildet wird und zwar durch Stimulation durch Wärme und Geborgenheit und Liebkosungen durch enge Bezugspersonen.
Da würde mich aber eine Quelle interessieren. Klingt ein bissl simplifiziert für mich.
 
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