Es gibt natürliche Grenzen, das ist wahr. Wenn ich ohne jegliche Übung losrennen würde, 42 Kilometer anpeilend, die Grenzen des untrainierten Körpers missachtend ohne Sinn und Verstand, sterbe ich.
Innerhalb dieser natürlichen Grenzen gibt es die Wahlfreiheit: Ich könnte mich entscheiden, mich monate- oder jahrelang Tag für Tag sanft und kontinuierlich zu trainieren im Laufen und könnte einen Marathonlauf dann, trainiert, beginnen. Oder ich lasse es bleiben. Wofür ich mich entscheide, das mache ich eigenverantwortlich.
Sind einem Menschen durch ein Unglück die Beine verlorengegangen, dann ist das tragisch und dieser Mensch kann natürlich nicht, egal wie er trainiert ist, mit seinen Beinen einen Marathon laufen. Es gibt aber andere Ziele, die dieser Mensch anstreben kann und für alle genannten Personen ist es möglich, auf die eine oder andere Weise, Glück zu empfinden. Nur ist der Weg dahin nicht exakt identisch.
Bei dem Gesetz der Anziehung geht es jedoch, so wie ich es verstanden habe, nicht um die natürlichen Grenzen, sondern um künstliche Grenzen - die Grenzen, die der Mensch sich selbst gesetzt hat.
Denn dies sind die viel zahlreicheren Begrenzungen, die sich ein Mensch selbst setzt, mit seinen Gedanken und Glaubenssätzen und übertriebenen Ängsten.
Nehmen wir an, zwei Personen haben ungefähr die gleichen Vorausetzungen für das Erlangen eines Ziels, also gewissermaßen die gleichen natürlichen Grenzen. Beide erhalten eine Möglichkeit, ein erwünschtes Ziel zu erreichen.
Im Folgenden übertreibe ich beide Pole zur Veranschaulichung. Das sind nur Muster - in Wahrheit ist jeder Mensch immer mal eine Mischung aus beidem.
Die eine Person findet das Ziel wünschenswert und sagt sich: Ich versuche es! Die Person nützt jede Möglichkeit, sich aus hinderlichen Glaubenssätzen zu befreien und das Ziel zu erreichen, geht mit positiver Haltung Stück für Stück vorwärts und ändert auch mal seine Meinung, wenn es not tut, ehrt sich selbst, andre, das Leben, die eigenen Ziele und geht weiter auf dem Weg, auch wenn es mal holprig wird und vertraut, dass es seinen Sinn hat, wie es vorwärts geht. Diese Person ist bereit, die volle Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen und andere für sich verantwortlich zu machen liegt ihr fern, weil sie Meister in ihrem Leben sein will. Dieser Person ist es wichtiger, glücklich zu sein als Recht zu haben und im Vergangenen steckenzubleiben. Wenn sich auf dem Weg alles ändert und eine natürliche Grenze auftaucht, überlegt die Person neu, wie sie zum Glück kommen kann und geht weiter unbeirrt darauf zu. Entdeckt diese Person das "Secret", wird sie es benutzen und feststellen, dass es für sie nützlich ist und oft funktioniert. Der Person begegnen auf dem Weg andere Menschen, die ihr nie zuvor auffielen, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt war und Haltungen und nie in Resonanz war mit den Menschen, die auf das gleiche Ziel zugehen. Diese Begebenheiten bestärken die eine Person in der Überzeugung, dass es vorwärts gehen kann.
Die andre Person sagt gleich: "ach das wär schon schön, aber das geht ja ohnehin nicht, das kann ich gleich bleiben lassen", oder "Tja, bäh, Können vor Lachen, ne?" sucht nicht nach Möglichkeiten, sich aus Glaubenssätzen zu befreien, die sie am Fortkommen hindern. Es gibt kein Verständnis für "Verantwortung", wenn es etwas passiert, ist irgendwas oder jemand schuld und die Person hat selbst nichts mit ihrem Leben zu tun. Die Person ist damit beschäftig, Beweise dafür zu finden, dass eine andere Person oder ein Umstand oder Gott oder sonstwas etwas getan hat und die Person darunter leiden muss und es keine Wahl gibt, so muss sich die Person auch niemals entscheiden, für irgendwen oder irgendwas. Folgerichtig entscheidet dann das Leben oder ein anderer für die Person. Ist es das Leben, ist das Schicksal oder Gott schuld, ist es ein andere Person, ist die schuld. Wird keine schuldhafte andere Person oder kein schuldhafter Grund in einem Umstand gefunden, so ist es ohnehin immer Gott oder das Schicksal, das schuld ist.
Die Person hat weder zu sich noch zu jemandem oder etwas Vertrauen und setzt sich keine Ziele. Bietet jemand dieser Person Hilfe an, dann wird die Hilfe selten oder nur unter Bedingungen angenommen - die wichtigste Bedingung ist die, dass nichts und niemand die eigene Meinung anzweifeln darf und die Person Recht behalten muss. Lieber Recht behalten und nichts an der eigenen Haltung verändern, auch wenn Sinn und Verstand eigentlich dagegensprechen. Fällt dieser Person das "Secret" in die Hände, dann wird sie es nicht lesen und wenn sie es liest, wird sie sich vor einen Spiegel stellen - zum Beispiel - und einen unmöglichen Wunsch äußern ("ich will in einer Sekunde wie Superman aussehen"), um sich und allen zu beweisen, dass das Buch Humbug ist. Der Person kommt nicht die Idee, dass der eigene Wunsch unmöglich oder Humbug sei. Zu keiner Zeit zweifelt die Person an dem Irrglauben, dass sie selbst immer Recht hat und alle anderen Menschen und Gott natürlich Unrecht haben.
Das Buch an sich, das Secret, ist nur ein Buch. Es kann von sich aus nichts.
Wer es wie liest, zeigt die Möglichkeiten, die ein Mensch sich selbst schaffen kann oder weglassen kann.
Das Buch funktioniert oder funktioniert nicht - je nach Leser.
Das Schicksal bestimmt alles oder gar nichts, je nach Mensch und seiner Perspektive auf das Leben.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Begriff "Schicksal" missbraucht wurde, in vielen Kulturen, die die unerwünschte Selbstverantwortung von Menschen, insbesondere Frauen, zu unterdrücken trachteten.
Daher nehme doch ein jeder ein Buch und sein Schicksal so in die Hand, wie er es mag.
Ein Leben ohne Entscheidungen-Treffen-Müssen ist für manche Menschen attraktiver als alle anderen möglichen Wünsche (nicht "unmöglichen" Wünsche) an das Universum. Dann ist es so und es ist doch auch nicht schlecht - nur ist diesen Menschen nicht bewußt, dass sie mit dem Entscheidungen-Abgeben die Steuerung für ihr Leben (im Rahmen des Möglichen) abgegeben haben. An Gott, Schicksal oder Heinz.
Sind bloss so meine Gedanken.
Gute Nacht
eva